Sachbuch
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Kritik Doppel-Biografie: The Mountbattens. Their Lives and Loves, von Andrew Lownie (2019) – 5/10 Sterne
Edwina Mountbattens unzählige Reisen, Lover und Promi-Bekanntschaften in den 1920er und 1930er Jahren leiert Andrew Lownie runter wie eine verbalisierte Exceltabelle. Küchenpsychologisiert er doch einmal, klingt es nur peinlich: Now that Dickie was prepared to turn a blind eye to her lovers, they did not hold the same attraction… Restless and bored, Edwina now decided to go travelling… she needed to make up for all those lost years of frivolity… in her confused state of mind, she also continued to love him.. Dies oft ohne nähere Erklärung, außer ein paar Seiten lang die Wechseljahre. Insgesamt berichtet Lownie sehr nüchtern und faktenorientiert auch die ausschweifende Polyamourie der Eheleute, und Louis Mountbattens…
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Kritik Sachbuch indische Liebe: The Heart Is a Shifting Sea – Love and Marriage in Mumbai, von Elizabeth Flock (2018) – 8 Sterne
Fazit: Die Autorin liefert einen brillanten, sehr tief gehenden Einblick in indische, urbane Mittelschicht-Seelen und indischen Alltag heute. Sie schreibt zudem hervorragend und in leichtem Englisch und nimmt sich selbst völlig zurück – das Buch lässt sich kaum weglegen. Störend nur, dass Flock jede Paargeschichte in fünf Teile zerhackt und nicht am Stück erzählt. Die US-Journalistin Elizabeth Flock beobachtete über fast zehn Jahre drei indische Paare in der Wirtschaftsmetropole Mumbai (vormals Bombay) – Schulleiter, Kleinunternehmer, Händler, Journalisten, IT-Spezialisten, Hausfrauen; zwei Hindupaare und ein Muslimpaar; Liebeshochzeit und arrangierte Ehe. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Viele Jahre: Elizabeth Flock begann ihre Interviews 2008 und recherchierte vor allem 2014 und 2015; in…
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Rezension: Zwei Leben, von Vikram Seth (Doppelbiografie, 2005, engl. Two Lives) – 7 Sterne
Fazit: Seth erzählt teilweise spannend, teilweise zu ausführlich von zwei noblen, gebildeten Menschen mit sehr ungewöhnlichen Biografien zwischen Nordindien, Berlin, London und exotischen Kriegsschauplätzen. Viele Briefauszüge, Fotos und Reproduktionen machen die Geschichte lebendig. Mehrfach lässt sich Vikram Seth jedoch von seinem Material mitreißen – so zitiert er die Briefe und Schicksale von Hennys Freunden zu ausführlich, und er gibt über Seiten hin zu allgemeine Kommentare ab. Weil solche Editorials aber stets en bloc kommen, kann man sie leicht überblättern. Spannend: Seth beschreibt das Leben seines indischen Onkels Shanti (1908 – 1998), der in den 1930er Jahren in Berlin Zahnmedizin studierte und später in London die deutsche Jüdin Henny heiratete (1908…
- Annehmbar, Buch, England, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Rezension historisches Indien-Buch : The Fishing Fleet, Husband-Hunting in the Raj, von Anne de Courcy (2012) – 6 Sterne – mit Presse-Links
Die erfahrene Historikerin und Biografin de Courcy schreibt über Engländerinnen, die bis 1947 nach Indien reisten, um dort einen englischen Ehemann zu finden – in England herrschte Männermangel. Der Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1895 – 1935. Mein Phoenix-Taschenbuch hat 314 Seiten Haupttext mit 22 Kapiteln plus Vorwort, Einführung, Nachwort; 32 Kunstdruck-Fotoseiten; 1 Doppelseite Landkarte; Anhänge. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Fazit: De Courcy erzeugt eine lebendige allgemeine Atmosphäre, die wenigen Einzelportraits wirken jedoch blass. Sie beschreibt auf weiten Strecken allgemeines Kolonialleben und etwas Exotik, nur wenige Kapitel widmet sie explizit der Eheanbahnung. Die Textstruktur ist zu unruhig, das Buch hat keinen Fluss. Inder und Interkultur spielen kaum eine…
- Belletristik, Buch, Dokumentation, Film, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Interkulturell, Roman, Sachbuch, Spielfilm
Filme und Bücher über Weiße in Indien (Auswahl) – mit 5 Videos
In diesen Filmen und Büchern (Auswahl) agieren Europäer oder Amerikaner in Indien – von den Anfängen der Kolonialzeit bis heute: Filme: 2015, Filmkomödie engl. Rentner in Indien: Best Exotic Marigold Hotel 2 2014, Filmkomödie Bayern in Indien: Beste Chance (Regie Markus H. Rosenmüller) 2014, Doku Bayerin liebt Inder: Amma und Appa 2011, Filmkomödie engl. Rentner in Indien: Best Exotic Marigold Hotel 1 2010, Biopic-Komödie Selbsterfahrung: Eat Pray Love – mit Julia Roberts, nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch von 2006, nur teils in Indien 2006, Filmkomödie US-Manager in indischem Callcenter: Outsourced 2004, Semi-Bollywood-Komödie: Liebe lieber indisch (engl. Bride & Prejudice, mit Aishwarya Rai) 1984, Historisches Filmdrama um Engländer in Indien: Reise nach…
- Annehmbar, Asien, Biographie, Buch, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Rezension Text-Bild-Band: Sindh Revisited – A Journey in the Footsteps of Captain Sir Richard Francis Burton, von Christopher Ondaatje (1996) – 5 Sterne
Fotograf und Autor Christopher Ondaatje (Bruder von Michael Ondaatje) folgt in Indien und Pakistan den Spuren des viktorianischen Entdeckers Richard Francis Burton (1821 – 1890) – so in Mumbai, in Baroda und Surat in Gujarat, in Karachi, in Goa und Ooty. Mit Ondaatje reist Haroon Siddiqui, kanadischer Redakteur, der südasiatische Sprachen und Religionen besser kennt als Ondaatje. Ondaatje erzählt sehr schlichte Reiseerlebnisse – immer wieder mit Ausrufezeichnen -, die kaum bis gar nicht interessieren. In Pakistan reist Ondaatje meist unter Militärschutz. Er trifft zahlreiche örtliche Autoren, Professoren, Nachfahren alter Herrscher und Sex-Berater. Hier gibt es interessante Begegnungen, aus denen der Autor aber nicht immer viel herausholt, und zum Teil bildet…
- Afrika, Biographie, Buch, England, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Rezension Abenteurer-Biografie: A Rage to Live – A Biography of Richard and Isabel Burton, von Mary S. Lovell (1998) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Diese wohl umfangreichste neuere Burton-Biografie, von 1998, umfasst 804 Seiten Haupttext. Die erfahrene Autorin Lovell betont schon im Vorwort, dass sie in England wichtige neue Primärquellen entdeckte und dass sie unfundiertes Psychologisieren der Burton-Biografen Fawn Brodie und Frank McLynn ablehnt (Übersicht zu Burton-Biografien und -Links unten). Im Vergleich zu früheren Biografen schreibt Lovell zudem ausführlicher – deutliche Pluspunkte für Burton-Interessierte. Amazon-Werbelinks: Ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Neue Einblicke: Lovell will in ihrer Biografie erklärtermaßen gut abgehangene Burton-Anekdoten vermeiden, gleichwohl auch Neulinge mit allem Wissenswerten bedienen. Ich habe Lovell erst nach den Biografien von Brodie und Rice gelesen und meine, dass auch Lovell die bekannten, markanten Burton-Zitate bringt…
- Afrika, Biographie, Buch, England, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Rezension Abenteurer-Biografie: Captain Sir Richard Francis Burton (1821 – 1890), The Secret Agent Who Made the Pilgrimage to Mecca, Discovered the Kama Sutra, and Brought the Arabian Knights to the West, von Edward Rice (1990) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Die Biografie umfasst etwa 620 Seiten Haupttext plus etwa 55 Seiten Anhänge, Fotos und Stichwortverzeichnis. Rice wahrt weitestgehend die Chronologie, reiht Episode an Episode. So wirkt der Text vielleicht etwas schematisch. Ihm wurde vor allem von der späteren Burton-Biografin Mary S. Lovell vorgeworfen, teils erfunden zu haben. Biograf Rice, der zahlreiche andere Sachbücher veröffentlichte, schreibt flüssig, aber selten mitreißend. Die Zitate aus Burtons zahlreichen Büchern klingen kraftvoller als Biograf Rice selbst; sie wecken Interesse am Menschen Burton und seinen Wegen. Amazon-Werbelinks: Ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Hochinteressanter Mann: Genaue Beschreibung: Rice schildert historische und geistesgeschichtliche Hintergründe ausführlich, manchmal ein ganzes Kapitel lang, oder sogar zwei. So lernen…
- Afrika, Annehmbar, Asien, Biographie, Buch, England, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Reisebuch, Sachbuch
Rezension Abenteurer-Biografie: The Devil Drives, A Life of Sir Richard Burton (1821 – 1890), von Fawn Brodie (1967) – 6 Sterne – mit Presse-Links
Die Biographie des englischen Abenteurers Burton umfasst etwa 322 eng bedruckte Seiten Haupttext, dazu Anmerkungen, Index und Bilder. Im Vergleich zu den Burton-Biografen Edwin Rice und Mary S. Lovell legt Brodie mehr Wert auf Psychologie: In den einführenden Kapiteln erwähnt Fawn Brodie Burtons bahnbrechende Reisen und Übersetzungen kaum, erklärt aber ausführlich die Beziehung zu Mutter, Vater und Blut. Zwar geht es hier auch um die Kindheit allgemein, aber Brodie möchte eher psychologisieren und den Menschen ausleuchten; seine Entdeckungen liefern ihr dafür das Anschauungsmaterial. Amazon-Werbelinks: Ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Hochinteressanter Mann: Psycho: Eine mögliche Burtonsche Geisteshaltung erklärt Biografin Fawn Brodie mit einem Sigmund-Freud-Zitat über Leonardo da Vinci.…
- Afrika, Biographie, Buch, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Presse-Links zum Richard-Francis-Burton-inspirierten Reisebericht Nomade auf vier Kontinenten, von Ilija Trojanow (2007)
Auf etwa 430 luftig gesetzten Seiten präsentiert Ilija Trojanov lange Zitate aus den Reiseberichten Richard Francis Burtons (1821 – 1890), eigene Reiseeindrücke u.a. aus dem Jahr 2000 und einige große historische Abbildungen. Als ich Nomade auf vier Kontinenten anfing, kannte ich schon drei englische Burton-Biografien, den Burton-Film Mountains of the Moon und Teile des fiktionalisierten Berichts Speke & Burton, der dem Film zugrunde liegt (Übersichten und Links unten). Mit dem Nomaden auf vier Kontinenten wurde ich nicht warm, die Sprache hielt mich fern. Das gilt nicht nur für Trojanovs eigene Berichte, sondern auch für die Burton-Eindeutschungen. So lautet ein übersetzter Burton-Satz auf Seite 14: Er wird… gebuttert… Dazu erläutert Trojanov…
- Asien, Belletristik, Buch, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Kurzgeschichten, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Rezension Geschichten-Sammlung: India in Mind, Hg. Pankaj Mishra (2005) – 7 Sterne
Auf 330 Seiten erscheinen 25 kurze Textauszüge von Europäern oder Amerikanern, die etwa zwischen 1895 und 1997 über Indien schrieben. Die acht bis gut 20 Seiten langen Exzerpte umfassen Fiktion und Sachbuch, Roman, Kurzgeschichte, Lebens- und Reisebericht. Bekannte Namen: Die Anthologie gibt die bekanntesten Indien-Autoren wider, so Rudyard Kipling, E.M. Forster, Hermann Hesse und V.S. Naipaul. Andere prominente Namen verbindet man vielleicht mit heißen Ländern, aber nicht auf Anhieb mit Indien: Mark Twain, Gore Vidal, Pier Paolo Pasolini, Octavio Paz, Claude Lévi-Strauss, Paul Bowles, Allen Ginsberg, George Orwell, André Malraux und W. Somerset Maugham. Dazu kommen etablierte Reiseautoren wie Pico Iyer, Robyn Davidson, Bruce Chatwin, Peter Mathiessen und Paul Theroux.…
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3 Indien-Reiseführer im Vergleich: Lonely Planet, Reise Know-How, Rough Guide 2013, 2014
Auf Indien-Reisen 2013 und 214 habe ich diese Reiseführer verwendet: Lonely Planet India, Oktober 2013 Reise Know-How Indien – Der Norden, Februar 2013 Reise Know-How Indien – Der Süden, Juli 2014 The Rough Guide to India, 2013 Ich habe die Bücher u.a. hier genutzt: Haiderabad, Ahmedabad, Mumbai; Teile von Rajasthan, von Karnataka, von Tamil Nadu und von Kerala. Also nicht in Delhi, Agra, Goa, am Ganges oder im Himalaya. Lonely Planet: Der Lonely Planet hat sehr kleine, nicht farbige Stadtpläne, die nur grobe Orientierung geben. Allerdings enthält er mehr Tipps für Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Hotels als die anderen Bücher. Die Urteile wirken markant, kenntnisreich und fundiert – sie scheinen von…
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Rezension Reportage-Buch: India: The Road Ahead bzw. Non-Stop India, von Mark Tully (2011) – 7 Sterne
Mark Tully, einst BBC-Mann in Delhi und immer noch der bekannteste Indien-Sachbuchautor, schreibt hier über Politik und Wirtschaft: Naxalites, Unberührbare, Korruption, Landwirtschaft, religiöse Spannungen, Unternehmertum. Thematisch etwas heraus fallen Kapitel über indische Sprachen und indische Tiger. Die zehn Kapitel haben je 20 bis 30 Seiten und lesen sich stets wie eigenständige Reportagen. Sie bestehen immer aus drei Komponenten: Allgemeine Erklärungen, Besuche bei Professoren, Besuche vor Ort und Gespräche mit Aktivisten und Journalisten, seltener mit Arbeitern, Schülern oder anderen kleinen Leuten. Die Beispiele stammen großteils aus Nord- und Mittelindien; einmal geht es nach Mumbai, einmal nach Tamil Nadu. Fazit: Tully liefert spannende Informationen leicht lesbar vor allem über die indische Politik…
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Rezension Reisebericht: Butter Chicken in Ludhiana – Travels in Small Town India, von Pankaj Mishra (1995) – 5 Sterne
1995 reist Pankaj Mishra einen Winter lang durch kleinere, oft weniger bekannte indische Städte vor allem in Rajasthan, Uttar Pradesh, Bihar, West-Bengal und den drei südlichsten indischen Staaten. Zu der Zeit war Mishra (*1969) Student in Indien; er hatte noch nicht im Westen gelebt, aber Unmengen hoher westlicher Literatur verschlungen. Fazit: Mishra bringt zeitweise feine Beobachtungen und pointierte Dialoge, ist meist flüssig lesbar. Er spekuliert jedoch auch zeilenlang, statt Tatsachen niederzuschreiben. Unsympathische und eitle Figuren schildert er zu ausführlich, um sie bloßzustellen. Immer wieder beklagt Mishra Dreck, Lärm und Egoismus in Nordindien und speziell in seinen Herbergen. Auf allgemeine Regionalkunde verzichtet Mishra weitgehend: Man erfährt wenig von den Besonderheiten der…
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Buchkritik: India: A Portrait, von Patrick French (2011) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Auf 440 engbedruckten Seiten, inklusive Fußnoten und Stichwortverzeichnis, berichtet Patrick French über Indien seit 1947 unter drei Hauptüberschriften: Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Veröffentlicht 2011, entstanden die meisten Buchteile 2009 oder früher. Fazit: French liefert einen interessanten Einblick in das komplexe Gebilde Indien seit der Unabhängigkeit und schreibt dabei meist flüssig. Die Themen wirken jedoch zusammengewürfelt – eher wie eine Kette von Reportagen, Geschichtsabrissen und Leitartikeln, nicht wie ein schlüssiges Buch. Die Aufteilung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erscheint nachträglich übergestülpt und wird dem Inhalt nicht gerecht. French ergänzt gleichwohl die exzellenten Indien-Bücher von V.S. Naipaul, William Dalrymple und Aravind Adiga (der Frenchs Buch auch rezensierte, s.u.); die Qualität dieser Autoren erreicht…
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Rezension Bollywood-Buch: Lights, Camera, Masala: Making Movies in Mumbai (2006) – 9 Sterne
Schon nach drei Seiten hat es mich vor Lachen vom Sofa gehauen. Autor Naman Ramachandran, ein Filmkritiker, Produzent und Bollywood-Gelehrter, beschreibt die Hindi-Filmindustrie punktgenau elegant, mit augenzwinkernder Liebe und trockenem Humor. Ramachandrans Name erscheint auf dem Buchtitel kleiner als der von Fotografin Sheena Sippy, doch für mich trägt er mehr zum Genuss des englischsprachigen Buchs bei. [fsg_gallery id=“4″] Gut dabei: Ramachandran hält sich nicht mit Verallgemeinerungen und Reminiszenzen auf (Verallgemeinerungen, Statistiken, Historisches liefert bei Bedarf Tejaswini Ganti in Bollywood: A Guidebook to Popular Hindi Cinema (Routledge Film Guidebooks).), sondern watet sofort knietief ins reale Bollywood, gleich zu Anfang mit viel O-Ton der legendären Drehbuchschreiber Salim-Javed. Javed Akhtar bekommt später noch…
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Rezension Historisches Indien-Sachbuch: White Mughals, Love and Betrayal in Eighteenth-Century India, von William Dalrymple (2002) – 8 Sterne
Ein faszinierendes Buch über Indien um 1800 – wie sich Engländer und Inder mischen, wie Christen, Hindus und Moslems harmonieren; kuriose, verblüffende, vielsagende Einblicke. William Dalrymple wertet zahllose Quellen aus und schreibt 500 eng bedruckte Seiten plus 50 Seiten Anmerkungen, Literaturliste, Stammbäume, Personenverzeichnis, Kartenskizzen. Eine Liebesgeschichte ist es indes nur teilweise. Erst etwa ab Seite 220 konzentriert sich Dalrymple einigermaßen auf seine zwei Hauptfiguren. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Darum geht es wirklich in dem Buch: Vorher tauchen indische Prinzessin und englischer Statthalter gelegentlich für ein paar Absätze auf, doch vor allem malt Dalrymple ein episch breites historisches Bild, berichtet über Hofintrigen, blutige Kriege, Hochzeitsbräuche, Verhütungsmethoden und vieles mehr…
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Rezension Indien-Buch: Neun Leben – Unterwegs ins Herz Indiens, von William Dalrymple (2009) – 8 Sterne
Dalrymple schreibt mit viel Wohlwollen und Geduld über Gläubige in Südasien (neben Indien gibt es auch Ausflüge nach Pakistan und in die tibetische Vergangenheit eines Buddhisten in Dharamsala). Betont urteilsfrei und undramatisch berichtet William Dalrymple von Frauen, die sich langsam zu Tod hungern und von Frauen, die gegen ihren Willen in eine religiös verbrämte Prostitution gezwungen wurden – und später ihre Töchter, gegen deren Willen, auf denselben Weg schickten. Andere Hauptfiguren sammeln Totenköpfe, formen Skulpturen oder erzählen überlieferte Geschichten vor heiligen, ausrollbaren Gemälden. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Portraits und Geistesgeschichte: Überwiegend portraitiert Dalrymple Außenseiter, oft ohne Familie, die sich besonders exotischen Glaubensformen zugewandt haben und darum vielleicht mehr…
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Rezension Indien-/Südasien-Reportagen: Age of Kali, von William Dalrymple (1998) – 8 Sterne
Das Buch wurde 1998 abgeschlossen. Viele der Reportagen entstanden aber schon Anfang der 90er Jahre im Zeitschriftenauftrag und wurden 1997 oder 1998 für das Buch umgeschrieben oder mit einem Nachwort versehen. Neben „Indian Travels“ (Untertitel) enthält das Buch ausführliche Berichte aus Pakistan, Sri Lanka und La Réunion, aber nicht aus Nepal oder aus der indischen Diaspora. Einige Reportagen sind an die 30 Seiten lang, tiefschürfend historisch und doch voll lebendiger Details, Begegnungen und Beobachtungen. Andere Stücke beanspruchen nur wenige Seiten und wirken darum etwas blass – offensichtlich hatte die Redaktion nur einen kurzen Bericht bestellt, doch Dalrymple kann so viel so gut erzählen, dass man gern mehr lesen würde. Minister…
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Rezension Bollywood-Filmbuch: Fantasies of a Bollywood Love Thief: Inside the World of Indian Moviemaking, von Stephen Alter (2007) – 8 Sterne
Zum größeren Teil beschreibt Love Thief die Entstehung des Films Omkara (2006; R Vishal Bardwaj, u.a. mit Kareena Kapoor, Ajay Devgn, Saif Ali Khan, Konkona Sen Sharma, Naseeruddin Shah; sehr sehenswert, allerdings mit brutalen Morden). Alter erzählt sehr flüssig, leicht lesbar und in leichtem Englisch. Man hat oft das Gefühl, persönlich dabeizusein bei den Drehbuchkonferenzen, bei den Arbeiten am Set, wenn die (echten) Maschinengewehre im Büro eintreffen und bei den kleinen, subtil beobachteten Rivalitäten der Hauptdarsteller. Wir lernen, wie der Maskenbildner Blut anrührt und warum das Muhen einer Kuh trotz Synchrontonverfilmung die Aufnahme nicht ruiniert. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Begegnung mit Alt-Stars: Andere, kürzere Abschnitte…
- Biographie, Bollywood, Bollywood seit 1995, Buch, Filmbuch, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Sachbuch
Rezension Bollywood-Biografie: King of Bollywood: Shah Rukh Khan and the Seductive World of Indian Cinema, von Anupama Chopra (2008) – 8 Sterne
Manche Anekdoten aus dieser Biografie zu Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan klingen fast zu gut, als dass sie wahr sein könnten. Viele Charaktere erscheinen als liebenswerte Kauze, die sofort in einen Film passen. Auch andere Zufälle und Ereignisse wirken so an den Haaren herbeigezogen, dass man mal wieder über unplausible Bollywooddrehbücher lamentieren möchte. Aber vielleicht war es ja wirklich so. Die hier eingebetteten Videos zeigen die Autorin des Buchs, Anupama Chopra, im TV-Gespräch mit Shah Rukh Khan (teils nicht von Anfang an). Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Wie schreibt sie? Wie auch immer: Anupama Chopra schildert das Leben des indischen Filmstars Shah Rukh Khan sehr lebendig, leicht…
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Rezension Bollywood-Filmbuch: Dilwale Dulhania Le Jayenge (The Brave-Hearted Will Take the Bride), von Anupama Chopra (2002) – 7 Sterne
Das Bändchen über den Bollywood-Erfolgsfilm „Dilwale Dulhania Le Jayenge“ (1995) ist in sehr flüssigem, leicht lesbarem Englisch geschrieben, ich musste nur selten das Wörterbuch bemühen. Lästig nur, dass man für die 78 Anmerkungen immer nach hinten blättern muss – mal sind es nur Literaturhinweise, die ein Normalleser nicht braucht, dann wieder sehr interessante Randaspakte, die man nicht verpassen möchte. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Es geht nicht nur um den Film selbst: Die Filmjournalistin Anupama Chopra, die für führende Medien in Indien und USA schreibt und moderiert, richtet sich hier ausdrücklich auch an Bollywood-Neulinge im Westen. So schildert sie den traurigen Stand des indischen Kinos Anfang…
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Rezension Bollywood-Filmbuch: Sholay, The Making of a Classic, von Anupama Chopra (2000) – 7 Sterne
Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Was für ein Aufwand, was für ein Drama beim Filmen des Dramas, des absoluten Bollywood-Klassikers Sholay: Mehrere Hauptdarsteller wollen die Hauptdarstellerin heiraten – im richtigen Leben; betrunkene Hauptdarsteller schießen mit scharfer Munition knapp neben andere Hauptdarsteller (keine Eherivalen); Beamte müssen geschmiert werden; danach müssen die Antikorruptionsbeamten geschmiert werden; die Zensurbehörde stellt sich quer (und kann offenbar nicht geschmiert werden); die gelernten Bollywood-Pferde reagieren professionell auf „Cut“- und „Action“-Rufe, aber vor Ort angeheuerte Gäule werfen die Schauspieler immer wieder aus dem Sattel; Teenager-Erpresser wollen das Filmdorf abbrennen, landen im Gefängnis und kurz darauf auf der Mitarbeiterliste. Spannende Geschichten: Die Geschichten rund um…
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Rezension Le Monde diplomatique: Indien – Die barfüßige Großmacht (2010) – 7 Sterne
Faktenreich referieren die Autoren – Wissenschaftler und ein paar Journalisten – vor allem über Politik und soziale Unruhen. Die Sympathie für alternative Ideen und machtlose Kleinbauern scheint gelegentlich durch. Ein buntes Magazin mit schönen Bildstrecken ist es nicht: „Indien, die barfüßige Großmacht“ zeigt einzelne, gute, groß aufgezogene Fotos. Aber die Bleiwüste dominiert. Nord- und Mittelindien stehen im Mittelpunkt, die südlichsten Bundesstaaten Tamil Nadu und Kerala an der Südspitze erscheinen gar nicht. Die Artikel über Bollywoodfilme (von Dorothee Wenner) und neue indische Literatur wirken wie Fremdkörper in diesem sehr politischen Heft, der akademische Ton stört hier noch mehr als im Politikteil. Mehrere Aufsätze waren bei Erscheinen des Hefts 2010 schon älter:…
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Eisenbahn-Weltreise: Ghost Train to the Eastern Star, von Paul Theroux (2008) – 6 Sterne
Eine Zugreise 2006 von London nach Tokio und zurück – mit einigen längeren Flug-Abschnitten dazwischen. 1973 war Paul Theroux eine ähnliche Strecke gereist und sein Buch darüber, Basar auf Schienen, engl. The Great Railway Bazaar von 1975, wurde ein großer Erfolg. Lange Strecke: Dem Basar auf Schienen schickte Theroux weitere Eisenbahnbücher hinterher, unter anderem über China und Südamerika, bis er schließlich hier in Ghost Train to the Eastern Star die Railway-Bazaar-Route neu abreiste. Dieses Nachfolge-Buch erschien 2008; diesmal fehlen unter anderem Iran, Afghanistan, Pakistan, dafür gibt es neu Georgien, Turkmenistan, Kambodscha, Nordvietnam, einen Landgang in Sibirien). Der Vorgänger, Basar auf Schienen, lebt nicht von Ortsbeschreibungen und Landeskunde, sondern von den…
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Filmbuch: Bollywood: A Guidebook to Popular Hindi Cinema, von Tejaswini Ganti (2004) – 6 Sterne
Mittlerweile gibt es eine Ausgabe von 2013, doch ich bespreche hier die Fassung von 2004 – mit einer Zeittafel bis 2003, alle Interview-Auszüge stammten von Mitte, Ende der Neunziger. Die offenbar indischstämmige Autorin ist Anthropologieprofessorin in den USA und betont selbst, dass sie weniger als Filmkritikerin ans Thema herangehe. Klar ist: Tejaswini Ganti hat viele andere Veröffentlichungen ausgewertet und auch mehrere Akteure interviewt – ob sie aber ein Bollywood-Fan ist und viele Filme gesehen hat, bleibt innerhalb des Buchs offen. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Wie ist der Eindruck? Definitiv wirkt das „Guidebook to Popular Hindi Cinema“ wissenschaftlich spröde im Vergleich zu den Büchern der Filmkritikerin…
- Annehmbar, Asien, Buch, China, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Ostasien, Reise, Sachbuch
Sachbuch: The East, the West, and Sex: A History of Erotic Encounters, von Richard Bernstein, 2009 – 6 Sterne
Bernstein schreibt flüssig und leicht lesbar, aber ohne besonderen Reiz. Mitunter klingt er säuerlich missbilligend, so beim Thema Kolonialismus und bei allzu entschlossenen Ausschweifungen historischer Reisender; dabei erinnert Bernstein fast an die viktorianische Moral, die immer wieder zitiert wird, und im Fazit scheint er christlich geprägte Monogamie zu bevorzugen. Um diese Länder geht es: Bernstein hat in China studiert, zeitweise gearbeitet und dort auch geheiratet – also ist China früher und heute ein Schwerpunkt des Buchs. Weiteres Hauptaugenmerk gilt dem historischen Indien und den Engländern sowie dem Treiben der Franzosen in ihren nordwestafrikanischen Kolonien (die Bernstein ohne weiteres auch zu „The East“ zählt). Andere Kapitel handeln von Prostitution in Vietnam…
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Filmbuch: The Essential Guide to Bollywood, von Subhash K. Jha (2005) – 6 Sterne
Den Hauptteil bilden die Filmbesprechungen aus vielen Jahrzehnten, sortiert nach Genres, innerhalb eines Genres nach Jahr. Jeder Film bekommt nur ein bis zwei Absätze; Jha geht oft nur auf Handlung, filmhistorische Bedeutung und Botschaft ein, aber es gibt selten eine eindeutige Wertung oder Einstufung. Zwar packt der Autor die Essenz eines Films oft gelungen in ein, zwei treffende Sätze. Die Formulierungen schätzt man aber eventuell erst richtig, wenn man den Film schon kennt; sie taugen weniger als Orientierung beim DVD-Kauf. Allerdings warnt Jha stets vor harter Gewalt. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra So ist der Essential Guide aufgebaut: Pro Film gibt es meist ein Bild, entweder…
- Annehmbar, Auswandern, Buch, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Buch: Briefe zwischen Vater und Sohn, von V.S. Naipaul – 6 Sterne
V.S. Naipaul ist soeben zum Studieren nach England gegangen, das Buch zeigt den Briefwechsel zwischen ihm und seinem indisch-stämmigen Vater auf Trinidad. Eins wird klar nach der Lektüre: So ein armseliger Tropf wie der Buch-Mr.-Biswas ist dessen lebendes Vorbild, V.S. Naipauls Vater Seepersad Naipaul, bei weitem nicht. Naipaul senior arbeitet bei einer Zeitung als Journalist und Umbruchredakteur, schreibt auch Kurzgeschichten und einen Roman und ermuntert den Sohn per Brief unermüdlich, an eigener Belletristik zu feilen. Der Vater schickt dem Sohn gelegentlich fünf Pfund und eigene Belletristik an den englischen Studienort. Wenn ihm sonst nichts einfalle, rät Vater Naipaul, könne der Jüngere ja einen Roman über den Vater schreiben – was…
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Filmbuch: Bollywood: Popular Indian Cinema, von Lalit Mohan Joshi (2001) – 6 Sterne
Der kiloschwere, englischsprachige, prächtig illustrierte 350-Seiten-Band wurde 2001 erstmals und dann 2002 erneut gedruckt. Viele der heute besonders erfolgreichen Musiker, Produzenten und Regisseure tauchen also kaum auf. Die acht Aufsätze stammen überwiegend von BBC-Redakteuren mit indisch klingendem Namen. Das Kapitel zur Musik lieferte allerdings niemand anders als der renommierte Dichter und Drehbuchautor Gulzar; ein anderes Kapitel verfasste der Regisseur Shyam Benegal. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Mängel: Der Prachtschmöker hat mehrere Lektoren und Lektoratsberater. Um so unglücklicher wirken da diverse Tippfehler vor allem im Aufsatz von Lalit Mohan Joshi, der auch den Gesamtband betreute. Einige indische Filmtitel weichen von der üblicheren Schreibweise ab, so dass weiter…
- Annehmbar, Belletristik, Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Kurzgeschichten, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Kalkutta-Geschichten: The Weekenders: Adventures in Calcutta (2004) – 6 Sterne
Vorteile: einige schöne Reportagen, teils literarisch verpackt, vereinzelt packend geschrieben interessante Einblicke abseits der Touristenpfade Nachteile: innerhalb von 250 Seiten wechseln Autoren, Stile, Textgattungen, Thema und Qualität immer wieder nicht immer wird klar, was Fakt und was Fiktion ist keine Fotos zwei Geschichten habe ich nach vergeblichen Versuchen abgebrochen (s.u.) So ist das Buch aufgebaut: Ein Mix zum Thema Kalkutta (Kolkata): eine Schriftstellergruppe von den britischen Inseln schreibt mal Reportagen, mal Kurzgeschichten, mal nur Hintergründe. Mal aus Calcutta-City, mal von den umliegenden Dörfern. Mal aus dem Elendsviertel, dann wieder geht es um Mittelschicht, Callcenter und ein Luxushotel (Hg. Andrew O’Hagan). Die Autoren verbrachten nur vier oder weniger Tage in Kalkutta. Aufenthalt…