Rezension Sachbuch: Der Iran: Die verschleierte Hochkultur, von Andrea Claudia Hoffmann (2009) – 7 Sterne

Hoffmann bombadiert unermüdlich und gelehrt mit Fakten, bilanziert 3000 Jahre Geschichte und Geistesgeschichte, bis hin zum gedanklichen Fundament des Ajatollah Khomenei. Quellenangaben fehlen zumeist, dennoch wirkt die Lektüre enorm informativ.

Mitunter wären freilich Tabellen oder Diagramme besser als lange Absätze, zum Beispiel bei den Unterschieden zwischen Schia- und Sunni-Islam, bei den Schia-Imamen oder bei der Abfolge der Pahlevi-Schahs. Es gibt jedoch nur eine allgemeine, gut dreiseitige Zeittafel und ein knappes Literaturverzeichnis. Das Buch endet noch vor der gescheiterten grünen Revolution 2009.

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Weg mit Klischees:

Das Buch räumt mit vielen Vorurteilen auf: Die Schahs kommen sehr schlecht weg, Khomenei wird nicht von allen Geistlichen geschätzt, und Frauen, Christen und Juden geht es gar nicht so schlecht. Aber Hoffmann liefert auch viele Beispiele für diktatorisches Verhalten des Teheraner Regimes.

Iran-Touristen suchen vergeblich spezielle Reisebezüge. So spricht Hoffmann zwar ausführlich über die 11+1 Schia-Imame, doch den leicht besuchbaren Imam-Reza-Schrein im iranischen Maschhad erwähnt sie mit keinem Wort.

Auch viele andere Mausoleen und historische Stätten im geschichtsbewussten Iran nennt Hoffmann nie im Zusammenhang mit ihren Geschichtsabrissen. Reportage-Elemente, Alltagsszenen, Portraits einfacher Leute fehlen weitgehend, Hoffmann bleibt verallgemeinernd; nur die Kapitel über Frauen und Jugendliche bieten ein paar Human-Interest-Zeilen.

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Kann man das gut lesen?

Die Fokus-Journalistin Hoffmann formuliert leicht lesbar, aber peplos und bieder, mit Ausrufezeichen und rhetorischen Fragen, sie schachtelt öfter und liegt gelegentlich grammatisch schief. Hoffmann wiederholt Ausgelatschtes wie “vertritt die Ansicht”. Etwas mehr Lektorat hätte das Buch aufgewertet.

Meine Lieblingsbücher zum Iran bleiben neben dem Lonely Planet Iran die Teheran-Erinnerungen von Azadeh Moaveni. Einen kulturellen Iran-Überblick mit mehr konkreten Reiseerlebnissen als bei Andrea Claudia Hoffmann liefert Afshin Molavi.


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