Kluge, zurückhaltende Vorstadtkomödie um eine durchschnittliche indische Mittelschichtfamilie und einen betrügerischen Immobilienhai. Kein Bollywood: Khosla ka Ghosla (2006) zeigt zumeist realistische Menschen von nebenan, die nie tanzen, und ist nach gut zwei Stunden schon wieder vorbei.
Bollywoods Dauer-Vater vom Dienst, Anupam Kher, gibt diesmal weder die überdrehte Ulknudel (wie in DDLJ oder Zamaana Deewana) noch den klischiert gestrengen Papa (wie in Wake up, Sid), sondern spielt angenehm ein menschliches Familienoberhaupt mit Skrupeln. Süffisant überdreht – aber noch nicht kreischend – erscheint nur Boman Irani als mieser Immobilienhai (seine vergnüglichste Rolle dieser Art bleibt die in Lage Raho Munna Bhai). Die weiteren Schauspieler überzeugen ebenfalls, außer wenn sie stottern sollen. Eine Fortsetzung von KKG wurde angekündigt.
Mit welchen Tricks sich Familie und Landhaie gegenseitig über den Tisch ziehen (wollen), das verfolgt man gern mit, zumal die Kamera das Auge oft verwöhnt. Ich fühlte mich weit besser unterhalten als in Werbefilmer Dibakar Banerjees zweitem Kinowerk, Oye Lucky, Lucky Oye mit Abhay Deol.
Meisterschreiber Jaideep Sahni liefert wieder einen relativ “normalen” Plot ab, mit cleveren Dialogen, ohne größere Bollywood-Unglaubwürdigkeiten und Handlungssprünge. (Die Familie handelt im zweiten Teil nicht realistisch, aber es wird sehr nüchtern realistisch gespielt.)
Laut indischen Rezensionen gibt es Landraub wie in KKG zumindest in Delhi tatsächlich. Und wie auch in Jaideep Sahnis gelungenen Filmen Chak de! India, Company oder Rocket Singh gibt es auch bei Khosla ka Ghosla wenig Liebe; die in KKG angedeutete Romanze wirkt eher aufgepfropft.
Ich hatte eine DVD des indischen Vertriebs MoserBaer. Das Bild war durchgehend unscharf mit ausgebleichten Farben, dazu kamen aufdringliche Werbestreifen mitten in der Handlung. Die auf der DVD enthaltene Werbung für andere Filme hatte dagegen ein gutes Bild.
Die englischen Untertitel zum Hindi-Ton wirkten nicht gut übersetzt, aber ich kann es letztlich nicht beurteilen. Jedenfalls gibt es sehr viel Dialog und wenig musikalische Erholung. Ich brauchte oft die Pause- und die Rückspultaste, um die Untertitel vollständig lesen zu können.
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