Rezension Bürowelt-Bollywood: Rocket Singh (2009, mit Ranbir Kapoor) – mit Video – 7 Sterne

Ranbir Kapoor ist hier der nette Junge in einem Haifischbecken voller verlogener Geschäftemacher und Menschenverbraucher. Obwohl der Film starke Übertreibungen vermeidet, wird Kapoors Rolle doch etwas zu stark auf „gut“ getrimmt: So darf einzig Kapoor menschliche Gefühlsregungen zeigen, während die anderen Figuren meist abschätzig, berechnend oder mit Pokerface gucken, und das mit aberwitzig nach unten gezogenen Klebe-Schnurrbärten.

Das leicht schäbige Büromilieu wirkt meist realistisch und dürfte auch westliche Zuschauer ansprechen. Außenaufnahmen gibt es kaum, abgesehen von den Mopedfahrten des Hauptdarstellers. Der Film ist mit deutscher Synchro erhältlich.

„Rocket Singh“ erinnert deutlich an zwei andere Filme:

  • Zum einen natürlich an Chak de! India, das ebenfalls von Autor Jaideep Sahni und Regisseur Shimit Amin stammt und ebenfalls von Abhimanyu Singh mit Schauspielern bestückt wurde. In beiden Filmen spielt der Hauptdarsteller mindestens zurückhaltend, Liebe kommt nur am Rand vor, es gibt keine Romantik, keine unrealistischen Hochglanzkulissen und -menschen, keine ausgeprägten Tanzeinlagen, aber viel rhythmische und hier sehr wohlklingende Hintergrundmusik.
  • Dann dachte ich mehrfach an Rab ne bana di jodi. Es ist ähnlich wie „Rocket Singh“ eine routinierte Arbeit des Yash-Raj-Produzenten Aditya Chopra mit gediegen-schönen Kameraeinstellungen, gepflegtem Licht, viel Liebe zum Detail, aber ohne den allerletzten Kick.

Knallchargen und Bürohyänen:

Während die bösen Chefs mit ihren Schnurrbärten leicht grotesk, wenn auch nicht schrill, erscheinen, überzeugen andere Nebendarsteller wie Gauhar Khan als abgebrühte Telefonistin (sie erinnert mich an eine verjüngte Ausgabe der heutigen Dimple Kapadia), D. Santosh als Computerschrauber mit Blondinenbildschirmschoner und Firmenfaktotum Mukesh Bhatt. Der einstige Chef-Schurke aus verflossenen Dekaden Prem Chopra gibt hier einen rührenden Opa.

Die Dialoge werden allseits als sehr witzig mit zurückhaltender Sozialkritik gelobt. Es handelt sich jedoch nicht um eine brüllende Komödie, die Sätze kommen eher trocken. Die Musik klingt hervorragend, das Bild hat Plastizität und Tiefe.



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