Roman-Kritik: Der Sandmann, von Bodo Kirchhoff (1992) – 6 Sterne

Die Geschichte ist hübsch, wenn auch unrealistisch konstruiert: Ein 50jähriger Frankfurter und sein vierjähriger Sohn suchen ihr junges Kindermädchen im Gassengewirr der tunesischen Hauptstadt. Die Frau des Frankfurters, eine Pensionswirtin und ein weiterer Pensionsgast spielen wichtige Nebenrollen.

Alle sind irgendwie miteinander verbandelt, und erzählt wird recht widersprüchlich aus zwei verschiedenen Perspektiven. Mehrfach entstehen spannende Situationen, und Zurückliegendes erscheint immer wieder in neuem Licht.

Bodo Kirchhoff schreibt hier ein ruhiges, klares Deutsch, das allerdings zwischen den beiden Ich-Erzählern kaum unterscheidet (allemal besser als im Schnellschuss Erinnerungen an meinen Porsche). Er liefert interessante, lebendige Details – die wesentlichen Figuren werden sehr plastisch, die Altstadt von Tunis allerdings nicht.

Gegen Ende überfrachtet Kirchhoff die Geschichte massiv mit Drama und Bedeutung, und ich habe den Ausgang nicht wirklich verstanden. Die eingestreuten Verweise auf die parallel ablaufende deutsch-deutsche Wiedervereinigung sind überflüssig. Es gibt ein paar Parallelen zum Film Exit Marakesch.

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