Iran

Rezension Länder-Bericht: Jenseits des Glaubens: Eine Reise in den anderen Islam, von V.S. Naipaul (1998, engl. Beyond Belief, sein 2. Islam-Buch) – 8 Sterne

V.S. Naipaul liefert hier lange Portraits aus vier Ländern, die sich einst – fern von Arabien – dem Islam zuwandten: aus Indonesien, Iran, Pakistan und Malaysia. In diesem Buch von 1998 wiederholt er eine frühere Reise, die er bereits 1981 in dem Band Eine islamische Reise: Unter den Gläubigen (engl. Among the The Believers: An…

Rezension Teheran-Memoiren: Honeymoon in Tehran: Two Years of Love and Danger in Iran, von Azadeh Moaveni (2009) – 8 Sterne

Azadeh Moaveni schreibt schlank, lebendig, bildhaft, unterhaltsam – wie man es von einer Time-Autorin erwartet. Längere Gedankenströme zu Politik oder Moral bettet sie stets in ihr Alltagsleben ein: Moaveni schildert, wie sie am Herd ein Curry versalzt und dabei die Rolle der Ayatollahs seit dem 7. Jahrhundert überdenkt; wie sie im Taxi sitzt und die…

Rezension Teheran-Memoiren: Lipstick Jihad: A Memoir of Growing Up Iranian in America and American in Iran, von Azadeh Moaveni (2005) – 8 Sterne

Azadeh Moaveni wächst mit iranischen Eltern in Kalifornien auf und kommt, gut 20 Jahre alt, erstmals dauerhaft nach Teheran, Hauptstadt des Iran. Dort arbeitet sie als Journalistin für das US-amerikanische Time-Magazin. Moaveni schildert ihren Alltag in der iranischen Hauptstadt ungefähr zur Jahrtausendwende (Khatami in Teheran, Bush junior in Washington, 9/11). Dabei klingt sie lebendig, persönlich,…

Rezension iranischer Ehe-Film: Nader und Simin – Eine Trennung (2011) – 8 Sterne

Man sieht praktisch kein Lächeln. Abgesehen von ein bisschen Radio gibt es keine Filmmusik, außer beim Abspann, und die klingt dann falsch süßlich. Es gibt nichts Schönes und keine reinen Farben: Alles erscheint blass grau, dreckig beige, stumpf grünlich, oft etwas verwaschen-verkommen. Alltag in einer anstrengenden Stadt: In dieser freudlosen Kulisse inszeniert Autor und Regisseur…

Rezension deutsche Iraner-Komödie: Salami aleikum (2009) – mit Trailer – 8 Sterne

Fantastische, kunterbunte Multikulturkomödie – warmherzig, charmant, politisch, satirisch, schnell, bizarr, stilistisch halsbrecherisch unberechenbar, voll verblüffender Einfälle, trockener Dialoge, schwungvoller Akteure, schmissigem Perserpop und mit einer raffiniert gestrickten Handlung, die unterschiedlichste Motive lässig zusammenführt: Zu den Themen zählen Exilpersertum, DDR-Doping, textiles Werken, Schafzucht, Ostalgie und chinesische Wirtschaftshegemonie. Wohltuend dabei: Salami (2009) ist keine „deutsche Comedy“ –…

Rezension Länder-Bericht: Eine islamische Reise: Unter den Gläubigen, von V.S. Naipaul (1981, engl. Among the Believers: An Islamic Journey, sein 1. Islam-Buch) – 8 Sterne

1979 reist V.S. Naipaul durch vier muslimische Länder, die nicht direkt an Saudi-Arabien grenzen und den Islam erst mit Verzögerung und eventuell unter Zwang annahmen: Iran, Pakistan, Malaysia und Indonesien. In jedem Land spricht Naipaul mit Klerikern, Zeitungsmachern, Lehrern, Macht- und Privatmenschen über ihren Glauben und dessen Auswirkungen auf den Alltag. Diskussionen und viele Reisen:…

Rezension US-Iran-Memoiren: To See and See Again: A Life in Iran and America, von Tara Bahrampour (1999) – 7 Sterne

Tara Bahrampour beschreibt liebevoll, warmherzig, einfühlsam, detailreich und mit vielen kulturellen Einblicken die Geschichte ihrer iranisch-amerikanischen Familie. Wesentliche Themen sind zudem Vertreibung und das Stehen zwischen den Kulturen, illustriert mit vielen markanten Beispielen – von lustig bis herzergreifend. Der größere und interessantere Teil des Buches spielt im Iran, einige Kapitel auch in Kalifornien und Oregon.…

Rezension Sachbuch: Der Iran: Die verschleierte Hochkultur, von Andrea Claudia Hoffmann (2009) – 7 Sterne

Hoffmann bombadiert unermüdlich und gelehrt mit Fakten, bilanziert 3000 Jahre Geschichte und Geistesgeschichte, bis hin zum gedanklichen Fundament des Ajatollah Khomenei. Quellenangaben fehlen zumeist, dennoch wirkt die Lektüre enorm informativ. Mitunter wären freilich Tabellen oder Diagramme besser als lange Absätze, zum Beispiel bei den Unterschieden zwischen Schia- und Sunni-Islam, bei den Schia-Imamen oder bei der…

Rezension Iran-Sachbuch: City of Lies, von Ramita Navai (2014, über Teheran) – 7 Sterne

Navai schreibt professionell gut, spannend (ich hatte das englische Original). Sie verschafft verblüffende Einblicke in ein völlig unbekanntes Teheran, jedesmal packend erzählt, nie mit Happy End. Sie baut Statistiken, exotische Pressemeldungen und Staatskunde gekonnt ein. Navai berichtet aus einem einzigartigen Land über die ungewöhnlichsten Figuren, die eine ehrgeizige Reporterin für den umkämpften englischsprachigen Pressemarkt auftreiben…

Rezension Iran-Sachbuch: Persian Pilgrimages bzw. The Soul of Iran, von Afshin Molavi (2002, 2005) – 7 Sterne

Molavi schreibt so locker und gefällig, dass man ihm mühelos über 350 eng beschriebene Seiten folgt. Sogar Wiederholungen wie die stets wiederkehrenden Höflichkeitsrituale oder die Eigenheiten seiner örtlichen Freunde stören nicht übermäßig. Berichte aus allen Provinzen: Dabei reist der Autor, meist mit Iranern, stets Männern, in alle Ecken des weiten Landes und informiert nebenbei gründlich…

Rezension Reiseführer: Lonely Planet Iran (2012) – 8 Sterne

Guter Text, schlechte KartenWo luncht der Bazaari? Wo holen die Alteingesessenen Eiscreme und Reiscreme (Bastani und Faludeh)? Zu welcher Tageszeit leuchten die Buntglasfenster in der Moschee auf? Gutes Hilfsmittel: Diese und 1000 andere Fragen beantwortet der Lonely Planet zuverlässig wie fast immer. Das Buch erschließt das Land bestens und hilft bei der selbständigen Iran-Erkundung enorm.…

Die Deutsche Welle – kein Dissidentensender für Chinesen, Iraner?

Die Deutsche Welle hat die chinesische Mitarbeiterin Su Yutong entlassen. Die Führung habe gesagt, so Yutong, die DW dürfe „kein Dissidentensender“ sein (Links unten). Kein Dissidentensender? Das überrascht, arbeitete doch zumindest früher die explizite iranische Dissidentin Farnaz Seifi bei der Deutschen Welle, die Bloggerinnen-Doku Forbidden Voices (2012) berichtet ausführlich über sie. Und die deutsche Welle…

Teheran-Doku: The Green Wave (2010) – mit Trailer – 6 Sterne

Der Film entzieht sich weitgehend der Kritik: Das Verhalten des Regimes gegenüber den Demonstranten in Teheran ist so abscheulich, dass für ästhetische Betrachtungen kein Raum zu bestehen scheint. Allerdings, Regisseur Ali Samadi Ahadi ästhetisiert das Grauen mit zahlreichen neonartig illuminierten Trickfilmsequenzen von Ali Reza Darvish. Möglicherweise bringt diese Methode dem Film mehr Zuschauer, der Sache…

Rezension Bloggerinnen-Doku: Forbidden Voices (2012) – 7 Sterne

Die Doku von 2012 portraitiert die Bloggerin Yoani Sánchez in Kuba, Zeng Jinyan in China und die Iranerin Farnaz Seifi, die seit 2003 in Teheran bloggte, 2007 nach Deutschland ausreisen musste und dort weiter publiziert – auch bei der Deutschen Welle. Der Film zeigt zudem Bilder von Hungerstreiks, Demonstrationen und brutaler  Polizeigewalt, unter anderem sieht…

Iran-Sprechbuch: Farsi (Persian) Phrasebook, von Lonely Planet

Ich vermisse die Wort-für-Wort-ÜbersetzungIch habe 2012 zu Hause vor der Reise diese zwei Sprechbücher verglichen: Persisch Wort für Wort, Verlag Reise-Know-How Phrasebook Farsi (Persian), Lonely Planet Verlag [fsg_gallery id=“2″] Zu Persisch Wort für Wort (Reise-Know-How): Dieses Buch schneidet schlechter ab. Es hat deutlich weniger Information insgesamt und pro Seite, auch weil es viel luftiger gesetzt…

Reisebuch Persien, Afghanistan: Der Weg nach Oxiana, von Robert Byron (1937) – 4 Sterne

Das beste Reisebuch der Dreißiger? Bruce Chatwin huldigt ihm und seinem Autor in einem wenig informativen, aber hymnischen Vorwort meiner englischen Picador-Taschenbuchausgabe. Der große Dalrymple scheint zuzustimmen. Ein Erfolg war das Buch jedoch offenbar nicht. Byron interessiert sich kaum für die Menschen unterwegs. Das sind alles Eseltreiber, Fahrer, bestenfalls Botschaftsangehörige. Die Bewohner eines Landstrichs nennt…