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The Pre-Booked Taxi from Don Muang to Jomtien [Report in English]
At Phitsanoluk airport, in upcountry Thailand, I may finally board the plane to Don Muang, Bangkok’s domestic airport. We are one hour delayed. Just when i find my seat, my phone rings: the pre-booked taxi driver in Bangkok calls and asks where I am in Don Muang. I have to tell him that my delayed plane has not even started and that I would touch down only an hour later. He has obviously not checked for delays online. * I booked the taxi trip Don Muang airport – Jomtien with a reputable agency by email. It seems to be this agency’s preferred mode, rather than an online form. I write…
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Touristing in Provincial Northern Thailand – Not Bicycle-Related (20 pics) [Report in English]
Hey, we have the same age! My landlady in this three room B&B takes a picture of my passport, as usual in Thailand. She notes my damaged travel bag and helps me find a repair service. Then she disappears for days. I’m alone with the housemaid. When the landlady re-appears, she says Hey, we have the same age! I saw it on your passport picture. But don’t worry, you are still 3 months older than me. Then she asks But what about your health? The housemaid told me you have a lot of medicine in your room. I explain that the medicine was bought prescription-free and cheaply in Bangkok for…
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Bicycle Day-Touring in Provincial Northern Thailand (20 pics) [Report in English]
Yet another puncture in the forest. I have a pump by now with me, but the inner tube doesn’t hold air for 2 minutes. The Puncture and Friendly Thais So, on a paved road I walk my bicycle towards the next village about 1 km away. In my experience, every northern Thai village has a motorcycle garage that will also fix bicycles. A service truck passes me on its way into the forest. A little later the service truck passes me again, now in my direction, and stops right in front of me. The driver jumps onto the truck bed and shuts something that can only mean, Come heave your…
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Romankritik: Welcome to Lagos, von Chibundu Onuzo (2016) – 4/10 Sterne
Fünf Nigerianer aus allen Regionen und Gesellschaftsschichten machen sich nach Lagos auf – Deserteure, Minister, Journalisten, Dörfler. Doch im ersten Drittel verbindet Chibundu Onuzo (*1991) ihre Geschichten zu wenig und beleuchtet sogar noch Nebenfigurenschicksale. Später leben alle gemeinsam in einer absurden, unterirdischen WG. Die hochgelehrte Autorin überfrachtet ihren Roman mit zu viel Material. Sie schreibt selbst im Nachwort: It takes a dossier of interviews to write a second book. Dem folgen zweieinhalb Seiten Danksagung. Und sie hatte ursprünglich noch mehr Protagonisten, die sie dann wieder herauskegelte (Quelle): at one point I had eighteen characters and the story had kind of lost all shape and momentum, so I had to kill…
- Belletristik, Buch, Deutschland, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Kritik: Nolde und ich. Ein Südseetraum, von Hans Christoph Buch (2013) – 3/10 Sterne
Wie monetarisiert man die 2012er Teilnahme an einer ornithologischen Gruppenreise nach Papua-Neuguinea? Man erfindet ein paar Kapitel über die historische Tropenreise eines berühmten Malers und verschneidet diese Fiktion mit eigenen Tagebuchstichwörtern. Wenn man damit in der renommierten Anderen Bibliothek landet, muss es gut sein. Vielleicht findet Buch sein Buch lässig, ich finde es nachlässig. Amazon-Werbelinks: Hans Christoph Buch | Emil Nolde | Südsee Wahrheit und Dichtung: Hans Christoph Buch (*1944) mischt vier historische Kapitel fast unverbunden mit zwei kürzeren Kapiteln Reisetagebuch aus 2012, insgesamt nur rund 123 Seiten. Die historischen Kapitel über Ada und Emil Nolde sowie „Queen Emma“ sind fiktionalisierte Biografie – Details könnten erfunden sein, aber man weiß…
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Romane mit Pidgin-Englisch
Vergnügliches Pidgin-Englisch liefern u.a. die folgenden Romane und Kurzgeschichten im englischen Original: die frühen Geschichten von V.S. Naipaul, sie spielen ca. 1950 unter eingewanderten Indern auf Trinidad, bekannt v.a. Ein Haus für Herrn Biswas und Der mystische Masseur, in dem eine Frau schnöseliges Neureichen-Pidgin intoniert die Bücher von Naipauls Bruder Shiva und seinem Vater Seepersad die Kurzgeschichten von Eudora Welty aus den US-Südstaaten, Highlights für mich Petrified Man und Why I Live at the P.O. Chinua Achebe wie auch Vincent Chukwuemeka Ike (nigerianisches Englisch) William Faulkner (schwer verständlich für mich) Zorah Nelly-Hurst in den Kurzgeschichten Sweat (Volltext), Spunk (Volltext), John Redding Goes to Sea und The Gilded Six-Bits (Volltext). Die…
- Annehmbar, Belletristik, Buch, England, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Kurzgeschichten
Kritik Kurzgeschichten: We Move, von Gurnaik Johal (2022) – 4/10 Sterne
Sein nächstes Buch sollte Gurnaik Johal ganz in Amritsari-Punjabi schreiben, mit Einsprengseln in Hindi und Marathi zwecks Multikultur. Er sollte es mit weiteren Sikhismus- und Pogrom-Hintergründen spicken und jeden, der die Lektüre verweigert, anklagen. Gurnaik Johal schreibt lakonisch über Inder (oder Indischstämmige?) im Londoner Stadtteil Southall in Flughafennähe. Teils schildert er junge, schon etablierte Paare; teils ältere, sehr traditionelle Herrschaften; sowie junge Männer und Frauen, die gerade erst eintreffen und sich einfinden müssen. Überwiegend spielt die indische – genauer: – Punjabi-Herkunft eine Rolle, wegen Heimwehs, Start im neuen Land, Erinnerungen, Fremdenfeindlichkeit oder Kulinarik. Einige der besten Geschichten könnten auch unter Weißen spielen, so das erste Stück Arrival um ein junges…
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Kritik: Thailand – der Norden, von Sandra Wohlfart (Michael Müller Verlag, 1. Auflage 2022)
Dies ist die 1. Auflage von Oktober 2022, und eine erste Auflage ist nie ideal (ich war vor Ort Dez-Januar 2022-23). Auf jeden Fall liefert das MM-Buch mehr Inspiration für Nordthailand als die anderen, auch englischen Reiseführer, die auf ähnlich vielen Seiten das ganze große Thailand behandeln und sich teils auf die überfüllten Strände konzentrieren. Amazon-Werbelinks: Thailand-Reiseführer | Michael-Müller-Reiseführer | Südostasien Formulierungen, Reiseführer-Deutsch: Ausdrücke wie „der Tempel auf der anderen Seite des Museums“ in Nan-Stadt sind völlig unklar, auch wenn die Karte im Buch die Sache klärt; bitte generell Himmelsrichtung angeben wie „direkt östlich vom Museum“ (so wie grundsätzl. im Lonely Planet) oder mindestens einen Bezug wie „auf der anderen…
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Kritik Indien-Roman: Ghachar Ghochar, von Vivek Shanbhag (2013) – 7/10 Sterne
Vivek Shanbagh (*1962) liefert interessante Einblicke in indisches Alltagsleben heute, ingesamt stimmig erzählt. Eine Zwei-Generationen-Familie scheint vor dem Abgrund zu stehen, als der Familienvater und Ernährer den Job verliert. Doch sein jüngerer Bruder hat eine erfolgreiche Geschäftsidee, und kurzum bewohnt die Familie sogar ein besseres Haus in einem teuren Viertel. Die Beziehungen zwischen den Akteuren ändern sich. Vivek Shanbaghs Ich-Erzähler klingt ruhig bis souverän, man folgt ihm gern. Er bringt interessante Alltagsdetails etwa über Dampfdruckkocher oder arrangierte Ehen. Der Ich-Erzähler berichtet im Rückblick, mit Zeitsprüngen und vielen Verallgemeinerungen. Darum gibt es nicht viele Dialoge; die wenigen Wortwechsel klingen jedoch reizvoll, oft spannungsreich bis zänkisch. Kellner Vincent tönt fast wie das…
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Kritik Spanien-Bericht: Capricho. Ein Sommer in meinem Garten, von Beat Sterchi (2021) – 3 Sterne
Dies ist teils Autofiktion, teils Huertofiktion. Beides nervt. Denn sonst ist es nichts. Irgendetwas über Landflucht, Klimawandel, persönliche Abenteuer, demografischen Wandel, Bürgerkrieg, Tourismus, spanische oder EU-Politik, Dorfsoziologie etc. sagt Beat Sterchi nicht, auch wenn er ein bisschen über die Szene an der Küste spottet und in der Hängematte Bücher über Spanien ab 1936 liest. Sterchi erwähnt nicht mal Castellón, die spanische Provinz, aus der er berichtet, verrät nur ein paar Kleinstadtnamen Nichts passiert. Kein Konflikt, kein Drama, keine Liebe, kein pfiffiger Dialog, keine Politik im Dorf. Von den Nachbarn hören wir ein paar kauzige Sprüche. Zwischendurch kommen Frau und Tochter zu Besuch, sie erhalten wenige Zeilen. Den „lieben Freund Miguel“…
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Kritik Kurzgeschichte: In the South, von Salman Rushdie – 8 Sterne
Zwei uralte Pensionäre leben schon lange Veranda an Veranda in Chennai. Täglich lästern sie genüsslich übereinander nach liebgewonnenem Ritual. Teils klingen sie leicht konsumierbar lebensweise, teils lustig. In dieser urban indischen Kurzgeschichte von Salman Rushdie passiert zunächst nicht viel. Das ist alles Atmosphäre, Grummeln und Wort-Ping-Pong. Doch der Autor deutet in den ersten Zeilen eine Entwicklung kurz an, die man schnell wieder vergisst – bis Rushdie gegen Ende etwas abrupt und dramatisch darauf zurückkommt, und noch mehr Lebensweisheit obendrauf packt. Dabei bleibt er knapp unaufdringlich. Assoziation: Die Atmosphäre im Wohnblock erinnerte mich an viele Südindien-Filme aus Tamil Nadu Wegen der detailliert geschilderten urban-häuslichen Situation Vivek Shanbaghs Ghachar Ghochar Volltext der…
- Annehmbar, Auswandern, Biographie, Buch, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Sachbuch
Kritik Biografie: Die Löwin. Tania Blixen in Afrika, von Tom Buk-Swienty (2019, or. Løvinden – Karen Blixen i Afrika) – 6 Sterne
Fazit: Tom Buk-Swienty liefert weit mehr Fakten und Bilder als andere Biografen, und er nutzt neu erschlossene Quellen, vor allem zu Blixens Financier und Onkel Aage Westenholz. Er beschreibt ausschließlich Tania Blixens afrikanische Zeit, und das auf über 700 Seiten. Die Biografie lässt sich leicht lesen, obwohl sie (jedenfalls in der Eindeutschung von Ulrich Sonnenberg) sprachlich unterwältigt und ermüdend Krise an Krise reiht. Amazon-Werbelinks: Jenseits von Afrika | Tania Blixen | Ganz Afrika | Kenia Männer, Heuschrecken, Dürre, Krieg, Krankheit: Buk-Swienty kommt Tania Blixen nicht nah, klingt zuweilen spöttisch, herablassend oder leiert schlicht die Fakten aus seinem riesigen Materialberg herunter, hier aus einem einzigen Absatz: Ein paar Stunden später erreichten…
- Annehmbar, Auswandern, Biographie, Buch, Deutschland, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Sachbuch
Kritik Biografie: Walter Spies, Ein exotisches Leben, von Michael Schindhelm (2018) – 5/10 Sterne
Trotz aller Schwächen kann diese Walter-Spies-Biografie kaum ganz missglücken, denn Autor Michael Schindhelm hat fantastisches Ausgangsmaterial: Walter Spies‘ abenteuerliches Leben in Russland, Deutschland, auf Java und Bali mehrere Forschungsberichte zu Walter Spies Walter Spies‘ pfiffige Briefe v.a. an seine Mutter Walter Spies‘ faszinierende Malerei Michael Schindhelm zitiert freilich zu wenig Spies-Briefe zu knapp zu kalauer-orientiert; und er zeigt zu wenig Spies-Bilder zu klein. Auf Bali präsentiert Schindhelm seine Figur vor allem als Kulturlöwe und Promi-Gastgeber. Amazon-Werbelinks: Walter Spies | Michael Schindhelm Anfang mit dem Ende: Am Anfang schildert Autor, Regisseur und Kulturmanager Michael Schindhelm das Kriegs-Ende von Walter Spies – ein billiger dramaturgischer Trick. Und er schildert es kursiviert, mit…
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Kritik Thailand-Buch: Love, Money and Obligation: Transnational Marriage in a Northeastern Thai Village, von Patcharin Lapanun (ersch. 2019) – 7 Sterne – mit Links
Dies ist ein sprödes Soziologiebuch. Es steckt voller Statistik und Verallgemeinerung aus den Nullerjahren und davor – Eheschließungen, Migration, Gelderwerb, Landwirtschaft, Familienorganisation, Landesgeschichte, Tourismus, Ost-West-Kinder, Glaube, Thai-Familie. Eingestreut sind ein paar kurze Fallgeschichten von Thai-Paaren, gemischten Paaren und einzelnen Thailänderinnen, wiederum spröde erzählt. Eine mehrseitige „Conclusion“ am Ende jedes Kapitels und ein eigenes „Conclusion“-Kapitel am Ende des Buchs erzeugen noch mehr Abstraktion und Redundanz. Der Thai-Land-Tourist vernimmt viele interessante Fakten und statistische Bestätigungen des womöglich Immer-schon-Vermuteten – und ein paar verblüffende Behauptungen. Die Anthropologin Patcharin Lapanun von der Uni Khon Kaen (KKU) liefert überraschende Informationen zu thailändischer Arbeitsmigration und internationaler Ehevermittlung auf Dorfebene. Wie der Titel sagt, will Lapanun genauer…
- Auswandern, Belletristik, Buch, England, Gut, Hongkong, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Roman
Romankritik: Aufregende Zeiten, von Naoise Dolan (2020, engl. Exciting Times) – 8 Sterne
In Hongkong hat der reiche Banker Julian, 28, Brite, eine WG+ mit der armen irischen Englischlehrerin Ava, 22: Sie lebt gratis bei ihm, packt seine Koffer, erledigt den Müll und erträgt seine billigen chinesischen Zigaretten; nachts geht’s manchmal in die Kiste, zumindest oral. Aushälter und Haushälterin betonen das Unverbindliche, letztere etwas zähneknirschend. Ihre Sicht zu Romanbeginn: I am glad Julian does not demand intimacy, and annoyed at him for not offering it. (Ich kenne nur das engl. Original und kann die Eindeutschung von Anne-Kristin Mittag nicht beurteilen.) Allmählich äußert sich in flapsigen Randbemerkungen, im Abholen am Flughafen, auch Sympathie. Er nennt sie, so die Ich-Erzählerin, a tiger cub, and I…
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Kritik Kurzgeschichten: Abtauchen, von Junot Díaz (1996, engl. Drown) – 7 Sterne
Themen sind das ärmliche Leben in der Dominikanischen Republik, Statuskämpfe, der Traum von Amerika, dann Unterschichtleben, Kleinkriminalität und immigrantisches Hocharbeiten in der US-Vorstadt, Familientristesse, Untreue. Creative-Writing-Professor Junot Díaz (*1968) entwirft keine runden Handlungsbögen: Er reiht kleine Vignetten auf, die Geschichten enden unspektakulär. Das Ambiente stößt oft ab, doch haben die Geschichten bei aller Episodenhaftigkeit etwas Brennendes, dem ich nicht entkam. Amazon-Werbelinks: Junot Díaz | Jay McInerney | Lorrie Moore | John Updike Yuniors Weg: Fünf der zehn Kurzgeschichten handeln von Yunior (eigentlich Ramón, wie der Vater); das alter ego des Autors ist hier teils neun Jahre alt und lebt zunächst in der Dominikanischen Republik, der Vater „had left for Nueva…
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Romankritik. Einer von uns, von Chinua Achebe (1966, engl. A Man of the People) – 5 Sterne
Ich-Erzähler Odili Samalu ist zunächst ein kleiner Lehrer in einer privaten Dorfschule – gut gebildet zwar, doch er will mit der korrupten Staatsbürokratie im postkolonialen Nigeria nichts zu tun haben. Dann gerät Odili ins Umfeld des mächtigen, brunzdummen Kulturministers Chief the Honourable M. A. Nanga, M.P.; dessen Umtriebe, Eitelkeiten und hohlen Sprüche schildert der Ich-Erzähler delektabel vollmundig, deftig satirisch – nicht subtil, aber meist auch nicht schrill oder anklagend. Ich-Erzähler Odili verulkt weitere Speichellecker, Karrieristen, weiße Berater, die opportunistische Journaille und nicht zuletzt sich selbst als Schürzenjäger. Amazon-Werbelinks: Chinua Achebe | ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Handlungsbogen: Einen Handlungsbogen hat das Romänchen bis zur Hälfte nicht: Der…
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Kritik Japan-Buch: Grammatik des Lächelns, von John David Morley (1985, engl. Pictures from the Water Trade) – 6 Sterne
John David Morley beschreibt das Japan der 1970er mit großen staunenden Augen, wie ein Tourist, zu genau, zu nacheinander, zu angelesen, und nicht schriftstellerisch abgeklärt, nicht souverän gefiltert. Er erzählt ein paar Begegnungen fast zu detailliert; dazu kommen lange verallgemeinernde Seiten voll kursivierter japanischer Ausdrücke. Dafür gab’s allerhöchstes Lob. Ganz genau: Das beginnt schon mit dem ersten Kapitel, ein lokaler Bonze schleift die Hauptfigur Boon durch Nachtclubs: Morley schildert alles gewissenhaft, bis zum Nackttanz auf dem Tresen, und frohlockt andertags doch tatsächlich: Boon woke up to find that overnight he had arrived in Japan. Kein Wunder, dass der Erzähler alles Japanische erklärt – von Tatami bis Kotatsu -, im Lauftext…
- Annehmbar, Auswandern, Biographie, Buch, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Sachbuch
Buchkritik: Nach dem Monsun, von John David Morley (2001) – 6 Sterne
Das Buch enthält vier etwa gleich lange Teile über: Singapur mit englischer Familie und malaiischen Angestellten; England mit erweiterter englischer Familie; Ghana mit englischer Familie und afrikanischen Angestellten; sowie England im Internat. Morley schreibt über Jahre ab etwa 1952, er ist vier bis etwa zehn Jahre alt. Er schreibt aus Kinderperspektive, wir lernen vor allem seine zwei Schwestern, Schulfreunde und einheimische Hausangestellte kennen. Er liest sich halbwegs interessant, Motive aus frühen Buchteilen kehren später wieder, verbinden so (halbwegs) die sehr disparaten Lebensabschnitte. Amazon-Werbelinks: Singapur | Südostasien | China Asien: John David Morley (1948 – 2018) schildert zunächst frühe Kindheitsjahre mit Eltern, zwei Schwestern und 13 malaiischen Hausangestellten in Singapur. In…
- Auswandern, Biographie, Buch, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Sachbuch
Kritik Memoiren. My Other Family: An Artist-Wife in Singapore, von Patricia Morley (1994) – 7 Sterne
Von 1946 bis 1948 lebte die Engländerin Patricia Morley in Singapur mit englischem Mann und eigenen Kindern – und mit mehreren malaiischen Hausangestellten plus Anhang. Über die Malaiien (gutteils aus Indonesien) berichtet Morley in diesem Buch. Außerdem zeigt die künstlerisch ausgebildete Autorin 16 Kohlezeichnungen in ordentlicher SW-Qualität auf Kunstdruckpapier. Obwohl ihr Mann in der Kolonialverwaltung arbeitete, kommt Politisches nicht zur Sprache. Patricia Morley redet nur über Persönliches und Äußerliches. Vielleicht ist das Politische an ihrem Bericht, dass Morley die Verhältnisse nie in Frage stellt, auch nicht die Niedrigstlöhne ihres Personals. Harte Ungerechtigkeiten und das frauenfeindliche Klima spricht sie knapp und nüchtern oder gar nicht an. Laut Eigendarstellung im Buch behandelt…
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Romankritik: Auf der anderen Seite des Flusses, von Pedro Mairal (2016) – 4 Sterne
Der Roman weckt mein Interesse für Geschichten aus Argentinien und Uruguay, aber nicht für weitere Bücher von Pedro Mairal. Zur Hauptfigur: Ich-Erzähler Lucas ist ein selbstmitleidiger Unsympath, er hat lt. Selbstzeugnis zu viel „giftiges Testeron“ im System (S. 13), er redet gern vulgär, und seine Frau liefert Triebabfuhr nicht in gewünschter Menge. Doch Lucas, 44, lauscht gern dem „Tier in einem“ (S. 52). Darum greift er sich am Strand von Uruguay eine Loverin (S. 28): feuchtes Haar, Jeans-Minirock, lockeres T-Shirt über dem Bikini-Oberteil. Später erscheint sie, 28, im „rückenfreien T-Shirt zum Anbeißen“ (S. 87). Dieser feuchte (wörtlich) Traum hat nicht nur „eine uruguayische Nase“ und „ein Piercing in der Klitoris“.…
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Romankritik: Die Schwarze von Panama, von Georges Simenon (1935) – 7 Sterne
Der Kreditbrief platzt, und so strandet ein gutsituiertes französisches Ehepaar fast mittellos im schwül-heißen Panama. Die Frau findet Anstellung und Unterkunft in einem guten Hotel, doch der Mann muss allein im „Negerviertel“ hausen (S. 67): Das Haus roch nach Negern. Der Mann lässt sich gehen, goes native samt örtlicher Loverin, und Georges Simenon schildert das genüsslich. Auf Amazon: Bücher Georges Simenon Simenon (1903 – 1989) berichtet viele stimmige Details, schafft eine glaubhafte Atmosphäre. Doch manche Handlungselemente überzeugen nicht ganz: Der gestrandete Ehemann, Ingenieur, verschwendet sein letztes Geld wenig glaubhaft an Alkohol, den er nicht verträgt; die scharfe soziale Segregation der Eheleute gleich nach Platzen des Kreditbriefs klingt unglaubwürdig; und die…
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Kritik Indonesien-Buch: Hallo Mr. Puttyman bzw. Auf den Spuren von Mr. Spock, von Nigel Barley (1989, engl. Not a Hazardous Sport bzw. Toraja) – 6 Sterne
Nigel Barley beginnt sein Indonesien-Buch weitschweifig mit Reisegedöhns: The equipment laid out on the bed… How many shirts? How many pairs of socks? …a cheap ticket… the broken lavatories of the airport… Heute hier, morgen dort: Ja, wir hören auch länger vom Flughafen Moskau, und Barleys ursprüngliches Flugticket aus einer dubiosen Quelle platzte. Das ist doch eine Zumutung für den Leser, wenn auch routiniert flüssig geschrieben (ich kenne nur das englische Original und kann die deutsche Fassung nicht beurteilen). Und weiter schleppt sich Barleys Bericht von Haltestelle zu Haltestelle: Nach dem Flughafen Moskau kommt die Zwischenstation Singapur. Dann Zwischenstation Jakarta. Dann Busfahrt Jakarta-Surabaya. Dann Zwischenstation Surabaya. Dann Fähre Surabaya-Sulawesi. Zwischen-Aufenthalt…
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Kritik Afrikabuch: Die Raupenplage, von Nigel Barley (1983, engl. Plague of Caterpillars) – 7 Sterne
Routiniert spult das Afrikabuch Anekdoten, Pointen und Allgemeinplätze herunter: Ein schriller Weißer ermordet seine Katze und kocht sie. Auch Erlebnisse mit halbzahmen Affen oder Vögeln walzt Nigel Barley (*1947) breit fürs Publikum aus; sie scheinen teils fürs Buch inszeniert oder dramatisiert, auch der kackende Ziegenbock in der Lehmhütte, haha. Nigel Barly bei Amazon (Werbe-Link) Warum Anthropologe Barley mit abgehangenen Dritte-Welt-Malesten bei der Einreise, bei Inlandsflügen und in schäbigen Hauptstadt-Hotels beginnt, bleibt unklar – er hat doch viel besseres Material. Aber vielleicht gehört Klischeeauswalzen zum Genre, so wie vielleicht auch die Titelbild-Karikatur mit weißem Grinsemann im Safari-Hemd, Affe und Bierflasche im Arm (Affe und Bierflasche erscheinen in den Berichten). Erst im…
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Kritik Afrikabuch: Traumatische Tropen, Notizen aus meiner Lehmhütte. Von Nigel Barley (1983, engl. The Innocent Anthropologist) – 7 Sterne
Anekdoten, Pointen und Allgemeinplätze schnurren ab der ersten Seite gut geölt herunter. Dazu behauptet Nigel Barley in seinem Afrikabuch auch mal Widersprüchliches: Aufgebrochen sei er totally unprepared both materially and mentally for the bush und nur eine Seite später: I felt as well equipped as anyone needed to be. Selbstironie ist des Angelsachsen Pflicht, darum Barley über sich: a flurry of irrelevant activity… re-establish my credentials as a harmless idiot Ein englischer Kritiker bezeichnete Barley als typischen „court jester“ (Hofnarr) der britischen Reiseliteratur (Quelle), und im englischen Nachfolgeband Raupenplage preist ihn der Verlag tatsächlich als „jester“ an. Das passt, und in der zweiten Buchhälfte habe ich tatsächlich ein paar Mal…
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Buchkritik: Frau im Dunkeln, von Elena Ferrante (2006) – 6 Sterne – mit Video
Das Buch spielt gutteils in einem süditalienischen Küstenort im Sommer, oft im Strandbad, es gibt eine neapolitanische Großfamilie – doch Italienità gibt es nicht. Eher zeigt der schmächtige Roman das wehleidige Kreiseln einer 47jährigen um sich selbst: sie mit ihren Kindern heute und einst, sie damals mit ihrer Mutter, sie mit Strandnachbarn (v.a. Mütter und Töchter), Psychogedöhns, drei Schwestern hat sie auch noch, wohl ein Frauending. Drum (?) geht’s auch um Schönheit, die Ich-Erzählerin ist der festen Überzeugung, ich sei hässlich, ich dachte, meine Mutter ist schön und ich nicht. Heulheul. In der Jetztzeit und in vielen langen Rückblenden bringt die Ich-Erzählerin, eine verbitterte Krampfhenne, immer neue Beispiele ihrer abstoßenden…
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Kritik Sachbuch: Menschwerdung eines Affen, von Heike Behrend (2020) – 6 Sterne
Heike Behrend mischt immer wieder drei unterschiedliche Dinge: Allgemeine Theorie und Praxis der Ethnologenzunft, mit wissenschaftlichen Belegen und Fremdwörtern (z.B. ausführlich „das Motiv des Seelenklaus oder des Verlusts des Schattens“ oder „der akademische Affe als liminale Figur“) Ihre Forschungsergebnisse bei ethnologischen Aufenthalten in Kenia und Uganda – zunächst allgemein Soziales, dann Kannibalismus und Katholizismus, zuletzt Fotografie der Afrikaner die teils kuriosen Reaktionen der erforschten Afrikaner auf ihre Erforscherin; im ersten Buchdrittel (in Kenias Tugenbergen) galt sie ihnen zunächst als „Affe“, später als „Spion“ oder „Kannibale“ (S. 238 etc.). (Ich kann’s kaum glauben, dass die (lt. Buch) linke Berliner Adorno-Rezipientin, Alt-68erin und Kinderladen-Befürworterin Heike Behrend „Affe“, „Spion“ und „Kannibale“ nicht gendert…
- Annehmbar, Asien, Auswandern, Buch, Deutschland, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Sachbuch
Kritik Sachbuch: Der fremde Deutsche, von Umeswaran Arunagirinathan (2017) – 5 Sterne
Der Autor, mit 12 aus Sri Lanka geflüchtet, heute dunkelhäutiger Herzchirurg in Deutschland, hat mit ausländerfeindlichen Patienten zu tun, die er darum besonders aufmerksam betreut, und scheitert an vielen Disko-Türen. Tolle Unterstützung bekommt er andererseits auch. Dieses Buch über einen südasiatischen Flüchtling in Deutschland beginnt in… London, und dort lernen wir schlagartig zu viele Familienmitglieder kennen. Kurz danach stellt Umeswaran Arunagirinathan (*1978) seine… afghanische Ersatzfamilie in Deutschland vor, samt Kosenamen. Auch viele andere Vertraute des Autors in Hamburg und Kiel sind zunächst nicht-deutschstämmig: Iraner, Ghanaer, Japaner, Polen. Umeswaran Arunagirinathan auf Amazon (Werbe-Link) Teils interessant: Arunagirinathan schreibt teils Interessantes, aber nie gut. Die Sprache klingt fad, manchmal verschluckt er wichtige Details,…
- Asien, Auswandern, Belletristik, Buch, Film, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Roman, Spielfilm, Südostasien
Roman + Film: Heiße Küste / The Sea Wall / Un barrage contre le pacifique, von Marguerite Duras (1950, 2008) – 7 Sterne – mit 2 Videos
Marguerite Duras verarbeitet im Roman Heiße Küste ihre eigene, ärmliche Kindheit im Indochina der 1920/1930er Jahre, offenbar in Prey Nob, Kambodscha, zwischen Kampot und Sihanoukville (der Ort auf Google Maps). Sie schildert eine verlotterte Kleinfamilie in öder Einsamkeit, deren landwirtschaftliche Pläne längst scheiterten. Rohheit, Opportunismus, Willkür: Das Buch ist voll Rohheit, Opportunismus (bis hin zu Diebstahl und Prostitution), Gleichgültigkeit und Willkür. Alle sind käuflich oder verkaufen andere, Weiße und Khmers, vor allem die Frauen handeln mit sich selbst. Marguerite Duras erzählt das gelangweilt, desinteressiert, wie erdrückt von der Hitze. Jede Niedertracht der Akteure kommt beiläufig. Manchmal scheint ihr Umgang mit dem Leser genauso unwirsch wie der Ton der Akteure untereinander,…
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Romankritik. Das kann uns keiner nehmen, von Matthias Politycki (2020) – 7 Sterne
Zwei Männer-Männer stiefeln angeschlagen, doch breitbeinig durch Ostafrika und diesen Roman. Die Eier schleifen übern Boden, die Verdauung ruckelt. Herb müffelndes Mansplaining. Der Ich-Erzähler deutet früh allerlei Tragödien an, deren Enthüllung der brave Leser gewiss zum Roman-Ende erwarten darf. Schon der Klappentext raunt schwülstig*: Doch der Tod fährt in Afrika immer mit, und nur einer der beiden wird die Heimreise antreten. Weitere Andeutungen folgen (S. 140): „Er hatte nur noch einen ((Tag)). Doch das wußte er natürlich nicht“ nebst enigmatischen Verweisen auf Verflossene. Das ist ein verschwitztes Buddy-Movie. Frauen gibt’s in diesem Buch nur als himmlische Ex oder Haptik-affine Kellnerin. Matthias Politycki bei Amazon (Werbe-Link) Schwer erträglich ist das, und…
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Buchkritik: Amore al dente / Only in Naples / The Mother-in-Law Cure, von Katherine Wilson (2016) – 6 Sterne
Ich habe mehrmals laut gelacht, vor allem im ersten Viertel, das gibt’s nicht oft. Die US-Autorin haut ihre neapolitanische Gastfamilie nur ein bisschen in die Pfanne, eher sich selbst, ihre US-Sitten und Italien im allgemeinen. Trotzdem war mir unbehaglich: Wilson erzählt mit zu viel Dampf. Wie eine Bühnenkomikerin scheint sie eine Anekdoten-Mindestzahl pro Seite rauszuhauen, darunter Sprüche fürs Poesiealbum wie Goethe said, „See Naples and die.“ I saw Naples and started to live.* Es wunderte mich gar nicht, als Wilson über ihre Jugend schrieb: What i loved to do was perform… i studied acting… i performed the leading role in nearly thirty plays… Und mit dieser Energie textet Katherine Wilson…