Kubanische Musiker spielen kubanische Musik 1998: auf großen Bühnen in Amsterdam und New York und in kleinen Studios in Kuba. Die meisten Musiker sind 60 bis 80 Jahre alt.
Dazwischen zeigt der Musikfilm (erschienen 1999) ein paar Straßenszenen: Havana wirkt wie ein lebendes Museum mit seinen Oldtimern und verfallenden Kolonialbauten. Außerdem führt der Film in schlichte kubanische Wohnungen und in ein paar sehr großzügige Koloniallofts. Dort erzählen die Musiker – unter ihnen Sänger Ibrahim Ferrer und Pianist Rubén González – über ihr Leben. So kennt man nach 105 Minuten Laufzeit alle Akteure.
Die Studioaufnahmen im Film sind nicht gestellt – beim Dreh entstand tatsächlich die zweite Platte. Zeitweise bat Cooder das Filmteam, den Raum zu verlassen, damit die Musiker nicht abgelenkt sind. Offenbar entstanden in dieser Zeit die Straßenaufnahmen (Quelle).
Zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen hatten die Musiker bereits ihre Erfolgsplatte Buena Vista Social Club (1997) herausgebracht, produziert von Ry Cooder. Er reiste 1998 erneut nach Kuba, um eine weitere Platte einzuspielen, und lud seinen Freund Wim Wenders zu Filmaufnahmen ein; Cooder hatte zuvor die Musik zu Wenders’ Filmen Paris, Texas und Am.Ende.der.Gew@lt.eingespielt. Im Film Buena Vista Social Club ist Cooder immer wieder zu sehen, für Filmkritiker Roger Ebert viel zu oft (Eberts Rezension).
Ich hätte auch gern auf Cooders unpassende Slidegitarre in einigen Stücken verzichtet. Von dem ebenfalls wesentlichen Musikproduzenten Nick Gold sieht man dagegen offenbar nichts (der Guardian über Nick Gold).
Die Songs klingen überwiegend sanft, aber es gibt auch perkussivere Salsa-Anklänge. Der Film zeigt kein Lied ganz: Einmal wechselt das Bild mitten im Song vom Studio zum Konzertsaal, öfter wird einfach für das nächste Interview ausgeblendet.
Der Film hat einen guten Fluss und ist weitaus angenehmer und ruhiger als übliche Musikdokus im Fernsehen. Die Bilder aus Kuba sind schön, u.a. wie im Studio Ibrahim Ferrer und Omara Portuondo sich unmittelbar gegenüber stehend das romantische “Silencio” singen (Video direkt oberhalb). Allerdings kreist die Kamera hier – wie im ganzen Film – zu unruhig. Das führt auch dazu, dass man zeitweise nur den Rücken eines Sprechers oder Sängers sieht.
Mich störte zudem, dass einige Szenen farblich getont wurden (der Abspann nennt zwei “colorists”). So erhalten die kubanischen Straßenszenen und das Konzert in Amsterdam besondere Farbstimmungen. Es sieht gut aus, passt aber nicht zu einer Dokumentation. Offenbar wurden die Konzertaufnahmen “gegradet”, weil Wenders mit dem ursprünglichen Farbton unzufrieden war (Quelle).
Buena Vista Social Club hält sich dezidiert fern von allen politischen oder sozialen Kommentaren. Wenders wollte einen Film herstellen, der “nur phänomenologisch zeigt, wie es ist” (Quelle). Wir erfahren auch nichts über mögliche konsularische oder rechtliche Probleme, während die Beteiligten Amerikaner und Kubaner zwischen Kuba und den USA hin und her flogen
Der Film lebt auch von den sympathischen betagten und meist bescheidenen, aber doch lässig selbstbewussten Darstellern – sie passen perfekt zu der warmen, überwiegend bedächtigen und nie feurigen Musik. Die alten, sonnengegerbten Gesichter auf der Tropeninsel geben dem Film vor allem zu Anfang eine Baumwoll- oder besser wohl Tabakpflückerromantik. Auch die gefilmten kolonialen Straßenzüge, Gebäude und Interieurs romantisieren etwas.
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