Kurzgeschichten

Romane mit Pidgin-Englisch

Vergnügliches Pidgin-Englisch liefern u.a. die folgenden Romane und Kurzgeschichten im englischen Original: die frühen Geschichten von V.S. Naipaul, sie spielen ca. 1950 unter eingewanderten Indern auf Trinidad, bekannt v.a. Ein Haus für Herrn Biswas und Der mystische Masseur, in dem eine Frau schnöseliges Neureichen-Pidgin intoniert die Bücher von Naipauls Bruder Shiva und seinem Vater Seepersad…

Kritik Kurzgeschichten: Liebes Leben, von Alice Munro (2012, engl. Dear Life) – 7/10 Sterne

Alice Munro schreibt sehr realistische, plastische Erzählstimmen und Dialoge. Ihre Kurzgeschichten wirken undramatisch sowie nicht geschriftstellert rundgeschliffen und dadurch vielleicht realistischer. Allerdings flanscht sie mehrfach sehr heterogene Handlungsteile aneinander und bringt wenig glaubhafte Wiederbegegnungen nach Jahrzehnten des Auseinanderseins. Munro klingt minimalistisch präzis, ohne männliche Herbheit à la Raymond Carver oder teils Richard Yates. Jedes Wort…

Kritik Kurzgeschichten: Himmel und Hölle, von Alice Munro (2001, engl. Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage) – 6,5/10 Sterne

Allgemeines: Schon in der englischen Fassung haben die neun Geschichten im Schnitt je gut 35 Seiten – im Deutschen also wohl deutlich mehr. Alice Munro findet in ihren Kurzgeschichten passende, uneitle Worte – ohne Bling, ohne Schäkern, auf den Punkt. Sie beschreibt genaueste Beobachtungen, ohne langatmig zu werden, und die Dinge klingen so lebensecht, dass…

Kritik: Theodor Storms Novellen (1861 – 1888) – 7/10 Sterne

1861 – Veronica – 6/10 Junge, schöne Ehefrau gewährt jungem Galan außerehelichen Kuss unter rauschendem Mühlrad – und das als Katholikin, vor dem Osterfest. Der Beichtstuhl wartet, gefühlt sogar das Schafott. Für Stormverhältnisse sehr schmalzig, pompös und anzüglich, dazu aufdringlich religionskritisch. In der Länge eine Kurzgeschichte, aber weil’s Storm ist, eine kurze Novelle. Assoziation: Punktuell…

Kritik Kurzgeschichten/Essays: Collected Stories, von Raymond Carver (Library of America) – 8 Sterne – mit Links

Fazit: Raymond Carver (1938 – 1988) besticht durch hochrealistische Dialoge und Szenen, die zum Greifen plastisch wirken. Er verzichtet komplett auf absurdes Verhalten und unrealistische Zufälle, wenn auch nicht immer auf unrealistische Entscheidungen und unverständliche oder mehrdeutige Aussprüche gegen Ende der Geschichten. Gelegentlich in späteren Texten wird er zu religiös/humanistisch, bringt zu aufdringliche Symbole. Der…

Kritik Kurzgeschichte: In the South, von Salman Rushdie – 8 Sterne

Zwei uralte Pensionäre leben schon lange Veranda an Veranda in Chennai. Täglich lästern sie genüsslich übereinander nach liebgewonnenem Ritual. Teils klingen sie leicht konsumierbar lebensweise, teils lustig. In dieser urban indischen Kurzgeschichte von Salman Rushdie passiert zunächst nicht viel. Das ist alles Atmosphäre, Grummeln und Wort-Ping-Pong. Doch der Autor deutet in den ersten Zeilen eine…

Kritik Kurzgeschichten: Irische Passagiere, von Richard Ford (2020, engl. Sorry for your Trouble) – 6,89/10 Sterne

Richard Fords Personal ist Ü30 bis Ü50, gehobene Mittelklasse, oft geschieden, teils (auch) verwitwet. Sie sind in Liebesdinge verstrickt. Serielles Heiraten generiert zuviel Personal auf der ersten Seite der Geschichte und dialogfreie, teils verschachtelte Rückblenden. Mehrfach schildert Ford ausgiebig Krankheit und Tod, so dass PW stöhnte: Ford’s unrelenting exploration of life’s bleakness and sadness makes…

Kritik Kurzgeschichten: Und so verlierst du sie, von Junot Díaz (2012, engl. This Is How You Lose Her) – 7 Sterne

Die meisten der neun Kurzgeschichten zeigen Ich-Erzähler Yunior als jungen Mann, der aus der Dominikanischen Republik in die USA einwanderte. Yunior erzählt zunächst in maulfaul-saucoolem Slang von heißen Weibern, aber richtig rund läuft nichts – selbst dann nicht, wenn er sich mal als Frauenversteher geriert. Der aufgesetzt kaugummimalmend gleichgültige Ton der ersten Geschichten wirkt repetitiv…

Kritik Kurzgeschichten: Abtauchen, von Junot Díaz (1996, engl. Drown) – 7 Sterne

Themen sind das ärmliche Leben in der Dominikanischen Republik, Statuskämpfe, der Traum von Amerika, dann Unterschichtleben, Kleinkriminalität und immigrantisches Hocharbeiten in der US-Vorstadt, Familientristesse, Untreue. Creative-Writing-Professor Junot Díaz (*1968) entwirft keine runden Handlungsbögen: Er reiht kleine Vignetten auf, die Geschichten enden unspektakulär. Das Ambiente stößt oft ab, doch haben die Geschichten bei aller Episodenhaftigkeit etwas…

Kritik Kurzgeschichten. Der weite Weg zu zweit, von John Updike (engl. The Maples Stories bzw. Too Far to Go) – 8 Sterne

Diese Wirklichkurzgeschichten entstanden über Jahrzehnte hin und sind sehr heterogen, auch wenn immer dasselbe Ehepaar Maple im Mittelpunkt steht. Tonfall und Erzählperspektive schwanken, es gibt wenig Verbindungen oder Querbezüge, Übergänge fehlen. In zwei Geschichten (Wife-Wooing, Plumbing) tauchen die Namen der Hauptakteure gar nicht auf, sie wurden dem Storyreigen wohl erst nachträglich zugeordnet. Besonders unzusammenhängend wirken…

Kritik Kurzgeschichten. The Early Stories 1953 – 1975, von John Updike – 7 Sterne

John Updike schreibt teils atemraubende Dialoge und Konstellationen aus dem Eheleben. Auch ein paar hübsche Teenager-Geschichten. Und das mit teils hervorragender Erzählstimme, nur momentweise zu auftrumpfend bildungsbürgerlich. Fast immer legt John Updike erkennbar sein eigenes Jugend-, Familien- und Sozialleben zugrunde (Einzelbesprechungen weiter unten). Dann wieder liefert John Updike (1932 – 2009) elegische Betrachtungen zu Laub,…

Kritik Kurzgeschichten. Collected Later Stories, von John Updike (1976 – 2008) – 7 Sterne

David Lodge lobte Updikes ability to make slight episodes from ordinary life glow with significance through the fidelity and freshness with which he described them… Updike was the most extravagantly gifted prose stylist of his generation of American writers. Die Kurzgeschichten aus Collected Later Stories belegen Lodges Urteil – längst nicht alle, aber genug. Amazon-Werbelinks:…

Kritik Nacherzählungen: Shakespeare erzählt, von Michael Köhlmeier (2004, Piper-Verlag) – 8 Sterne

Vergleich: Die Shakespeare-Nacherzählungen von Michael Köhlmeier (Piper-Verlag), Walter E. Richartz (Diogenes-Verlag) und Urs Widmer (Diogenes-Verlag Teil 2): Alle Autoren erzählen William Shakespeares Dramen vollmundig eigenwillig, aber gut lesbar. Jedes Drama bringen sie auf rund 15 bis 22 Seiten zu Ende. Kein Autor bringt Interpretierendes, Historisches, Englisches und zumeist keine Zitate aus dt. Übersetzungen. Michael Köhlmeier…

Kritik Kurzgeschichten. W. Somerset Maugham: Collected Short Stories Volume 3 bzw. Ashenden Or the British Agent (1927, dt. Ashenden oder Der britische Geheimagent) – 7 Sterne

Fazit: W. Somerset Maugham liefert markante Figuren, nonchalante Dialoge und zeitweise aufregendes Spionage-Drama, dazu ein paar Liebesgeschichten. Wenig Gewalt, und nie durch die Hauptfigur Ashenden. Dieser Protagonist aller Geschichten, Schriftsteller und Teilzeit-Spion, ist altmodisch, bieder, gewaltfrei – und eng an Maughams eigene Spionagejobs aus dem 1. Weltkrieg angelehnt. Ashenden analysiert und manipuliert seine Zielpersonen aber…

Kritik Kurzgeschichten. W. Somerset Maugham: Collected Short Stories Volume 2 – 7 Sterne

Die Bände 1, 2 und 4 der Collected Short Stories sind sehr heterogen: Sie versammeln Geschichten mit unterschiedlichsten Entstehungsjahren, Längen, Themen und Schauplätzen. Auch Band 2 mischt Geschichten aus London, Süd- und Mittelamerika, Russland und heißem Asien, entstanden zwischen 1922 und 1940; Band 1 wirkt noch etwas heterogener. Für diese Bände 1, 2 und 4…

Kritik Kurzgeschichten. W. Somerset Maugham: Collected Short Stories Volume 1 – 7 Sterne

Die Bände 1, 2 und 4 von Maughams Collected Short Stories sind sehr heterogen: Sie versammeln Geschichten mit unterschiedlichsten Entstehungsjahren, Längen, Themen und Schauplätzen. Volume 1 der Collected Short Stories wirkt besonders heterogen: Der Band enthält nur wenige der meistgefeierten Maugham-Shorties – das vielberaunte Südsee-Schmalzodram Rain ist jedoch drin. Die Kurzgeschichten sind oft routiniert erzählt,…

Kurzgeschichten. W. Somerset Maughams Collected Short Stories Vol. 1 – 4: Hauptthemen, Hauptschauplätze

In den Collected Short Stories Band 1 – 4 von W. Somerset Maugham (1874 – 1965) gibt es diese Hauptschauplätze: Weißes Kolonialleben auf einsamen Posten in traurigen Tropen, v.a. Malaya oder Südsee (v.a. Band 1 und 4) Sozialsatiren aus London oder Südengland (v.a. Band 2) Gentleman-Spionage im ersten Weltkrieg in der Schweiz und Russland (Band…

W. Somerset Maugham, Collected Short Stories etc.: Welche Kurzgeschichte in welchem Band?

Somerset Maugham auf Amazon: allgemein | Kurzgeschichten | Romane | englisch Diese Geschichten stehen in den Collected Short Stories Volume 1 – 4 u.i.w. Ausgaben: Ev31 = auch enthalten in Collected Stories in Everyman’s Library (31 Geschichten, bei Amazon) B17 = auch enthalten in The best short stories of (17 Geschichten, bei Amazon) B10 =…

W. Somerset Maugham: Which Short Story in Which Volume? [English]

Somerset Maugham on Amazon.DE: allgemein | Kurzgeschichten | Romane | englisch Those stories are in Collected Short Stories Volume 1 – 4 and in other editions: Ev31 = also included in Collected Stories in Everyman’s Library (31 stories, Amazon.DE) B17 = also included in The best short stories of (17 stories, Amazon) B10 = also…

Rezension Kurzgeschichten, Gedichte, Kritiken: The Collected Dorothy Parker (Penguin Classics 2001) – 7 Sterne – mit Ausgabenvergleich, Links & Hintergründen

Dorothy Parker ist bekannt für extrem sarkastische, selbstironische Gedichte und Kurzgeschichten über das Liebes- und Sozial-Leben im New York der 1920er bis 1940er Jahre. Dieser gut 600seitige Sammelband zeigt: Oft schreibt Dorothy Parker gar nicht so amüsant hochtourig sarkastisch. Nicht überall lauern köstliche Einzeiler. Einige Kurzgeschichten klingen einfach stark satirisch oder auch psychologisch genau, sozialkritisch,…

Kritik Kurzgeschichten von Eudora Welty: The Collected Short Stories bzw. Ein Vorhang aus Grün (engl. A Curtain of Green, 1941) – 7 Sterne

Mein persönliches Fazit zu Collected Stories oder A Curtain of Green: Es gibt zwei Highlight-Geschichten voll drolligem Dialog, für die allein der Kauf lohnt (egal ob Collected Stories oder A Curtain of Green). Ein paar weitere Geschichten fand ich ok, und viele haben mich gar nicht angesprochen – zu elegisch, zu gruselig. Mundart: In den…

Kritik Kurzgeschichten: Not a Star, von Nick Hornby – 8 Sterne – mit Video

In der Kurzgeschichte Not a Star sieht ein biederes Ehepaar völlig überraschend ihren 22jährigen Sohn in einem Pornovideo, und zwar mit gewaltigem Kopulationsorgan. Daraus entstehen hochnotamüsante Diskussionen des Ehepaars mit dem Sohn, mit Angehörigen und mit einer tratschenden Nachbarin. Die spektakuläre Anatomie des Juniors führt zu heiklen Vergleichen mit nahen Verwandten und uralten Liebschaften. Nick…

Kritik Kurzgeschichten: Jeder liest Drecksack/Everyone’s Reading Bastard, von Nick Hornby (2012) – 8 Sterne

Die Kurzgeschichte Jeder liest Drecksack/Everyone’s Reading Bastard berichtet unterhaltsam von einem Ehemann, der in der Zeitung lesen muss, wie seine getrennt lebende Frau ihn Woche für Woche in einer Glosse durch den Dreck zieht. Das liest sich sehr unterhaltsam, wenn auch vielleicht nicht sehr realistisch. Zerknirschte Männer in Beziehungsnöten sind eine Spezialität von Nick Hornby…

Kritik Grotesken: Katastrophen-Geschichten von Hermann Harry Schmitz – 7 Sterne

Harry Hermann Schmitz (1880 – 1913) schreibt Alltagsszenen: die Familie beim Kaffee, der tropfende Füllfederhalter, der Umzug. Die Geschichten beginnen spießbürgerlich banal und weiten sich bald ins Groteske und Fantastische: Figuren gehen auf den Händen, damit der Füller in der Tasche nicht mehr tropft, Robotermenschen tragen Umzugskisten unablässig auf und ab, die Kaffeemaschine spuckt Tod…

Buchkritik: Unsere Bayern anno 14/15, von Lena Christ (1914/15) – 7 Sterne

Fazit: Lena Christ liefert kurze, lebensnahe Vignetten voller Dialog aus den ersten Monaten des ersten Weltkriegs in München und auf dem Dorf – mal kabarettistisch, mal herzerwärmend, gelegentlich beklemmend; schlicht, und doch pfiffig, jedenfalls in den Auszügen der Gesammelten Werke (s.u.). Im Gegensatz zu ihren teils entflammten Figuren klingt die Erzählerin weder hurrapatriotisch noch pazifistisch;…

Kritik Kurzgeschichten: Der Münchner im Himmel u.a. Satiren, von Ludwig Thoma (1911) – 7 Sterne – mit Links

Der Halleluja schmetternde Dienstmann Aloisius ist nur einer von vielen Käuzen in dieser Sammlung kurzer, knackiger Satiren. Ludwig Thoma (1867 – 1921) karikiert Spießbürger, Feministinnen, wackere Soldaten, verschnarchte Juristen und Obrigkeitshammel mit kräftigem Strich – dialogreich, militärisch kurz angebunden, vergnüglich. Künstler oder arme Leute figurieren seltener, dafür berichtet Thoma gleich mehrfach aus seinem Rechtsberuf (Der…

Kritik frühe Kurzgeschichten: Geschichten der Unrast, von Joseph Conrad (1898, engl. Tales of Unrest) – 7 Sterne

Fazit: Joseph Conrad (1857 – 1924) präsentiert in fünf frühen Kurzgeeschichten äußerst gemischte Themen, Kulissen, Stile und Wortzahlen – vielleicht nicht ideal für einen Kurzgeschichtenband, aber zu ähnlich sollen die Geschichten ja auch nicht klingen. Zu den Themen gehören: Rasend Verliebter bringt unschuldige Nahestehende zu Tod und ist darob unhappy ever after (2x). Weiße Handelstreibende…

Kritik Kurzgeschichten: Heiraten (Ehegeschichten), von August Strindberg (1884, 1886) – 7 Sterne

August Strindberg (1849 – 1912) schreibt schnarrig unwirsch sarkastisch über Ehe-Alltag. Der beginnt oft mit blumigen Illusionen und enttäuscht schon bald bitter. Entscheidungen und Wendungen bahnt Strindberg nicht einfühlsam an; er verkündet sie nassforsch im Kasernenton: „Es setzte eine heftige Reaktion ein“, so beginnt etwa der Umschwung in der Geschichte Zweikampf. Öfter wollen Gockelmänner mit…

Kritik: Die Dame mit dem Hündchen, Erzählungen 1897 – 1903, von Anton Čechov – 7 Sterne

In diesem vierten und letzten Band seiner gesammelten Erzählungen schreibt Anton Tschechow (Anton Čechov, 1860 – 1904) kenntnisreich und einfühlsam über das Leben geschundener Bauern und Tagelöhner – mit Intrigen und Gaunereien wollen sie das Überleben sichern. Nicht besser sind aber auch die Krämer, die Beamten und die Fabrikanten. Positiv ist wenig. Tier- und Pflanzenwelt,…