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Rezension TV-Doku: 50 Jahre Montreux Jazz Festival – 7 Sterne – mit Links
Die Arte-Doku über 50 Jahre Jazzfest in Montreux ist unnötig, aber unvermeidlich hektisch und effektheischend geschnitten. Sie enthält immerhin auch viele sehr lebendige und vergnügliche Konzertausschnitte u.a. mit Marvin Gaye, Nina Simone, Chick Corea und Herbie Hancock sowie Monty Alexander. Das macht weit mehr Spaß als die statischen Jazz-Aufnahmen aus alpha-Jazz oder Jazz oder nie, beide auf ARD-alpha. Zu sehen ist die vollständige Montreux-Doku hier. Ein umfassendes Montreux-Videoarchiv gibt es hier.
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Senioren-Chor-Doku: Young @ Heart (2007) – mit Video – 6 Sterne
In diesem Chor aus Masachussetts singen nur Mitglieder, die 70 Jahre oder älter sind; viele sind über 80. Zum Repertoire gehören Funk- und Rockstücke, die von einer Rockband begleitet werden. Die Doku bringt ein paar Interviews, zeigt Proben und vor allem Konzertausschnitte. Der Film, der für die BBC entstand, wirkt durch Gegensätze: Gebrechliche Senioren singen fetzig arrangierten Rock, Punk und Funk. Einige haben ausgesprochene Charakterköpfe und nehmen sich auch nicht ganz ernst. Ohnehin erfahren wir im Interview, dass sie lieber Klassik hören, vor allem Oper. Humor und Energie bei den alten Herrschaften begeistern. Rein musikalisch ist es Käse: Die Stimmen klingen nur manchmal ausdrucksvoll, und öfter liegen sie daneben. Die…
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Rezension Musik-Doku: Crossing the Bridge – The Sound of Istanbul (2005, Regie Fatih Akin) – mit Trailer – 8 Sterne
Ein packender Streifzug durch die Istanbuler Musikszene: Regisseur Fatih Akin zeigt örtliche Musiker, wie sie in Kellern, Hamams, Parks, Kneipen, Bussen oder Konzertstätten aufspielen – live, speziell für diesen Film, in exzellenter Tonqualität. Dazwischen immer wieder Eindrücke von der Stadt, auch historische. Alle Stile: Einige Künstler sind in Europa kaum bekannt, aber Akin zeigt auch die türkischen Superstars Orhan Gencebay und Sezen Aksu sowie den Weltmusik-Protagonisten Mercan Dede mit seinen elektronisch-esoterischen Sufiklängen. Meist mutet die Musik dezidiert süd-östlich an, es gibt aber auch Rap, Rock und Breakdance. Viele Akteure wirken wie Außenseiter, Straßenrocker, ein Joint kreist auch mal, die frühere Unterdrückung der Kurden und ihrer Musik wird laut angeklagt. Aber…
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Rezension Kuba-Musikfilm: Buena Vista Social Club (1999, Regie Wim Wenders) – mit 3 Videos – 7 Sterne
Kubanische Musiker spielen kubanische Musik 1998: auf großen Bühnen in Amsterdam und New York und in kleinen Studios in Kuba. Die meisten Musiker sind 60 bis 80 Jahre alt. Dazwischen zeigt der Musikfilm (erschienen 1999) ein paar Straßenszenen: Havana wirkt wie ein lebendes Museum mit seinen Oldtimern und verfallenden Kolonialbauten. Außerdem führt der Film in schlichte kubanische Wohnungen und in ein paar sehr großzügige Koloniallofts. Dort erzählen die Musiker – unter ihnen Sänger Ibrahim Ferrer und Pianist Rubén González – über ihr Leben. So kennt man nach 105 Minuten Laufzeit alle Akteure. Die Studioaufnahmen im Film sind nicht gestellt – beim Dreh entstand tatsächlich die zweite Platte. Zeitweise bat Cooder…
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Jazz-Doku: Thelonious Monk – Straight no Chaser (mit Video) – 6 Sterne
Der Film (engl. Straight, No Chaser, dt. Thelonious Monk, Eine Jazzlegende; 1988) zeigt ausgedehnte Live-Aufnahmen Monks in Schwarzweiß 1968, oft nicht vor Publikum, sondern bei Plattenaufnahmen. Alle Monk-Klassiker von ‚Round Midnight bis Epistrophy sind zu hören. Während die Kameraführung oft dilletantisch wirkt, ist die Bildqualität passabel, der Ton exzellent – und es ist Monks frisches, vitalisierendes, einzigartiges Jazzklavier. Viel Jazzgeschichte zu Thelonious Monk liefert Straight, No Chaser nicht. Es gibt ein paar Interviewschnipsel mit dem Manager Harry Colomby, mit dem Sohn und mit Monks langjährigem Saxophonisten Charlie Rouse, dazu anfangs ein paar Sätze aus dem Off. Doch schon Wikipedia liefert mehr Information als dieser Film. Welche Figur macht Monk im…
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Rolling-Stones-Doku: Shine a Light (2008) – 6 Sterne
Die Großmeister des Stadionrocks spielen hier in einem schnuckeligen, historischen Sälchen, das keine 3000 Zuschauer fasst und mal sakral, mal wie eine Klosterbibliothek oder ein Kuschelpub anmutet. Dabei wirkt jedes Lächeln, jedes Schulterklopfen auf der Bühne einstudiert (außer bei Bühnengast Buddy Guy). Keine Doku, eher ein Musiktheaterfilm: Der Auftritt erscheint so echt wie die schwarzen Haare der Rockopas auf der Bühne – Perücke oder gefärbt?; so inszeniert und unrealistisch, dass man nicht von einer Doku sprechen möchte. Kein „Konzertmitschnitt“: Shine a Light (aufgezeichnet 2006, erschienen 2008) ist eher ein Theaterfilm mit musikalischen Hauptdarstellern, festgehalten von den besten Kameramännern der Branche mit Riesenaufwand. Auch der Sound klingt nicht realistisch für einen…
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Rockfilm: U2 – From the Sky Down (2011) – Trailer & Song – 5 Sterne
Der Film zeigt die U2-Musiker zeitweise nachdenklich und äußerst selbstkritisch. Er gibt Einblicke in Studioarbeit und in die Entwicklung von Songs. Bono und Edge singen einige Takte völlig solo, wie man es noch nie gesehen oder gehört hat (s.u.). Aber der Musikfilm From the Sky Down springt thematisch hin und her, will einerseits die Geschichte des Albums Achtung Baby und dann die gesamte U2-Geschichte erzählen und verfehlt beide Ziele. Natürlich ist der Film auch unruhig, wechseln Töne und vor allem Bilder zu schnell, wenn auch nicht rasend schnell. Mal werden die Musiker beim Erzählen gefilmt, mal reden sie aus dem Off, und dann ist nicht immer sofort klar, wer da…