Rezension Indien-Roman: The Householder, von Ruth Prawer Jhabvala (1960) – 6 Sterne – mit Video


Prem ist ein kleiner, jungverheirateter Junglehrer in Delhi, seine Frau Indu schwanger. Das Geld wird knapp. Prem fühlt sich ständig unsicher und unvorbereitet – schwierige Themen kann er weder bei Indu noch mit Chef oder Vermieter ansprechen. Ständig setzt er Fassaden auf, und jeder Ansatz zu einem ernsten Gespräch geht daneben. Dann lernt Prem auch noch Esoterik-fixierte Europäer kennen.

Prawer Jhabvala beschreibt die indische Kleine-Leute-Welt mit viel Spott – die Europäer in Delhi haut sie aber noch deftiger in die Pfanne. Sie erfindet amüsante Dialoge, doch das selbstbesessene  Aneinander-Vorbeireden der Akteure wiederholt sich, die Geschichte hat keine Entwicklung und endet im Ungefähren.

Kleinbürgerlich und kleingeistig:

Der Roman überzeugt weniger als andere Stücke aus Prawer Jhabvalas frühen Indien-Jahren, etwa Staub und Hitze, Esmond in India, Amrita or To Whom She Will oder die Kurzgeschichten von Out of India. So schildert die Autorin im Householder einen besonders kleinen Kosmos mit wenigen, kleinbürgerlichen und kleingeistigen Figuren – ohne Charme und ohne Identifikationsmöglichkeit.

Es gibt aber auch deutliche Parallelen: Wie immer schildert Jhabvala lächerliche sinnsuchende Europäer, smarte Swamis sowie allgemein rüdes, absichtsvoll oder gedankenlos verletztendes Verhalten, Egozentrik und dubiose Haushelfer; doch hier im Householder schreibt Prawer Jhabvala zu krass.

Filmreif:

Prawer arbeitete auch mit am Drehbuch zu Merchant-Ivorys Romanverfilmung The Householder (1963), mit Fluffiboy Shashi Kapoor in der Hauptrolle (Video unten). Dies war Prawer Jhabvalas erstes Filmskript, für spätere Drehbücher erhielt sie mehrere Oskars in drei verschiedenen Jahren.


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