Indien-Film (außer Bollywood)
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Irrfan Khan 1967 – 2020
Ende April 2020 starb Schauspieler Irrfan Khan, ein Star in Bollywood wie in internationalen Filmproduktionen. Zu meinen Lieblingsfilmen mit Khan zählen Salaam Bombay! (1988) und The Namesake (2006). Irrfan Khan in der dt. Wikipedia, in der engl. Wikipedia, auf HansBlog.de.
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Tamil-Telugu-Film: Panchatantram (2002, mit Kamal Hassan)
In dieser flachen Komödie ist Kamal Hassan ein kanadischer Linienpilot mit hohem Frauenverbrauch. Dann aber heiratet er und wird monogam, bis ein Unglück geschieht. Im Weiteren mutiert Panchatantram (auch Panchathantiram) zeitweise zum Männerkumpelfilm. Kamal Hassan geriert sich betont pubertär-halbstark und posiert grundsätzlich im offenen Porsche und vor Hochhäusern. Schade um einen guten Schauspieler, aber genau deswegen war der Film vielleicht so erfolgreich bei Publikum und Kritikern in Indien. Meine in Hyderabad gekaufte DVD von Shalimar hatte Telugu-Synchronisation und keine englischen Untertitel, obwohl die sogar auf der Frontseite der Packung versprochen wurden – doch weder die UT-Taste an der FB noch das DVD-Menü gaben etwas her. Das Bild war sehr körnig…
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Rezension Telugu-Komödie: Ye Maaya Chesave (2010) – 7 Sterne – mit Hintergründen & Videos
Streckenweise produziert die Liebesdramödie Fluff vom Zauberhaftesten: Die Bilder schwelgen im Bokeh und sind elegant geschnitten, A.R. Rahman liefert locker-leichte Hintergrundmusik und beschwingte Songs, die exzellent in die Handlung gewoben wurden. Die liebreizende Samantha Ruth Prabhu trägt hellbunte Saris und Salwar-Kameez in federleichter Zeitlupe durch ein verblüffend sauberes und romantisches Haiderabad; dazu kommen starke Bilder aus Kerala. Vor allem die erste halbe Stunde gefällt, aber so wohlgefällig bleibt es nicht: Dass Samantha Ruth Prabhu und Naga Chaitanya Akkineni sich lieben, glaubt man keine Sekunde – selten gab es so wenig sichtbare Anziehung bei einem Leinwandpaar, und selbst für indische Verhältnisse erscheint die Annäherung unrealistisch. Naga Chaitanya Akkineni agiert zudem beständig…
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Rezension Indien-Kolonial-Film: Hitze und Staub (1983, Prod. Merchant-Ivory) – 7 Sterne – mit Rezensionen & Video
Über 133 Minuten entsteht kaum Langeweile, trotz einiger Einwände: Der Film schwelgt allzu malerisch in Nostalgie und Indienromantik; Greta Scacchi agiert unrealistisch sinnlich und verführerisch auf dem strengen englischen Kolonialparkett; Shashi Kapoor spielt den Fürsten nicht unwiderstehlich genug; der Musiker Zakir Hussain wirkt als indischer Kleinstadtbeamter weitaus zu westlich und entspannt. Der Film erzählt die Geschichte zweier Engländerinnen, deren Leben sich in Indien auf ähnliche Art stark verändert – abwechelnd in den 1920er und 1970er Jahren (Regie James Ivory, außerdem mit Julie Christie, Christopher Cazenove, Jennifer Kendal, Madhur Jaffrey, Nickolas Grace). Ruth Prawer Jhabvala schrieb das Drehbuch zur Merchant-Ivory-Verfilmung ihres eigenen, gleichnamigen Erfolgsromänchens von 1975. Sie kürzte nicht nur, sondern…
- Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Interkulturell, Komödie, Spielfilm
Kritik Indien-Film: Best Exotic Marigold Hotel (2011) – 7 Sterne – mit Trailer
Komödie: Englische Rentner beziehen ein vergammeltes Hotel in Indien als Altersruhesitz. Die Kulturen clashen, und alte Geheimnisse drängen ans Licht. Fazit: Ich habe gut gelacht, das passiert nicht oft bei Komödien. Das Marigold Hotel kredenzt allerlei Klischees und ist ganz und gar unrealistisch – Spaß aber macht es trotzdem, auch weil die englische Rentnergang so sympathisch pubertiert. Vergnüglich auch der nervös-unterhaltsame Dev Patel als überforderter Hotelmanager und Liebesgockel. Wieder mal ein Film, der indische Städte und Bauwerke romantisiert, wenn auch hier ohne ohne Kühe oder Elefanten. Ich war in Jaipur und Udaipur (verklärt hier im Marigold-Film), ich war in Haiderabad (verklärt in Meenaxi), ich kenne Ahmedabad, Mumbai und Kalkutta (verklärt…
- Belletristik, Buch, Dokumentation, Film, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Interkulturell, Roman, Sachbuch, Spielfilm
Filme und Bücher über Weiße in Indien (Auswahl) – mit 5 Videos
In diesen Filmen und Büchern (Auswahl) agieren Europäer oder Amerikaner in Indien – von den Anfängen der Kolonialzeit bis heute: Filme: 2015, Filmkomödie engl. Rentner in Indien: Best Exotic Marigold Hotel 2 2014, Filmkomödie Bayern in Indien: Beste Chance (Regie Markus H. Rosenmüller) 2014, Doku Bayerin liebt Inder: Amma und Appa 2011, Filmkomödie engl. Rentner in Indien: Best Exotic Marigold Hotel 1 2010, Biopic-Komödie Selbsterfahrung: Eat Pray Love – mit Julia Roberts, nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch von 2006, nur teils in Indien 2006, Filmkomödie US-Manager in indischem Callcenter: Outsourced 2004, Semi-Bollywood-Komödie: Liebe lieber indisch (engl. Bride & Prejudice, mit Aishwarya Rai) 1984, Historisches Filmdrama um Engländer in Indien: Reise nach…
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Rezension Hindi-Komödie ohne Dialog: Pushpak (1987, mit Kamal Hassan) – 3 Videos – 7 Sterne
Der liebenswerte kleine Film verzichtet gezielt auf Dialog – stattdessen gibt es Gesten und Grimassen. Das wirkt gar nicht immer so unrealistisch, denn die Hauptdarsteller kommunizieren öfter durch Glasscheiben oder durch einen Innenhof getrennt. Große Gesten: Pushpak zeigt auch viel stummes Sinnieren und Forschen. Kamal Hassan und die junge, schöne, aber stets geerdete Amala Akkineni liefern ein großes Spektrum von Gesichtsausdrücken, nonverbaler Unterhaltung und physischer Komik – und der Plot packt noch Liebe und einen Mordversuch dazu. Zu den sehenswerten Nebendarstellern zählen Tinnu Anand als ungeschickter Vertragsmörder und Farida Jalal, wieder einmal Mutter einer begehrten Tochter. Sogar ein echter, vergnüglicher Zauberkünstler wurde in die Handlung eingebaut. Hintergrundklänge: Pushpak hat viele…
- Asien, Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Komödie, Spielfilm
Rezension Hindi-Komödie um Todkranken: Dasvidaniya (2008, mit Vinay Pathak) – 2 Videos – 7 Sterne
Vinay Pathak als todkranker Melancholiker steht ganz im Zentrum dieses mild humorvollen Films. Ich habe mich zunächst gut amüsiert, doch im Nachhinein würde ich sagen, dass Pathak zu einseitig ernst und stoisch spielt. Pathaks Film-Mutter Sarita Joshi ist für das Gegenteil zuständig: Sie agiert sehr energisch, mal lächelnd und mal böse, ihren 37jährigen Filmsohn ungeniert dominierend, ihre ungewöhnliche Elastizität zaubert Leben auf die Leinwand. Es gibt viele andere Filme mit todkranken Hauptfiguren – aus Indien wie aus dem Westen – zum Beispiel die Bollywood-Streifen Kal Ho Naa Ho und Anand. Von diesen Produktionen unterscheidet sich Dasvidaniya nicht nur durch sein deutlich geringeres Budget: Der Film verzichtet auch ganz auf jede…
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Telugu-Film (Indien): Ala Modalaindi (2011) – mit Video – 5 Sterne
Im Zentrum des Telugu-Films steht ein Paar, das nie so recht zusammenkommt, weil andere mögliche Partner stören. Diese bizarre RomKom von 2011 wurde in Indien hochgelobt. Hauptsache Spektakel: Ich würde sagen: Kindisch, aber unterhaltsam. Ala Modalaindi arbeitet stark mit Primärfarben und dämlichen Missverständnissen. Manchmal wirkt der 2:12-Stunden-Film wie eine Reihe Popvideos oder wie ein Komödiantenauftritt. Gespielt wird für die Rampe, Glaubwürdigkeit hat keine Bedeutung. Hauptdarstellerin Nithya Menon wirkt teils süß, agiert aber oft kindlich bockig oder zu naiv. Die letzten 20 Minuten könnten eigentlich dramatisch sein, doch die erstmalige Autorin und Regisseurin Nandini Reddy betont lieber schlichte Witze als mögliches Drama. Die Zielgruppe amüsiert sich vielleicht. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne…
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Telugu-Action-Masala: Julayi (2012, mit Allu Arjun, Ileana) – 6 Videos – 6 Sterne
Das Plakat lässt an eine RomKom denken, doch der Telugu-Film Julayi ist ein Masala-Streifen mit viel Gewalt, explodierenden Autos und glorifizierten Morden. Frauen agieren nur in Nebenrollen und wirken nie stark. Aufdringlich mackerhaft: Jede Szene präsentiert schamlos maskulines Mackerverhalten, effekthaschende Bilder und dramatische Musik. Das Ganze badet in triefender Selbstironie – Logik fliegt gern über Bord, wenn man stattdessen noch ein paar skurrile oder brutale Bilder einbauen kann. Jump-cuts, Zeitlupe, Untersicht, Matrix-Effekte, Split screens, Farbverfremdung – alles dabei. Der erste Filmteil zeigt vor allem Regenszenen bei Nacht, jedoch gut ausgeleuchtet. In diesem ersten, brutalsten Abschnitt werden Dutzende Figuren totgeballert. Teil 2 spezialisiert sich auf Autounfälle. Das ist ebenso dämlich wie…
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Rezension Telugu Song&Dance-Film: Seethamma Vakitlo Sirimalle Chettu (2013, mit Venkatesh) – mit 5 Videos – 7 Sterne
Der Telugu-Film (also in der Sprache der Hindus des südindischen Bundesstaats Andhra Pradesh) behandelt zwei komplexe Familien und ihre Beziehungen. Das glaube ich jedenfalls: Ich konnte den Entwicklungen nicht wirklich folgen, obwohl ich die Geschichte auch in der englischen Wikipedia nachgelesen habe. Aber die Konfusion störte hier nicht groß: Der Film hat mich auch so 2:40 Stunden lang gut unterhalten – schön illustriert mit vielen Außenaufnahmen, rund fünf vergnügliche Tänze in Bahnhöfen und Reisfeldern, ein Schwelgen in Babyfarben. Anders als viele Bollywood-Produktionen (aus Mumbai) übertreibt Seethamma Vakitlo Sirimalle Chettu nicht mit einer falschen Glitzerwelt: die Familien sind gutsituiert, aber keine neureichen Mumbaiwallahs; ihre Eigenheime erscheinen großzügig, aber nicht außerirdisch irreal.…
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Rezension indischer Spielfilm: Salaam Bombay! (1988, Regie Mira Nair; mit Trailer) – 9 Sterne
Wunderschöne Bilder von schönen Menschen in extrem unschöner Lage. Toll gefilmt, toll recherchiert, an Originalschauplätzen in den Straßen und Kammern des Millionenmolochs, fast eine Dokumentation mit eingestreuter Spielhandlung (die Regisseurin und studierte Havard-Soziologin Mira Nair hatte zuvor Dokumentationsfilme gedreht und suchte ein Doku-artiges sujet, bei dem das Ergebnis besser als bei einer reinen Reportage steuern kann). Ergreifend, fesselnd und Futter für Sozialvoyarismus. Der Film zeigt Gewalt, Zynismus und Überlebenskampf mit einer ähnlichen inneren Wucht wie „Slumdog Millionaire“, doch tatsächliche physische Gewalt ist relativ kaum zu sehen; „Salaam Bombay!“ kommt weit weniger brachial daher und will nicht mit der Brechstange verstören. Die vielen jungen Straßenkinder wirken als Laiendarsteller sehr echt, die…
- Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Interkulturell, US-Film, USA
Rezension US-Inder-Spielfilm: Mississipi Masala (1991, mit Denzel Washington; mit Trailer & 2 Szenen) – 8 Sterne
Inder ziehen aus Uganda in den US-Süden, betreiben dort ein Motel – und erleben einen Clash der Kulturen. Mira Nairs „Mississippi Masala“ greift nicht so ans Herz wie ihr „Salaam Bombay“ und fließt nicht so grandios dahin wie ihre Filme „Monsoon Wedding“ oder „Der Namensvetter“. Multikultur: Aber Mira Nairs 91er „Mississippi Masala“ ist so multikulti wie kein anderer Film: Menschen aus dem indischen Kulturkreis leben zufrieden in Afrika, müssen dann aber ausreisen in die USA – Indien haben sie nie gesehen. Im Staat Mississippi treffen sie wieder auf Farbige, doch glücklich sind die Inder darüber nicht. Die Opfer ethnischer Abgrenzung grenzen sich diesmal selber ab. Mira Nair beschreibt die Situation…
- Bollywood, Bollywood seit 1995, Film, Gut, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Komödie, Spielfilm
Rezension kleine Bollywood-Komödie: Vicky Donor (2012) – mit Video – 8 Sterne
Intelligente, wirklich witzige Erfolgs-Komödie (2012) um einen Massen-Samenspender (fast) wider Willen (erhältlich auf Hindi mit Untertiteln). Ich habe selten so gelacht. Der erste Teil hat viele clevere, schnelle Dialoge – die sind per Untertitel etwas umständlich zu verfolgen, fast würde man es lieber als Buch lesen. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Endlich mal keine Glamour-Figuren: Zudem zeigt der Film Alltags-Delhi und Alltags-Wohnungen von Alltags-Indern, endlich mal keine Traumpaläste. Dazu gut aussehende, aber nicht übertrieben wunderschöne Hauptfiguren, lauter Bollywood-No-Names, die gut spielen. Und viel liebenswerte Komik bei gelungenen Nebenfiguren wie Mutter, Großmutter („aber ich wollte doch ein iPhone mit 32, nicht mit 16 Gigabyte“) und Fruchtbarkeitsarzt. Lediglich…
- Asien, Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Interkulturell, Spielfilm, US-Film, USA
Rezension US-Indien-Spielfilm: Namesake/Namensvetter (2006, Regie Mira Nair) – mit Trailer – 8 Sterne
Wunderschön gefilmt, voll zauberhafter Blicke und Gesten in Nahaufnahmen. Insbesondere Kal Penn als Gogol geht in seiner Rolle auf und es verblüfft, wie er zeitweise seinem Filmvater Irrfan Khan gleicht. Khan und Tabu überzeugen als Ehepaar, das sich nach arrangierter Hochzeit erst langsam aneinander gewöhnt, dann aber eindrucksvoll und ohne viel Reden harmoniert. Kalkutta erscheint als malerisches Gomorrha, auch wenn ich selbst die Stadt bei weitem nicht so verfallen erlebt habe. Einige Filmpassagen erscheinen attraktiv in leicht verfremdeten Farben in Bleach-Bypass-Technik. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien Das zugrunde liegende Buch Der Namensvetter von Jhumpa Lahiri hatte ich zuerst gelesen und normalerweise gefällt mir eine anschließend gesehene Verfilmung…
- Asien, Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Komödie, Spielfilm
Rezension Indien-Spielfilm: Iqbal (2005, mit Naseeruddin Shah, Shreyas Talpade) – 8 Sterne
Der taubstumme Dorfjunge Iqbal will ein Cricketstar werden. Dabei spielt er nicht mal in einer Mannschaft, und die Cricketverband-Oberen haben eigene, unsportliche Kriterien. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Der schlichte, leicht märchenhafte Dorffilm wird getragen von lauter liebevollen, liebenswerten Darstellern: Natürlich Hauptakteur Shreyas Talpade, der seine Wonneproppen-Qualitäten auch in Om Shanti Om, Welcome to Sajjanpur und Dor genussvoll ausagierte (seine Actionfilme kenne ich nicht) und hier exzellent bis ergreifend gezeigt wird; dann vor allem seine kleine Filmschwester Shweta Prasad als rasante Gebärdensprache-Simultan-Dolmetscherin und unsentimentaler Mentalcoach; dazu ein knurriger Naseeruddin Shah, eine liebevolle Filmmutter Prateekshah Lonkar und selbst der zunächst skeptische Filmvater Yatin Karyekar hat letztlich Verständnis.…
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Rezension Indien-Spielfilm: Mr. and Mrs. Iyer (2002, mit Konkona Sen Sharma) – mit Video – 8 Sterne
Konkona Sen Sharma und Rahul Bose 2002 in einem hauchzarten Liebesdrama vor Terrorhintergrund in Nordindien. Der Arthouse-Film gewann Preise auf Festivals und spielte seine Produktionskosten mehrfach wieder ein. Nichts für zarte Gemüter: Zugegeben, ganz kompetent bin ich für diese Besprechung nicht. Denn eine Minute lang, als eine vermutlich entsetzliche Gewaltszene bevorstand, habe ich die Augen geschlossen. Diese eine Minute reicht weitgehend, um sich alle direkt gezeigte Gewalt in „Mr. and Mrs. Iyer“ zu ersparen. Doch indirekt droht permanent der Lynchmord durch religiöse Fanatiker: in Gesprächen, Gedanken, Drohungen, oder wenn Konkona Sen Sharma wegen des Gesehenen fast zusammenbricht. Das drückt massiv auf die Stimmung – nicht nur bei den Akteuren, sondern…
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Rezension Indien-Spielfilm: Monsoon Wedding (2001, Regie Mira Nair; mit Video) – 8 Sterne
Der Film zeigt ein permenanentes, mehrtägiges indisches Hochzeitschaos in Delhi. Und dann tun sich nebenbei noch die Abgründe auf – vorehelicher Ehebruch, Kindesmissbrauch, Geldprobleme, unerwartete Liebe, usw. usf. – und doch: „Monsoon Wedding“ fließt mit unerschütterlicher Ruhe auf eine Art Happy End zu, bleibt heiter, immer im Fluss, unaufhaltsam, mit viel schwungvoll orientalischer Musik und satten Farben… eine Pracht! Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien Das hat mir gefallen: Gutes Buch, gute Darsteller, gute Kamera, tolle Regie und hervorragender Schnitt. Und während das allgemeine Treiben schon viel Spaß macht, gibt es hier und da noch kleinere Mini-Dramen mit Gags und Knüllern. Die Handkamera ist stets nah dran an…
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Rezension Indien-Spielfilm: Fire (1996, Regie Deepa Mehta) – mit Trailer – 7 Sterne
Ein ruhiger, leiser, langsamer, persönlicher, menschlicher Film über sechs Erwachsene in einem Mittelschicht-Haushalt in Neu-Delhi in den 1990ern. Niemand ist glücklich. Exzellentes Spiel: Sensationell die schauspielerischen Leistungen: Vor allem die königliche Shabana Azmi als zunächst resignierte, dann langsam aufblühende Ehefrau; Ranjit Chowdry als verschlagener Hausdiener; und Azmis Film-Ehemann Kulbhushan Kharbanda mit seinem Religionsfimmel. Javed Jaffrey spielt den frauenverachtenden Stenz und selbstgefälligen Großstadtcowboy vielleicht etwas zu glatt und großspurig. Nandita Das, die man allgemein viel zu selten auf der Leinwand sieht, wirkt reizend und sieht gut aus, ebenso wie Alice Poon. Das Ganze in einem scheinbar realistischen indischen Haushalt mit schäbigem Interieur und Großstadtdschungelchaos vor der Tür. Die Beziehung zwischen den…
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Rezension Indien-Spielfilm: 36 Chowringhee Lane (1981, Regie Aparna Sen) – 7 Sterne
Iintensiver, deprimierender Film um eine alte Lehrerin, Engländerin, einsam und zurückgenommen, in Kalkutta nach der Unabhängigkeit. Jennifer Kendal spielt die traurige Geschichte erschütternd gut: Sie hat nicht viel Geld, wird an der Schule degradiert. Schließlich glaubt sie Freunde gefunden zu haben, ein junges Paar – und die Enttäuschung kommt punktgenau an Weihnachten. Auch die Lehrerkollegen und die jungen Leute überzeugen. Sogar die Katzen und Hunde. Man sieht einen Kuss und eine blanke Frauenschulter. Offenbar deswegen bekam der Film in Indien die Einstufung „A“, nur für Erwachsene. Der Streifen läuft keine zwei Stunden und ganz ohne Tanz- und Gesangsspektakel. Es gibt auch keine Komik. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien |…
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Rezension Indien-Spielfilm: Lunchbox (2013) – mit Trailer – 7 Sterne
Der Indie-Hindi-Film mit europäischer Beteiligung basiert auf ein paar pfiffigen Ideen, die gut eine flotte Komödie ergeben hätten. Autor und Regisseur Ritesh Batra walzt die Haupthandlung aber etwas zu breit aus und pflanzt noch zwei Familientragödien als Nebendramen obendrauf. Irrfan Khan spielt den hüftsteifen Pensionsanwärter recht gut, wenn auch ohne Variation; doch man sieht Khan mittlerweile einfach zu oft. Besser Nimrat Khaur als schlichte Hausfrau, die um ihre Familie kämpft und Nawazuddin Siddiqui als agiler, übereifriger Büromensch. Kamera und Ausstattung bieten Hausmannskost und wenig Abwechslung. Das Sounddesign wurde in Berlin entwickelt, vielleicht klingt der O-Ton deshalb so schlecht. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien
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Rezension Indien-Dokumentation: Ma Na Sapna – Geliehenes Mutterglück (2013) – mit 2 Videos – 7 Sterne
Die SRF-Doku über Leihmütter in Indien spielt zum größten Teil in einer einzigen Klinik mit angeschlossener 70-Leihmütter-WG im nordwestindischen Staat Gujarat. Wir hören die Frauen reden und sehen ihnen beim Alltag zu. Meist blicken sie traurig – vor der Geburt, nach der Entbindung, beim Gedanken an eine Reduktion, also an eine Tötung überschüssiger Embryos. Fragen bleiben offen: Es gibt keine Erklärungen eines Sprechers und nur knappe Texteinblendungen. Regisseurin Valerie Gudenus lässt meist die Leihmütter reden, ganz vereinzelt Ärzin Nayna Patel, Krankenschwestern oder Ehemänner. Viele allgemeine Fragen bleiben offen. Der Film ist ergreifend und sehr unmittelbar, aber kein Überblick – eher Portrait als Sozialreportage, Einzelschicksale statt Statistik. Auf DVD oder als…
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Rezension Indien-Spielfilm: Taxi 9211 (2006, mit John Abraham; mit Trailer) – 7 Sterne
Kleiner, schneller, unglamouröser Film, der zum guten Teil auf den hektischen Straßen Bombays spielt. Nana Patekar als störrischer, verschlagener, pokergesichtiger Taxifahrer in Geldnöten ist der wahre Star des Films. Gut auch seine kritische Frau mit interessanten Textzeilen. Die wandelnde Schaufensterpuppe John Abraham als Millionärssöhnchen passt nicht recht, stört aber auch weniger als in anderen Streifen. Die Automanöver bleiben weit unaufwändiger als bei teuren Filmen, sie wühlen aber trotzdem gehörig auf. Der ganze Film wirkt etwas roh und unfertig, es gibt Anschlußprobleme und schwankende Tonqualität. Dazu zwei dämliche Diskonummern, ansonsten zum Glück wenig Musik. In den letzten 15 Minuten wird der bis dahin angenehm spröde, unsentimale Streifen plötzlich filmi und schmalzig.…
- Annehmbar, Asien, Film, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Spielfilm
Orginal & Remake, 2 Südindien-Filme rezensiert: „Aadavari Matalaku Ardhalu Verule“ ( Telugu, 6 Sterne, mit Venkatesh) + „Yaaradi Nee Mohini“ (Tamil, 7 Sterne, mit Dhanush) – mit Video
Ein trostloser Sohnemann steht in beiden Südindien-Filmen im Mittelpunkt: Nichts gelernt hat er, keine Frau, keinen Job. Sogar der eigene Vater verspottet den Junior. Der jedoch findet plötzlich eine Schöne zum Anschmachten, gar eine Anstellung in ihrer Firma, die Zukunft scheint rosig. Aber ach: Die Dame ist so gar nicht interessiert. Bei einem Verwandtenbesuch auf dem Land kulminieren die Ereignisse, Entscheidungen fürs Leben stehen an, und wie wird es wohl enden? Zuerst kam die Telugu-Version: Der Film erschien zuerst 2007 als „Aadavari Matalaku Ardhalu“ (AMAV) auf Telugu (eine Sprache des indischen Bundesstaats Andhra Pradesh), reüssierte und wurde 2008 prompt als „Yaaradi Nee Mohini“ auf Tamil (Sprache des indischen Bundesstaats Tamil…
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Übersicht: Bollywood-Filme über Bollywood oder die indische Glitzerwelt
Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Einige Bollywood-Filme direkt über Bollywood (zumindest zeitweise): The Dirty Picture – 2011 – Regie Milan Luthria – Darsteller Vidya Balan, Naseeruddin Shah – erste Hälfte lustig Luck by Chance – 2009 – R Zoya Akhtar – D Konkona Sen Sharma, Farhan Akhtar, Rishi Kapoor etc. – sehr gut Chintuji – 2009 – R Ranjit Kapoor – D Rishi Kapoor – teils sehr gut Om Shanti Om – 2007 – R Farah Khan – D Shah Rukh Khan – passagenweise exzellent, passagenweise zum Gähnen Salaam-e-ishq – R Nikhil Advani – 2007 – zum Gähnen Katha Parayumbol – 2007 – Malayalam-Vorlage zu Billu…
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Rezension Indien-Spielfilm: Listen Amaya (2013) – mit Trailer – 7 Sterne
Ein schöner, eher ernster, sehr erwachsener, aber nicht schwerer Film. Liebenswerte Darsteller, attraktiv gefilmt, ein paar peppige Dialoge vor allem zu Beginn, dazwischen schwungvolle, hörenswerte Songs. Eine beachtenswerte Botschaft. Und doch, alles geriet ein wenig zu perfekt: Die Figuren sind gar so vernünftig, gar so lieb zueinander und gar so geschmackvoll gewandet; das Büchercafé, das Fotografenheim und die Wohnung von Leela und Amaya gar so attraktiv stimmungsvoll (Kleidung und Austattung: Fabindia). Das ist zu dick aufgetragen. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien Was mich etwas störte: Dazu kommt: Figuren, Thema und Realitätsnähe erinnern an einen Arthouse-Film, der hier zudem mit nur 1:45 Stunden für indische Verhältnisse rasant schnell…
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Rezension Indien-Spielfilm: Pestonjee (1988, mit Shabana Azmi) – mit Trailer – 7 Sterne
Ein ruhiger, bedächtiger Film mit etwas stiller Komik. Die Freundschaft der ungleichen Figuren von Naseeruddin Shah und Anupam Kher wird schön gezeigt. Attraktive, scheinbar realistische Mittelschicht-Interieurs und kleine Einblicke ins Leben der Parsi-Gemeinde von Bombay; dazu eine Begegnung mit den später als Eltern-Nebendarsteller allgegenwärtigen Eheleuten Anupam Kher und Kiron Kher in ihren jüngeren Jahren, hier noch als love interests. Shabana Azmi bekommt zu wenig zu tun in einer ohnehin schrägen Rolle. Es gibt keine Tänze und kaum Außenaufnahmen. Amazon-Werbelinks zu Filmen (ohne Bollywood): Indien | Asien
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Rezension Indien-Komödie: Cheeni Kum – Zuckersüß & echt scharf (2007, mit Amitabh Bachchan, Tabu) – mit Video – 7 Sterne
Amitabh Bachchan als Londoner Chefkoch verliebt sich in eine viel Jüngere, die ihn zu kritisieren wagt: Tabu. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Das hat mir an dem Film gefallen: Bollywood-untypisch sehr trockene, spöttische, sarkastische, hoch-unterhaltsame Dialoge; bestes Beispiel: der beiläufige Heiratsantrag und die noch beiläufigere Antwort amüsant auch einige Wortwechsel zwischen Bachchan und seiner Film-Mutter Zohra Segal und Bachchan und dem krebskranken Mädchen zwei exzellente, gut aussehende, dabei erwachsen und nicht infantil agierende Hauptdarsteller: Amitabh Bachchan und Tabu schöne Bilder aus einer betriebsamen Restaurantküche der Vorspann, bei dem die Handlung bereits langsam anläuft; zum Ende des Vorspanns hat Restaurantchef Bachchan schon einen Koch und zwei Gäste…
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Rezension Südindien-Tamil-Film: Autograph (2004, mit Cheran) – mit Videos – 7 Sterne
End-Zwanziger Cheran reist 2004 in diesem Tamil-Film durch Südindien, Rückblenden zeigen seine drei Liebesgeschichten seit der Schulzeit. Viele schöne Außenaufnahmen, viel Indien. Niedliche Schüler: Die Liebesgeschichte aus der neunten Klasse ist rührend niedlich: Die schüchternen Teenager auf ihren alten Fahrrädern, die zornigen Eltern, und das voll unaufdringlicher Komik. Film-Partnerin Mallika hat riesengroße Augen und überzeugt auch in der Jetztzeit-Ebene des Films – als arme Dörflerin längst verheiratet mit einem anderen, aber wohl leidlich glücklich mit drei Kindern. In der zweiten Episode zieht Cherans Familie nach Kerala. Hier geht er aufs College und hat einige Schwierigkeiten mit der Sprache Malayalam, bringt seiner Filmpartnerin Gopika jedoch auch etwas Tamil bei. Schade, von…
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Rezension Indien-Spielfilm: Trishna (2011, mit Freida Pinto) – mit Trailer – 7 Sterne
Die Dorffamilie der schönen Trishna (Freida Pinto) ist in finanzieller Not. Da verliebt sich das reiche Söhnchen Jay (Riz Ahmed) in Trishna. Sie begleitet ihn nach Mumbai, wo sich niemand an der unehelichen Beziehung stören wird. Doch es gibt Misstöne. Gut gespielt: Freida Pinto (bekannt aus Slumdog Millionär) zeigt das schüchterne, ergebene Dorfmädchen überzeugend. Riz Ahmed gibt den arroganten Millionärssohn angemessen. Einige Bollywood-Akteure spielen sich im Mumbai-Teil selbst als Schauspieler oder Regisseur, so Kalki Koechlin (bekannt aus Dev.D) und ihr Mann im richtigen Leben, Anurag Kashyap. Weiße treten nach den ersten fünf Minuten nicht mehr auf (sieht man von Kalki Koechlin ab, Tochter zweier Franzosen, aber immer in Indien lebend).…
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Rezension Indien-Spielfilm: Khosla Ka Ghosla! (2009) – 7 Sterne
Kluge, zurückhaltende Vorstadtkomödie um eine durchschnittliche indische Mittelschichtfamilie und einen betrügerischen Immobilienhai. Kein Bollywood: Khosla ka Ghosla (2006) zeigt zumeist realistische Menschen von nebenan, die nie tanzen, und ist nach gut zwei Stunden schon wieder vorbei. Bollywoods Dauer-Vater vom Dienst, Anupam Kher, gibt diesmal weder die überdrehte Ulknudel (wie in DDLJ oder Zamaana Deewana) noch den klischiert gestrengen Papa (wie in Wake up, Sid), sondern spielt angenehm ein menschliches Familienoberhaupt mit Skrupeln. Süffisant überdreht – aber noch nicht kreischend – erscheint nur Boman Irani als mieser Immobilienhai (seine vergnüglichste Rolle dieser Art bleibt die in Lage Raho Munna Bhai). Die weiteren Schauspieler überzeugen ebenfalls, außer wenn sie stottern sollen. Eine…