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2023: Autorinnnen schreiben nur noch Romane über Romane
Marlen Hobrack Schrödingers Grrrl Göre agiert als mediengerechte Fake-Autorin Amazon-Werbelink Susanne Kristek Die nächste Depperte Gescheiterte Bestsellerautorin Amazon-Werbelink Antonia Baum Siegfried Autorin, gähn, mit, gähn, Schreibblockade in, gähn, Berlin und, gähn, Psychiatrie Amazon-Werbelink
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Belletristik, Buch, Deutschland, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Kritik: Nolde und ich. Ein Südseetraum, von Hans Christoph Buch (2013) – 3/10 Sterne
Wie monetarisiert man die 2012er Teilnahme an einer ornithologischen Gruppenreise nach Papua-Neuguinea? Man erfindet ein paar Kapitel über die historische Tropenreise eines berühmten Malers und verschneidet diese Fiktion mit eigenen Tagebuchstichwörtern. Wenn man damit…
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Romankritik: Café der Unsichtbaren, von Judith Kuckart (2022) – 6/10 Sterne
Judith Kuckart erzählt zunächst nicht uninteressant von der Telefonseelsorge in Berlin – von Seelsorgern und Anrufern. Der Roman beginnt annehmbar und baut dann stark ab: Schwächen: Kuckart schildert einzelne Episödchen und Anrufe. Von einer…
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Kritik Kurzroman: Der harte Handel, von Oskar Maria Graf (1832) – 7/10 Sterne
Oskar Maria Graf erzählt spannend und unidyllisch vom Leben auf dem Dorf mit Versicherungsbetrug, Ausbeutung, Hinterfotzigkeit und kalkuliertem Sex unter Unsympathen. Der Titel „Der harte Handel“ passt perfekt zu Atmosphäre, Intrigen und Geschacher im…
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Kritik Kurzgeschichten: Dorfbanditen, von Oskar Maria Graf (1832) – 6/10 Sterne
Oskar Maria Graf erzählt Schnurren aus Kindheit und Jugend. Teils sind es haarsträubende Missgeschicke, etwa der Gang übers brüchige Starnbergerseeeis oder die Torte auf dem Parkettboden („wie ein auseinandergespritzter Fladen Kuhdreck“). Solche Kurzgeschichten enden…
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Kritik: Theodor Storms Novellen (1861 – 1888) – 7/10 Sterne
1861 – Veronica – 6/10 Junge, schöne Ehefrau gewährt jungem Galan außerehelichen Kuss unter rauschendem Mühlrad – und das als Katholikin, vor dem Osterfest. Der Beichtstuhl wartet, gefühlt sogar das Schafott. Für Stormverhältnisse sehr…
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Leseeindruck Kurzgeschichten: Sommerhaus, später, von Judith Hermann (1998) – mit Video
Ich konnte mit Judith Hermanns hochgelobten, preisgekrönten Kurzgeschichten sehr wenig anfangen und habe darum nur 4,5 von neun gelesen (s.u.). Die Protagonisten wirken teils willkürlich, aufdringlich unbürgerlich („auf verschiedene Hamster getreten“); nur die Geschichte…
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Romankritik: Daheim, von Judith Hermann (2021) – 7 Sterne
Judith Hermann schreibt betont achtsam, zart, feminin, spröd, mild wunderlich. Teils pseudo-literarisch-lyrisch wie Seit fast einem Jahr lebe ich auf dem Land, an der östlichen Küste ((…)) an dieser Küste Warum schreibt sie nicht…
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Romankritik: Mittagsstunde, von Dörte Hansen (2018) – 7 Sterne – mit Video
Dörte Hansen hat tolles Material an der Hand: Echte Dörfler vom Alten platten Land, die prächtig Dialekt reden; interessante Details aus Landwirtschaft und Land-Wirtschaft; drei Generationen. Terroir ohne Ende. Sie verwebt ihre Motive vielfach,…
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Kritik Justiz-Kurzgeschichten: Die Sau, von Ludwig Thoma (2015) – 7 Sterne
In Ludwig Thomas Justiz-Kurzgeschichten hauen sich Bayernmänner im Bierhaus Bierkrüge und mehr auf den Kopf: Mit diesen eichenen, buchenen und eisernen Wehren haben die grimmigen Huglfinger Helden gestritten gegen die Mannen von Kraglfing und…
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Buchkritik: Stimmen, von Wolfgang Herrndorf (2018) – 7 Sterne
Bei Wolfgang Herrndorf stimmt jeder Ton, er hat viel Sinn für Sprache, und zwar nüchterne, unprätenziöse Sprache, entschlackt, provozierend lakonisch. Kein Wort klingt falsch, nicht mal langweilig. Das Bändchen Stimmen enthält kurze Texte, die…
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Lese-Eindruck: Die Titanic und Herr Berg, von Kirsten Fuchs (2005)
Kirsten Fuchs auf Amazon (Werbe-Link) Kirsten Fuchs textet aufdringlich prollig und wortgewaltig: Ich schreibe „Die Welt ist scheiße und kacke“ auf Rosenblätter. Sags durch die Blume. Kirsten Fuchs ist so verliebt in ihre Sprachkreationen…
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Romankritik. Das kann uns keiner nehmen, von Matthias Politycki (2020) – 7 Sterne
Zwei Männer-Männer stiefeln angeschlagen, doch breitbeinig durch Ostafrika und diesen Roman. Die Eier schleifen übern Boden, die Verdauung ruckelt. Herb müffelndes Mansplaining. Der Ich-Erzähler deutet früh allerlei Tragödien an, deren Enthüllung der brave Leser…
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Buchkritik: Ein Mann der Kunst, von Kristof Magnusson (2020) – 4 Sterne
Kristof Magnusson liefert hier wieder reizvolle Einblicke in selten literarisierte Bereiche – nicht nur in den Kunstbetrieb, sondern auch in öffentliche Gremien und in Baustellen aus Architektensicht. Der Autor spießt deutsche Sprachmoden hübsch auf:…
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Leseeindrücke: Heine für Boshafte (insel-Verlag 2008) – Heinrich Heine Mit scharfer Zunge (dtv 1997)
Heinrich Heine Mit scharfer Zunge (dtv) Die „999 Aperçus und Bonmots“ sind teils nur ein bis drei Zeilen – im Schnitt deutlich kürzer als bei Heine für Boshafte und damit für mich noch weniger…
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Kritik Roman. Daniela Krien: Irgendwann werden wir uns alles erzählen (2011) – 7 Sterne
Daniela Krien erzählt eine runde, klare Geschichte – Ort, Zeit und (ab dem dritten Kapitel) das Personal sind in sich geschlossen überschaubar. Das Buch endet, wiederum stimmig, mit einer abrundenden Vollbremsung. \᛫/\o/ Auf diesem…
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Kritik Roman. Daniela Krien: Die Liebe im Ernstfall (2019) – 7 Sterne
Daniela Krien schreibt flüssig in betont einfachem, klarem Deutsch, das nie schwach klingt – stark. Sie verbindet die Leben und Buchabschnitte der fünf Protagonistinnen geschickt und reizvoll. Allerdings kommt die erste Protagonistin, Paula,…
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Kritik Grotesken: Katastrophen-Geschichten von Hermann Harry Schmitz – 7 Sterne
Harry Hermann Schmitz (1880 – 1913) schreibt Alltagsszenen: die Familie beim Kaffee, der tropfende Füllfederhalter, der Umzug. Die Geschichten beginnen spießbürgerlich banal und weiten sich bald ins Groteske und Fantastische: Figuren gehen auf den…
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Romankritik: Heinrich Grewents Arbeit und Liebe, von Christoph Peters (1996/2007) – 3 Sterne
Der Leser verbringt den Roman im Kopf des verkniffenen, unsympathischen Angestellten Heinrich Grewent. Der grämt sich über seine untergeordnete Position in der Firma und bei der Ehefrau. Grewent muss plötzlich geschäftlich auf Bahnreise, ohne…
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Buchkritik: Arztroman, von Kristof Magnusson (2014) – 7 Sterne – mit Video
Auweia, vorher nicht gewusst: Der Roman stammt von einem Leipzigabsolventen, er zeigt also volle Leipzigsymptomatik: Schauplatz Berlin; hippes oder semihippes Berlinpersonal; wenig oder blasse Dialoge funkenfrei; blasses Personal und blasses Deutsch, in dem die…
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Belletristik, Buch, Deutschland, Filmbuch, Gut, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Philippinen, Reise, Reisebuch
Kritik Drehbuch: Manila, von Bodo Kirchhoff und Romuald Karmakar (1998) – 7 Sterne – mit Video
Hin im Bumsbomber, zurück im Tripper-Clipper: In diesem Drehbuch warten ein paar Deutsche am Flughafen Manila auf ihre Maschine nach Frankfurt. Sie reden zynisch vulgär über Sexkauf auf den Philippinen und Live-Enthauptung in Saudi-Arabien.…
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Kritik Kurzgeschichten: Die Einsamkeit der Haut, von Bodo Kirchhoff (1983) – 6 Sterne – mit Video
Fazit: Die Geschichten spielen im Frankfurter Bahnhofsviertel: auf der Straße, in Peepshow-Kabinen, Kantinen und Puffzimmern. Der Ich-Erzähler ist stets unpersönlich, verklemmt mit kleingeistigen und anwidernd pornografischen Gedanken. Den möchte man nicht in der Verwandtschaft…
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Romankritik: Rumplhanni, von Lena Christ (1916) – 8 Sterne – mit Video
Fazit: Die ersten drei Viertel spielen auf dem Dorf und bereiten Freude: Deftiges Bairisch, scharfzüngige Dialoge und schöne Beobachtungen, wenn „die Bauern ((…)), die Jungen und die Dienstigen“ interagieren, ganz zu schweigen von den…
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Buchkritik: Madam Bäuerin, von Lena Christ (1919) – 7 Sterne – mit Video
Fazit: Jungbauer Franz und „Stadtmamsell“ Rosalie wollen heiraten. Doch beide Mütter protestieren gegen eine Stadt-Land-Ehe; zudem ist Rosalie einem spröden Assessor versprochen. Aus diesem schlichten Konflikt zimmert Lena Christ (1881 – 1920) eine alpenländische…
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Buchkritik: Mathias Bichler, von Lena Christ (1914) – 5 Sterne
Zwar ist man hier in vertrautem Lena-Christ-Land: auf dem oberbayerischen Dorf, mit all seinen Käuzen; und – bei Lena Christ – natürlich mit unehelichen und Pflegekindern. Doch die Geschichte spielt großteils schon um 1800,…
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Buchkritik: Bauern: Bayerische Geschichten, von Lena Christ (1919) – 7 Sterne
Lena Christ erzählt viele kurze, unverbundenene, humoristische Anekdoten vom Dorf um 1918. Sie schwafelt nicht lang rum, sondern schreibt zackig knapp über ihre typischen Themen vom Bauernstand: Pokern und Schachern um die geldigste Hochzeiterin;…
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Buchkritik: Unsere Bayern anno 14/15, von Lena Christ (1914/15) – 7 Sterne
Fazit: Lena Christ liefert kurze, lebensnahe Vignetten voller Dialog aus den ersten Monaten des ersten Weltkriegs in München und auf dem Dorf – mal kabarettistisch, mal herzerwärmend, gelegentlich beklemmend; schlicht, und doch pfiffig, jedenfalls…
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Buchkritik: Lausdirndlgeschichten, von Lena Christ (1913) – 5 Sterne
Lena Christ (1881 – 1920) erzählt 16 Sehrkurzgeschichten aus Kinderperspektive. Dabei gibt’s manchmal eine ganze Kinderschar, die untereinander oder mit den Großen Schabernack treiben. Öfter agiert die Ich-Erzählerin allein unter Erwachsenen oder sie erzählt…
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Buchkritik: Lausbubengeschichten, von Ludwig Thoma (1905) – 5 Sterne – mit Links
Ludwig Thoma (1867 – 1921) schreibt kurze nüchterne Geschichten. Es gibt keine deftigen Schenkelklopfer und kaum deftiges Bairisch, auch kein deutlich bayerisches Ambiente. Ich-Erzähler Ludwig ist immer wieder verwickelt in: Steine durch Fensterscheiben; hinterhältige…
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Buchkritik: Tante Frieda, von Ludwig Thoma (1907) – 6 Sterne – mit Links
Zwei der sechs Geschichten erinnern deutlich an Ludwig Thomas Lausbubengeschichten von 1905 (diesmal Schießpulver in Vogelkäfig; Eier, Spucke und Kartoffeln auf Leute; Luftgewehr auf Spiegel). Die vier anderen Geschichten erzählen vom Aufenthalt der jungen…
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Buchkritik: Altaich, von Ludwig Thoma (1918) – 7 Sterne
Die Geschichte kommt langsam in Fahrt, die Dörfler unter sich praktizieren zu viel (so Thoma) „ländliche Wohlhäbigkeit“. Doch sobald die ersten auswärtigen Sommerfrischler im hinterwäldlerischen Altaich aufschlagen, beginnt der interkulturelle Spaß. Da treffen großspurige…