• Thailand
    Auswandern,  Belletristik,  Buch,  England,  Gut,  Hongkong,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Roman

    Romankritik: Aufregende Zeiten, von Naoise Dolan (2020, engl. Exciting Times) – 8 Sterne

    In Hongkong hat der reiche Banker Julian, 28, Brite, eine WG+ mit der armen irischen Englischlehrerin Ava, 22: Sie lebt gratis bei ihm, packt seine Koffer, erledigt den Müll und erträgt seine billigen chinesischen Zigaretten; nachts geht’s manchmal in die Kiste, zumindest oral. Aushälter und Haushälterin betonen das Unverbindliche, letztere etwas zähneknirschend. Ihre Sicht zu Romanbeginn: I am glad Julian does not demand intimacy, and annoyed at him for not offering it. (Ich kenne nur das engl. Original und kann die Eindeutschung von Anne-Kristin Mittag nicht beurteilen.) Allmählich äußert sich in flapsigen Randbemerkungen, im Abholen am Flughafen, auch Sympathie. Er nennt sie, so die Ich-Erzählerin, a tiger cub, and I…

  • Buch,  China,  Gut,  Hot Country Entertainment,  Nigeria,  Sachbuch

    Rezension Sachbuch: Stealth of Nations, von Robert Neuwirth (2011) – 7 Sterne – mit Video

    Neuwirth beschreibt Händler im informellen Sektor vor allem heißer Länder wie China, Nigeria oder Brasilien. So leben nach Neuwirths Informationen vielleicht 30.000, 100.000 oder 300.000 Afrikaner allein im chinesischen Guangzhou, zumeist ohne gültiges Visum. Sie schaffen chinesische Ware wie Handys oder Autoteile nach Afrika – und zahlen nur einen Bruchteil der regulären Steuern und Zölle, oder gar nichts. Dazu kommen sozialpolitische und volkswirtschaftliche Argumente pro Schattenwirtschaft, pro Deregulierung und Regelübertretung. Dabei interessiert sich Neuwirth besonders für die Geschäftsmodelle der Händler und rechnet ihre Kalkulation teils vor; weniger schildert er Persönliches, Kulturelles oder Interkulturelles (kleine Ausnahmen: die „Lehrlinge“ der Igbo-Kultur und die Stellung der Afrikaner in Guangzhou). Ich wünschte, Neuwirth hätte…

  • Asien,  Buch,  China,  Gut,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Reise,  Reisebuch,  Sachbuch

    Rezension: Tianchi: Unterwegs in China und Tibet, von Vikram Seth (Tibet-Reisebericht, 1983, engl. From Heaven Lake) – 7 Sterne

    1981 reist der indische Doktorand Vikram Seth zwei Monate lang vom nördlichen China über Land nach Süden, durch Tibet bis nach Nepal – zunächst per Eisenbahn, später vor allem in LKWs. Er kämpft mit Visumproblemen, zerstörten Brücken und quicklebendigen Flöhen. Seth spricht Chinesisch, aber nicht Tibetanisch. Er schildert vor allem Reiseschwierigkeiten und Reisebekanntschaften mit wenigen Exkursen über Sozialsysteme, Geschichte sowie Sehenswürdigkeiten (die Exkurse fügen sich noch gut in den Text, anders als in Seths späteren Büchern Eine gute Partie/A Suitable Boy und Two Lives/Zwei Leben – dort erdrücken allgemeine Themen die Geschichte passagenweise). Heute hier, morgen dort: Vikram Seth bleibt nirgends länger, ist immer auf der Durchreise (und liest Naipauls…

  • Thailand
    Asien,  Belletristik,  Buch,  Gut,  Historisches Buch,  Hongkong,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Ostasien,  Roman

    Rezension Hongkong-Roman: Suzie Wong, von Richard Mason (1957) – 8 Sterne

    Routiniert gut und sympathisch erzählte, völlig jugendfreie Geschichte um chinesische Barmädchen im Hongkong der 50er Jahre. Die Stadt, die Bar und die Menschen werden im Roman sehr lebendig. Das Buch steuert nicht auf ein eindeutiges Ende zu, so dass ich gespannt bis zur letzten Seite gelesen habe. Das Vorwort liefert interessante Hintergrundinformationen zur Stadt, zum Autor und zur Buchentstehung. Auf Amazon (Werbelinks): Bücher zu Hongkong | Südostasien | China Eifersucht und Ehrbarkeit: The World of Suzie Wong ist ein passender englischer Titel (dt. Titel einfach Suzie Wong), denn der englische Ich-Erzähler wohnt in einem Shorttime-Hotel und sitzt oft mit den Frauen an der Bar. Er schildert Eifersucht, krampfhaft behauptete Ehrbarkeit,…

  • Thailand
    Asien,  Belletristik,  Buch,  Gut,  Hongkong,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Ostasien,  Roman

    Rezension Hongkong-Roman: Kowloon Tong, von Paul Theroux (1997) – 8 Sterne

    Der Roman von 1997 ist spannend geschrieben, gegen Ende zieht sich die Handlung unheilvoll zu. Exzellent wie oft bei Paul Theroux auch die Dialoge, das schnodderige Englisch der Briten in Hongkong („he hopped it“ über einen davongelaufenen Diener; „Chinese Take-away“ über den Wechsel zu chinesischer Herrschaft). Die Dialoge machen die Figuren ungemein lebendig, dazu kommen nachvollziehbare Gedankenströme, die Theroux nie zu lange ausdehnt. Man fühlt sich nach Hongkong versetzt, fährt die Hügel hoch, erlebt die schwüle Luft, die Tropengüsse, die Staus, den Trubel in riesigen Restaurants, das chinesische Essen, die Lärmkulisse in der Textilfabrik des Hauptakteurs. Die Handlung selbst umfasst nur ein paar Monate, doch Gedanken und Hintergrundinformationen reichen Jahrzehnte…

  • Thailand
    Asien,  Belletristik,  Buch,  Gut,  Historisches Buch,  Hongkong,  Hot Country Entertainment,  Ostasien,  Roman

    Rezension Hongkong-China-Roman: Alle Herrlichkeit auf Erden, von Han Suyin (1952, engl. A Many-Splendoured Thing) – 7 Sterne

    Bittersüße, schweifende Liebesgeschichte in Hongkong 1949/50; in China kämpfen sich die Kommunisten an die Macht, Flüchtlinge strömen nach Hongkong. Die Liebesgeschichte selbst ist wunderbar, zart sinnlich, poetisch, mit intelligentem Humor der liebenswerten und unkitschig romantischen Hauptakteure. Han Suyin beschreibt offenbar ihr eigenes Leben und darum bringt sie Nebenstränge in die Geschichte, die bei etwas mehr Distanz vielleicht entfallen würden (engl. Titel A Many-Splendoured Thing, dt. Alle Herrlichkeit auf Erden). Ihre Begeisterung für China und den politischen Wandel beansprucht zu viele Seiten, die von der Liebesgeschichte wegführen – wenn auch teils mit interessanten Einblicke in chinesisches Leben und Denken vor der Revolution. Auch die Unterschiede der Ethnien werden allzu deutlich herausgestellt.…

  • Asien,  Auswandern,  Biographie,  Buch,  Gut,  Historisches Buch,  Hongkong,  Hot Country Entertainment,  Interkulturell,  Ostasien,  Reise,  Reisebuch,  Sachbuch

    Rezension 1950er-Hongkong-Memoiren: Gweilo, von Martin Booth (2004, US-Titel Golden Boy) – 7 Sterne – mit Presse-Links

    1952 kommt der Engländer Martin Booth als Siebenjähriger mit seinen Eltern nach Hongkong und bleibt drei Jahre. Er erkundet die Straßen allein und ist bald mit vielen Händlern und Dienstboten befreundet. Er testet Knallfrösche und gebratene Käfer. Alle sind nett zum kleinen Martin, auch weil sein blondes Haar Glück verspricht. Booth (1944 – 2004) beschreibt Hongkong als gefahrfreien, großen Abenteuerspielplatz voll freundlicher Menschen, mit denen er auf Englisch oder Kantonesisch reden konnte. Er stellt Gerichte und Straßen genau vor und schildert viele Begegnungen in Kurzportraits. Booth lebt meist mit seiner Mutter zusammen, während der Vater im Koreakrieg oder im Büro ist. Booth erzählt über 366 Seiten plus Glossar, doch die…