- Annehmbar, Belletristik, Buch, England, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Kurzgeschichten
Kritik Kurzgeschichten: We Move, von Gurnaik Johal (2022) – 4/10 Sterne
Sein nächstes Buch sollte Gurnaik Johal ganz in Amritsari-Punjabi schreiben, mit Einsprengseln in Hindi und Marathi zwecks Multikultur. Er sollte es mit weiteren Sikhismus- und Pogrom-Hintergründen spicken und jeden, der die Lektüre verweigert, anklagen. Gurnaik Johal schreibt lakonisch über Inder (oder Indischstämmige?) im Londoner Stadtteil Southall in Flughafennähe. Teils schildert er junge, schon etablierte Paare; teils ältere, sehr traditionelle Herrschaften; sowie junge Männer und Frauen, die gerade erst eintreffen und sich einfinden müssen. Überwiegend spielt die indische – genauer: – Punjabi-Herkunft eine Rolle, wegen Heimwehs, Start im neuen Land, Erinnerungen, Fremdenfeindlichkeit oder Kulinarik. Einige der besten Geschichten könnten auch unter Weißen spielen, so das erste Stück Arrival um ein junges…
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Kritik Indien-Roman: Ghachar Ghochar, von Vivek Shanbhag (2013) – 7/10 Sterne
Vivek Shanbagh (*1962) liefert interessante Einblicke in indisches Alltagsleben heute, ingesamt stimmig erzählt. Eine Zwei-Generationen-Familie scheint vor dem Abgrund zu stehen, als der Familienvater und Ernährer den Job verliert. Doch sein jüngerer Bruder hat eine erfolgreiche Geschäftsidee, und kurzum bewohnt die Familie sogar ein besseres Haus in einem teuren Viertel. Die Beziehungen zwischen den Akteuren ändern sich. Vivek Shanbaghs Ich-Erzähler klingt ruhig bis souverän, man folgt ihm gern. Er bringt interessante Alltagsdetails etwa über Dampfdruckkocher oder arrangierte Ehen. Der Ich-Erzähler berichtet im Rückblick, mit Zeitsprüngen und vielen Verallgemeinerungen. Darum gibt es nicht viele Dialoge; die wenigen Wortwechsel klingen jedoch reizvoll, oft spannungsreich bis zänkisch. Kellner Vincent tönt fast wie das…
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Kritik Kurzgeschichte: In the South, von Salman Rushdie – 8 Sterne
Zwei uralte Pensionäre leben schon lange Veranda an Veranda in Chennai. Täglich lästern sie genüsslich übereinander nach liebgewonnenem Ritual. Teils klingen sie leicht konsumierbar lebensweise, teils lustig. In dieser urban indischen Kurzgeschichte von Salman Rushdie passiert zunächst nicht viel. Das ist alles Atmosphäre, Grummeln und Wort-Ping-Pong. Doch der Autor deutet in den ersten Zeilen eine Entwicklung kurz an, die man schnell wieder vergisst – bis Rushdie gegen Ende etwas abrupt und dramatisch darauf zurückkommt, und noch mehr Lebensweisheit obendrauf packt. Dabei bleibt er knapp unaufdringlich. Assoziation: Die Atmosphäre im Wohnblock erinnerte mich an viele Südindien-Filme aus Tamil Nadu Wegen der detailliert geschilderten urban-häuslichen Situation Vivek Shanbaghs Ghachar Ghochar Volltext der…
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Kritik Memoiren: Joseph Anton, von Salman Rushdie (2012) – 5/10 Sterne – mit Links
Fazit: Salman Rushdie schreibt meist flüssig, fast journalistisch und halbwegs spannend. Doch das Buch funkelt nie, es gibt keinen Dialog und keine Vertiefung in andere Charaktere als Rushdie. Es ist eine nicht endende Reihung immer neuer Komplikationen über viele 100 Seiten: Todesdrohungen, bizarre Ex- und quengelnde oder hohle Neu-Frauen, Trennung vom Sohn, wankelmütige Verlage und Politiker, Krebstode im Umfeld, öffentliche Attacken, ständige Wohnungsnot, drakonische Sicherheitsvorschriften. Dazu kommen Rushdies Selbstgerechtigkeit, Weinerlichkeit, Eigenlob und Wiederholung immer gleicher Positionen. Ein fähiger nicht-autorisierter Biograf könnte den Stoff besser liefern. Amazon-Werbelinks: Salman Rushdie allgemein | Joseph Anton Leben mit der Fatwa: Man denkt beim Lesen zunächst an eine allgemeine Autobiografie Rushdies, und so steht’s auf…
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Kritik Doppel-Biografie: The Mountbattens. Their Lives and Loves, von Andrew Lownie (2019) – 5/10 Sterne
Edwina Mountbattens unzählige Reisen, Lover und Promi-Bekanntschaften in den 1920er und 1930er Jahren leiert Andrew Lownie runter wie eine verbalisierte Exceltabelle. Küchenpsychologisiert er doch einmal, klingt es nur peinlich: Now that Dickie was prepared to turn a blind eye to her lovers, they did not hold the same attraction… Restless and bored, Edwina now decided to go travelling… she needed to make up for all those lost years of frivolity… in her confused state of mind, she also continued to love him.. Dies oft ohne nähere Erklärung, außer ein paar Seiten lang die Wechseljahre. Insgesamt berichtet Lownie sehr nüchtern und faktenorientiert auch die ausschweifende Polyamourie der Eheleute, und Louis Mountbattens…
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Kritik Sachbuch indische Liebe: The Heart Is a Shifting Sea – Love and Marriage in Mumbai, von Elizabeth Flock (2018) – 8 Sterne
Fazit: Die Autorin liefert einen brillanten, sehr tief gehenden Einblick in indische, urbane Mittelschicht-Seelen und indischen Alltag heute. Sie schreibt zudem hervorragend und in leichtem Englisch und nimmt sich selbst völlig zurück – das Buch lässt sich kaum weglegen. Störend nur, dass Flock jede Paargeschichte in fünf Teile zerhackt und nicht am Stück erzählt. Die US-Journalistin Elizabeth Flock beobachtete über fast zehn Jahre drei indische Paare in der Wirtschaftsmetropole Mumbai (vormals Bombay) – Schulleiter, Kleinunternehmer, Händler, Journalisten, IT-Spezialisten, Hausfrauen; zwei Hindupaare und ein Muslimpaar; Liebeshochzeit und arrangierte Ehe. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Viele Jahre: Elizabeth Flock begann ihre Interviews 2008 und recherchierte vor allem 2014 und 2015; in…
- Annehmbar, Belletristik, Buch, England, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Lustig, Roman
Romankritik: Sari, Jeans und Chilischoten, von Meera Syal (1999, auch Hochzeit auf Indisch, engl. Life Isn’t All Ha Ha Hee Hee) – 6 Sterne – mit 2 Videos
Im Mittelpunkt des Romans stehen drei Mittelschicht-Inderinnen Mitte 30 in London; zwei mit beruflich in London etablierten Indern verheiratet, eine mit einem Weißen liiert. Meera Syal (*1961) beschreibt erkennbar ihr eigenes Leben in der Figur Tania als taffe indischstämmige TV-Macherin. Sie liefert viele witzige Beobachtungen und teils Dialoge. Allerdings packt sie scheinbar alles in den Roman, was ihr auf dem Herzen liegt und widerfuhr, auch wenn es nicht zu den Figuren oder zur Story passt. So franst der Roman aus, werden Figuren überfrachtet, das Ganze wirkt unglaubwürdig – eine Sammlung von Kurzgeschichten oder Sketchen wäre angemessener. Syals Erstling über ihre mittelenglische Jugend, Anita and me, wirkt deutlich geschlossener. Indischstämmige Londoner…
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Rezension Kurzgeschichten: Like Birds, Like Fishes, von Ruth Prawer Jhabvala (1963) – 8 Sterne
Sechs der elf unverbundenen Kurzgeschichten erschienen im New Yorker. Ruth Prawer Jhabvala erzählt meist von städtischen indischen Mittelschichtfamilien der frühen 1960er Jahre. Mal beschreibt Prawer Jhabvala mit vielen Dialogen einen einzigen Nachmittag in einer Familie; mal rafft sie ein ganzes Leben auf 20 Seiten zusammen, fast ohne Dialog. Doch stets fließen die Geschichten stimmig dahin, ohne dass man je stutzt. Ihr Englisch sitzt immer auf dem Punkt, ohne jede Affektiertheit oder Marotte. Prawer Jhabvala (1927 – 2013) spießt lakonisch-unbeteiligt Missgunst, Egoismus, Raffgier, Rüdheit, Statusdenken und Bigotterie in der Großfamilie auf. Liebe und Herzenswärme gibt es nicht – oder höchstens doch im Ton der Erzählerin, wenn schon nicht in ihren Figuren?…
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Romankritik: Anita and Me, von Meera Syal (Einwanderer-Roman, 1996) – 7 Sterne – mit Video & Presse-Links
Einfühlsam, informativ und oft lustig, aber nie schrill beschreibt Meera Syal in ihrem Romanerstling gleich drei verschiedene Welten in einer: das Innenleben einer Neun- oder Zehnjährigen, ziemlich frühreif indische Einwanderer im England der 1960er ein englisches Bergbaudorf Das liest sich grundsätzlich interessant, leicht und unterhaltsam; aber Schwächen gibt es auch: So wird Syal mitunter zu belehrend, etwa auf den Seiten über die Folgen der indischen Teilung speziell im Punjab, über Unterschiede in den familiären Beziehungen bei Indern und Engländern und bei Fremdenfeindlichkeit. Die Handlung wirkt dann nicht mehr plausibel, sondern konstruiert. Vielleicht will die Autorin auch zu vieles aus ihrer eigenen Kindheit einbauen. Im ersten Buchteil schweift Syal überdies zu…
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Rezension: Zwei Leben, von Vikram Seth (Doppelbiografie, 2005, engl. Two Lives) – 7 Sterne
Fazit: Seth erzählt teilweise spannend, teilweise zu ausführlich von zwei noblen, gebildeten Menschen mit sehr ungewöhnlichen Biografien zwischen Nordindien, Berlin, London und exotischen Kriegsschauplätzen. Viele Briefauszüge, Fotos und Reproduktionen machen die Geschichte lebendig. Mehrfach lässt sich Vikram Seth jedoch von seinem Material mitreißen – so zitiert er die Briefe und Schicksale von Hennys Freunden zu ausführlich, und er gibt über Seiten hin zu allgemeine Kommentare ab. Weil solche Editorials aber stets en bloc kommen, kann man sie leicht überblättern. Spannend: Seth beschreibt das Leben seines indischen Onkels Shanti (1908 – 1998), der in den 1930er Jahren in Berlin Zahnmedizin studierte und später in London die deutsche Jüdin Henny heiratete (1908…
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Rezension: Eine gute Partie, von Vikram Seth (Roman 1993, engl. A Suitable Boy) – 7 Sterne – mit Video
Fazit: Epische Saga, die vier große Familien und kaum mehr als ein Jahr beschreibt. Viele starke, gebildete, clevere Dialoge. Häufig mild spannend, jedoch dramatisch nur auf den letzten 200 Seiten. Souverän und rund geschrieben, aber gelegentlich irritieren überhastete Perspektivwechsel, und manche Themen bettet der Autor nicht richtig in die Handlung ein. Gekürzt um ein Drittel oder Viertel wäre der Roman noch stärker. Vikram Seth schreibt gern über milde Exzentriker, vermeidet aber allzu schrille Figuren oder absurde entscheidende Zufälle. Er schreibt weitgehend linear ohne Rückblenden und legt den Witz in Dialoge, nicht in die Erzählstimme. Überblick: Im Mittelpunkt stehen vier städtische nordindische Mittel- und Oberschichtfamilien, deren Kinder untereinander heiraten oder befreundet…
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Rezension Indien-Roman: The Householder, von Ruth Prawer Jhabvala (1960) – 6 Sterne – mit Video
Prem ist ein kleiner, jungverheirateter Junglehrer in Delhi, seine Frau Indu schwanger. Das Geld wird knapp. Prem fühlt sich ständig unsicher und unvorbereitet – schwierige Themen kann er weder bei Indu noch mit Chef oder Vermieter ansprechen. Ständig setzt er Fassaden auf, und jeder Ansatz zu einem ernsten Gespräch geht daneben. Dann lernt Prem auch noch Esoterik-fixierte Europäer kennen. Prawer Jhabvala beschreibt die indische Kleine-Leute-Welt mit viel Spott – die Europäer in Delhi haut sie aber noch deftiger in die Pfanne. Sie erfindet amüsante Dialoge, doch das selbstbesessene Aneinander-Vorbeireden der Akteure wiederholt sich, die Geschichte hat keine Entwicklung und endet im Ungefähren. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Ruth Prawer Jhabvala | Indien…
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Rezension Indien-Roman: Amrita: Or to Whom She Will, von Ruth Prawer Jhabvala (1955, dt. Die Liebesheirat bzw. Amrita und Hari) – 7 Sterne
Amrita liebt Hari und Hari liebt Amrita. Sie treffen sich manchmal und raspeln Süßholz. Doch Amritas Familie ist gegen die Verbindung, und Haris Familie ist gegen die Verbindung. Die jungen Leute werden anderweitig verbandelt, für sie gibt es scheinbar keine Zukunft. Der Roman spielt in der indischen Mittelschicht Neu-Delhis in den 1950er Jahren, ohne Europäer. Das Buch erschien unter verschiedenen Titeln: Amrita, To Whom She Will, Amrita or To Whom She Will und auf Deutsch als Liebesheirat (dtv 1990) bzw. als Amrita und Hari. Fazit: Prawer Jhabvala schreibt souverän, kurzweilig und mit interessanten Einblicken. Die Satire ist zeitweise zu deftig und arrogant. Die New York Times meinte: A sharply observed…
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Rezension Indien-Kurzgeschichten: Eine Witwe mit Geld, von Ruth Prawer Jhabvala (1986, engl. Out of India) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Die Kurzgeschichten des Bandes Eine Witwe mit Geld (engl. Out of India) erschienen bereits in vier früheren Geschichtensammlungen zwischen 1963 und 1976 und meist auch in Zeitschriften. Prawer Jhabvala schreibt vor allem über das Leben in Delhi, seltener aus anderen Teilen Indiens; mal aus Sicht von Europäern, die in Indien leben, mal aus einheimischer Perspektive. Sie konzentriert sich generell auf die obere und untere Mittelschicht. Es gibt Anklänge an alle ihre Romane und Erzählsammlungen wie Hitze und Staub, Esmond in India, My Nine Lives oder A Lovesong for India. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Ruth Prawer Jhabvala | Indien | Asien Ergebenes Personal: Ihre Hauptfiguren sind oft etwas ungewöhnlich: Mindestens sechsmal schreibt…
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Rezension Indien-Roman: Esmond in India, von Ruth Prawer Jhabvala (1957) – 7 Sterne
Sehr viel passiert hier nicht: Eine Ehe bröckelt, eine wird mühsam eingefädelt, doch Ergebnisse bleiben aus. Ruth Prawer Jhabvala schildert den Alltag mehrerer indischer Mittelschichtfamilien trotz mangelnder Action unterhaltsam und liebevoll ironisch, mit treffenden Details und sehr indischer Atmosphäre – das Essen, die Märkte, die komplizierten Sitten und Traditionen. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Ruth Prawer Jhabvala | Indien | Asien Mitunter erinnert die Atmosphäre an Familien-Bollywoods der späten 60er bis frühen 90er Jahre, etwa in Hum Aapke Hain Koun…!: Mehrere indische Generationen leben harmonisch unter einem Dach in entspannter Großbürgerlichkeit und feiern viele Feste – Friede, Freude & Masala, fehlt nur ein Ensemble-Tanz im Garten unter Sternen. Deutlich auch die Parallelen…
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Rezension historischer Indien-Roman: Hitze und Staub, von Ruth Prawer Jhabvala (1975, engl. Heat and Dust) – 7 Sterne – mit Presse-Links & Video
Prawer Jhabvala (1927 – 2013) schreibt nüchtern, teils mild spöttisch über Alltag in der staubigen indischen Provinz – abwechselnd in den 1920er und in den 1970er Jahren. Zeitweise schildert die Autorin Banales in Indien, dann wieder präsentiert sie sehr exzentrische Inder und Engländer. Das unterhält, ist aber kaum typisch. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Ruth Prawer Jhabvala | Indien | Asien Die Ich-Erzählerin in diesem kurzen Roman (157 Seiten) reist in den 1970ern in die indische Kleinstadt Satipur, um dort dem Leben ihrer Stiefgroßmutter Olivia nachzuforschen. Die verließ in den 1920er Jahren ihren englischen Mann, um mit einem indischen Kleinfürsten zu leben (das erfahren wir auf der ersten Seite, es kommt nicht…
- Annehmbar, Belletristik, Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Kurzgeschichten, USA
Rezension Erzählungen: My Nine Lives, von Ruth Prawer Jhabvala (2004) – 6 Sterne – mit Presse-Links
Die neun Erzählungen sind sehr gleichmäßig jeweils knapp 30 Seiten lang: eine weibliche Ich-Erzählerin berichtet mehrere Jahre aus ihrem Leben, manchmal ihr ganzes Leben. Die Geschichten sind nicht miteinander verbunden, doch die Ich-Erzählerinnen leben häufig in Großstädten (fünfmal New York, zweieinhalbmal Delhi, eineinhalbmal Nachkriegs-London) und haben besondere Verbindungen zu Indien – wie die Autorin selbst. Indien spielt gleichwohl abgesehen von zweieinhalb Ausnahmen nie die Hauptrolle im Buch, auch wenn die professionellen Rezensenten (unten) vor allem die indischen Geschichten zur Kenntnis nehmen. Ton und Inhalt erinnern deutlich an die Kurzgeschichten aus A Lovesong for India (2011, ebenfalls mit Schwerpunkt New York und nicht Indien) und an die Geschichten aus East Into…
- Annehmbar, Belletristik, Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Kurzgeschichten, USA
Rezension Kurzgeschichten: A Lovesong for India, von Ruth Prawer Jhabvala (2011) – 5 Sterne – mit Presse-Links
Die Geschichten spielen in den teuersten Immobilien von Delhi oder Mumbai, vor allem aber in New York: Anders als in frühereren Romanen oder in Kurzgeschichtensammlungen bis Out of India/dt. Eine Witwe mit Geld (1986) portraitiert Ruth Prawer Jhabvala diesmal die Oberschicht und Superreiche – eine Dichterfürstin, Hollywood-Stars, Bollywood-Stars (angelehnt an Amitabh Bachchan), Filmkritiker oder Popmanager, domizilierend in „huge gilded Fifth Avenue apartments“ etc. pp. Die gleichen Orte erscheinen auch in Jhabvalas 1998er Sammlung East Into Upper East: Plain Tales from New York and New Delhi (1998) und in My Nine Lives (2004). Die Beschreibungen in A Lovesong for India wirken mehrfach banal glamourös und weniger einsichtverschaffend als Praver Jhabvhalas frühere,…
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Rezension Einwanderer-Roman: Bloß (k)eine Hochzeit, von Bali Rai (2001, engl. (Un)arranged Marriage) – 7 Sterne
Manjit ist in England aufgewachsen, doch seine konservative und ungebildete indische Punjabi-Familie will ihn 17jährig mit einer Punjabi-Frau verheiraten, die er nicht kennt und nicht will. Autor Bali Rai, der in ähnlichen Umständen aufwuchs, schildert vor allem, wie sich der intellektuelle Manjit von seiner Familie abhebt und immer verzweifelter gegen die arrangierte Ehe sträubt – samt einem unfreiwillig langen Aufenthalt in Indien, bis zum dramatischen Finale. Das liest sich lebendig, nicht stereotyp, mit vielen Einblicken und mehreren sehr spannenden Passagen. Sitten und Gebräuche erklärt der Autor manchmal zu pädagogisch aufdringlich. Das Stehlen, Saufen und die Straßensprache öden an, aber es gehört wohl dazu. Sehr mechanisch träumt Manjit einmal von einer…
- Annehmbar, Belletristik, Buch, England, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Roman
Rezension historischer England-Raj-Roman: Teerose und Sandelholz, von Julia Gregson (2008, engl. East of the Sun) – 6 Sterne – mit Presse-Links
Drei junge Frauen und ein junger Mann reisen 1928 gemeinsam von England nach Indien – mit ganz unterschiedlichen Plänen und Vorstellungen. Es geht um Heirat, berufliche Veränderungen und dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit. Der Roman spielt überwiegend in Indien (vor allem Bombay, außerdem Poona, Ooty, Simla, Nordwestgrenze), zum kleineren Teil auch in England und auf dem P&O-Dampfer. Stil: Gregson schreibt mit vielen kleinen, überraschenden Details, als ob sie die historischen Szenen in England und Indien selbst miterlebt und gleich für die Nachwelt notiert hätte (für Buchrecherchen reiste sie zweimal nach Indien (Quelle) und stimmte sich mit vielen Experten ab). Auch Gefühle gibt Gregson detailliert, und in den ersten zwei Dritteln…
- Annehmbar, Buch, England, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Rezension historisches Indien-Buch : The Fishing Fleet, Husband-Hunting in the Raj, von Anne de Courcy (2012) – 6 Sterne – mit Presse-Links
Die erfahrene Historikerin und Biografin de Courcy schreibt über Engländerinnen, die bis 1947 nach Indien reisten, um dort einen englischen Ehemann zu finden – in England herrschte Männermangel. Der Schwerpunkt liegt auf den Jahren 1895 – 1935. Mein Phoenix-Taschenbuch hat 314 Seiten Haupttext mit 22 Kapiteln plus Vorwort, Einführung, Nachwort; 32 Kunstdruck-Fotoseiten; 1 Doppelseite Landkarte; Anhänge. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Fazit: De Courcy erzeugt eine lebendige allgemeine Atmosphäre, die wenigen Einzelportraits wirken jedoch blass. Sie beschreibt auf weiten Strecken allgemeines Kolonialleben und etwas Exotik, nur wenige Kapitel widmet sie explizit der Eheanbahnung. Die Textstruktur ist zu unruhig, das Buch hat keinen Fluss. Inder und Interkultur spielen kaum eine…
- Belletristik, Buch, Dokumentation, Film, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Indien-Film (außer Bollywood), Interkulturell, Roman, Sachbuch, Spielfilm
Filme und Bücher über Weiße in Indien (Auswahl) – mit 5 Videos
In diesen Filmen und Büchern (Auswahl) agieren Europäer oder Amerikaner in Indien – von den Anfängen der Kolonialzeit bis heute: Filme: 2015, Filmkomödie engl. Rentner in Indien: Best Exotic Marigold Hotel 2 2014, Filmkomödie Bayern in Indien: Beste Chance (Regie Markus H. Rosenmüller) 2014, Doku Bayerin liebt Inder: Amma und Appa 2011, Filmkomödie engl. Rentner in Indien: Best Exotic Marigold Hotel 1 2010, Biopic-Komödie Selbsterfahrung: Eat Pray Love – mit Julia Roberts, nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch von 2006, nur teils in Indien 2006, Filmkomödie US-Manager in indischem Callcenter: Outsourced 2004, Semi-Bollywood-Komödie: Liebe lieber indisch (engl. Bride & Prejudice, mit Aishwarya Rai) 1984, Historisches Filmdrama um Engländer in Indien: Reise nach…
- Belletristik, Buch, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Kurzgeschichten, Reise, Roman
Buchkritik: The Elephanta Suite, von Paul Theroux (2007) – 7 Sterne
In drei längeren Erzählungen à 80 bis 100 Seiten beschreibt Paul Theroux Amerikaner, die teils beunruhigende Begegnungen mit der indischen Realität haben – jenseits üblicher Reiseerlebnisse in Indien. Dabei geht es um sexuelle Abenteuer, Käuflichkeit und finanzielle Macht, Schuldgefühle und Angst vor der Fremde und um Spirituelles: Ein reiches älteres Unternehmer-Ehepaar bandelt mit armen Hotelangestellten an; ein US-Manager in Mumbai lässt sich von jungen Mädchen in eine dreckige Gasse locken; eine Rucksacktouristin macht Erfahrungen im Ashram und im Call Center. Theroux schreibt jeweils aus Sicht der Amerikaner, schildert die indische Realität aus ihrer Sicht als befremdlich bis abstoßend. Personen und Raum verbinden die Geschichten äußerst lose miteinander, es gibt jedoch…
- Annehmbar, Asien, Biographie, Buch, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Rezension Text-Bild-Band: Sindh Revisited – A Journey in the Footsteps of Captain Sir Richard Francis Burton, von Christopher Ondaatje (1996) – 5 Sterne
Fotograf und Autor Christopher Ondaatje (Bruder von Michael Ondaatje) folgt in Indien und Pakistan den Spuren des viktorianischen Entdeckers Richard Francis Burton (1821 – 1890) – so in Mumbai, in Baroda und Surat in Gujarat, in Karachi, in Goa und Ooty. Mit Ondaatje reist Haroon Siddiqui, kanadischer Redakteur, der südasiatische Sprachen und Religionen besser kennt als Ondaatje. Ondaatje erzählt sehr schlichte Reiseerlebnisse – immer wieder mit Ausrufezeichnen -, die kaum bis gar nicht interessieren. In Pakistan reist Ondaatje meist unter Militärschutz. Er trifft zahlreiche örtliche Autoren, Professoren, Nachfahren alter Herrscher und Sex-Berater. Hier gibt es interessante Begegnungen, aus denen der Autor aber nicht immer viel herausholt, und zum Teil bildet…
- Afrika, Biographie, Buch, England, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Rezension Abenteurer-Biografie: A Rage to Live – A Biography of Richard and Isabel Burton, von Mary S. Lovell (1998) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Diese wohl umfangreichste neuere Burton-Biografie, von 1998, umfasst 804 Seiten Haupttext. Die erfahrene Autorin Lovell betont schon im Vorwort, dass sie in England wichtige neue Primärquellen entdeckte und dass sie unfundiertes Psychologisieren der Burton-Biografen Fawn Brodie und Frank McLynn ablehnt (Übersicht zu Burton-Biografien und -Links unten). Im Vergleich zu früheren Biografen schreibt Lovell zudem ausführlicher – deutliche Pluspunkte für Burton-Interessierte. Amazon-Werbelinks: Ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Neue Einblicke: Lovell will in ihrer Biografie erklärtermaßen gut abgehangene Burton-Anekdoten vermeiden, gleichwohl auch Neulinge mit allem Wissenswerten bedienen. Ich habe Lovell erst nach den Biografien von Brodie und Rice gelesen und meine, dass auch Lovell die bekannten, markanten Burton-Zitate bringt…
- Afrika, Biographie, Buch, England, Gut, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Sachbuch
Rezension Abenteurer-Biografie: Captain Sir Richard Francis Burton (1821 – 1890), The Secret Agent Who Made the Pilgrimage to Mecca, Discovered the Kama Sutra, and Brought the Arabian Knights to the West, von Edward Rice (1990) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Die Biografie umfasst etwa 620 Seiten Haupttext plus etwa 55 Seiten Anhänge, Fotos und Stichwortverzeichnis. Rice wahrt weitestgehend die Chronologie, reiht Episode an Episode. So wirkt der Text vielleicht etwas schematisch. Ihm wurde vor allem von der späteren Burton-Biografin Mary S. Lovell vorgeworfen, teils erfunden zu haben. Biograf Rice, der zahlreiche andere Sachbücher veröffentlichte, schreibt flüssig, aber selten mitreißend. Die Zitate aus Burtons zahlreichen Büchern klingen kraftvoller als Biograf Rice selbst; sie wecken Interesse am Menschen Burton und seinen Wegen. Amazon-Werbelinks: Ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Hochinteressanter Mann: Genaue Beschreibung: Rice schildert historische und geistesgeschichtliche Hintergründe ausführlich, manchmal ein ganzes Kapitel lang, oder sogar zwei. So lernen…
- Afrika, Annehmbar, Asien, Biographie, Buch, England, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Indien, Interkulturell, Reisebuch, Sachbuch
Rezension Abenteurer-Biografie: The Devil Drives, A Life of Sir Richard Burton (1821 – 1890), von Fawn Brodie (1967) – 6 Sterne – mit Presse-Links
Die Biographie des englischen Abenteurers Burton umfasst etwa 322 eng bedruckte Seiten Haupttext, dazu Anmerkungen, Index und Bilder. Im Vergleich zu den Burton-Biografen Edwin Rice und Mary S. Lovell legt Brodie mehr Wert auf Psychologie: In den einführenden Kapiteln erwähnt Fawn Brodie Burtons bahnbrechende Reisen und Übersetzungen kaum, erklärt aber ausführlich die Beziehung zu Mutter, Vater und Blut. Zwar geht es hier auch um die Kindheit allgemein, aber Brodie möchte eher psychologisieren und den Menschen ausleuchten; seine Entdeckungen liefern ihr dafür das Anschauungsmaterial. Amazon-Werbelinks: Ganz Afrika | Südafrika | Kenia | Marokko Hochinteressanter Mann: Psycho: Eine mögliche Burtonsche Geisteshaltung erklärt Biografin Fawn Brodie mit einem Sigmund-Freud-Zitat über Leonardo da Vinci.…
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Presse-Links zur fiktionalisierten Richard-Francis-Burton-Biografie Der Weltensammler von Ilija Trojanow (2006)
Im Vorwort des 500-Seiten-Buchs heißt es: Obwohl einige Äußerungen und Formulierungen von Burton in den Text eingeflochten wurden, sind die Romanfiguren sowie die Handlung überwiegend ein Produkt der Fantasie des Autors… Als ich Der Weltensammler anfing, kannte ich schon drei englische Biografien zu Richard Francis Burton, außerdem den Burton-Film Mountains of the Moon/Land der schwarzen Sonne und Teile des fiktionalisierten Berichts Speke & Burton, der dem Film zugrunde liegt (Übersichten und Links unten). Mit dem Weltensammler wurde ich nicht warm. Die Sprache wirkt elegisch, Dialog wächsern, Dialogsätze beginnen mit Spiegelstrich und ohne Anführungszeichen, erscheinen gelegentlich aber auch wie ein Theaterstück gesetzt. Auch Stichproben im Buchinnern besserten den Eindruck nicht –…
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Presse-Links zum Richard-Francis-Burton-inspirierten Reisebericht Nomade auf vier Kontinenten, von Ilija Trojanow (2007)
Auf etwa 430 luftig gesetzten Seiten präsentiert Ilija Trojanov lange Zitate aus den Reiseberichten Richard Francis Burtons (1821 – 1890), eigene Reiseeindrücke u.a. aus dem Jahr 2000 und einige große historische Abbildungen. Als ich Nomade auf vier Kontinenten anfing, kannte ich schon drei englische Burton-Biografien, den Burton-Film Mountains of the Moon und Teile des fiktionalisierten Berichts Speke & Burton, der dem Film zugrunde liegt (Übersichten und Links unten). Mit dem Nomaden auf vier Kontinenten wurde ich nicht warm, die Sprache hielt mich fern. Das gilt nicht nur für Trojanovs eigene Berichte, sondern auch für die Burton-Eindeutschungen. So lautet ein übersetzter Burton-Satz auf Seite 14: Er wird… gebuttert… Dazu erläutert Trojanov…
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Rezension Geschichten-Sammlung: India in Mind, Hg. Pankaj Mishra (2005) – 7 Sterne
Auf 330 Seiten erscheinen 25 kurze Textauszüge von Europäern oder Amerikanern, die etwa zwischen 1895 und 1997 über Indien schrieben. Die acht bis gut 20 Seiten langen Exzerpte umfassen Fiktion und Sachbuch, Roman, Kurzgeschichte, Lebens- und Reisebericht. Bekannte Namen: Die Anthologie gibt die bekanntesten Indien-Autoren wider, so Rudyard Kipling, E.M. Forster, Hermann Hesse und V.S. Naipaul. Andere prominente Namen verbindet man vielleicht mit heißen Ländern, aber nicht auf Anhieb mit Indien: Mark Twain, Gore Vidal, Pier Paolo Pasolini, Octavio Paz, Claude Lévi-Strauss, Paul Bowles, Allen Ginsberg, George Orwell, André Malraux und W. Somerset Maugham. Dazu kommen etablierte Reiseautoren wie Pico Iyer, Robyn Davidson, Bruce Chatwin, Peter Mathiessen und Paul Theroux.…
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3 Indien-Reiseführer im Vergleich: Lonely Planet, Reise Know-How, Rough Guide 2013, 2014
Auf Indien-Reisen 2013 und 214 habe ich diese Reiseführer verwendet: Lonely Planet India, Oktober 2013 Reise Know-How Indien – Der Norden, Februar 2013 Reise Know-How Indien – Der Süden, Juli 2014 The Rough Guide to India, 2013 Ich habe die Bücher u.a. hier genutzt: Haiderabad, Ahmedabad, Mumbai; Teile von Rajasthan, von Karnataka, von Tamil Nadu und von Kerala. Also nicht in Delhi, Agra, Goa, am Ganges oder im Himalaya. Lonely Planet: Der Lonely Planet hat sehr kleine, nicht farbige Stadtpläne, die nur grobe Orientierung geben. Allerdings enthält er mehr Tipps für Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Hotels als die anderen Bücher. Die Urteile wirken markant, kenntnisreich und fundiert – sie scheinen von…