Indien
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Rezension Bollywood-Buch: Lights, Camera, Masala: Making Movies in Mumbai (2006) – 9 Sterne
Schon nach drei Seiten hat es mich vor Lachen vom Sofa gehauen. Autor Naman Ramachandran, ein Filmkritiker, Produzent und Bollywood-Gelehrter, beschreibt die Hindi-Filmindustrie punktgenau elegant, mit augenzwinkernder Liebe und trockenem Humor. Ramachandrans Name erscheint auf dem Buchtitel kleiner als der von Fotografin Sheena Sippy, doch für mich trägt er mehr zum Genuss des englischsprachigen Buchs bei. [fsg_gallery id=“4″] Gut dabei: Ramachandran hält sich nicht mit Verallgemeinerungen und Reminiszenzen auf (Verallgemeinerungen, Statistiken, Historisches liefert bei Bedarf Tejaswini Ganti in Bollywood: A Guidebook to Popular Hindi Cinema (Routledge Film Guidebooks).), sondern watet sofort knietief ins reale Bollywood, gleich zu Anfang mit viel O-Ton der legendären Drehbuchschreiber Salim-Javed. Javed Akhtar bekommt später noch…
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Rezension Bollywood-Filmbuch: Fantasies of a Bollywood Love Thief: Inside the World of Indian Moviemaking, von Stephen Alter (2007) – 8 Sterne
Zum größeren Teil beschreibt Love Thief die Entstehung des Films Omkara (2006; R Vishal Bardwaj, u.a. mit Kareena Kapoor, Ajay Devgn, Saif Ali Khan, Konkona Sen Sharma, Naseeruddin Shah; sehr sehenswert, allerdings mit brutalen Morden). Alter erzählt sehr flüssig, leicht lesbar und in leichtem Englisch. Man hat oft das Gefühl, persönlich dabeizusein bei den Drehbuchkonferenzen, bei den Arbeiten am Set, wenn die (echten) Maschinengewehre im Büro eintreffen und bei den kleinen, subtil beobachteten Rivalitäten der Hauptdarsteller. Wir lernen, wie der Maskenbildner Blut anrührt und warum das Muhen einer Kuh trotz Synchrontonverfilmung die Aufnahme nicht ruiniert. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Begegnung mit Alt-Stars: Andere, kürzere Abschnitte…
- Biographie, Bollywood, Bollywood seit 1995, Buch, Filmbuch, Gut, Hot Country Entertainment, Indien, Sachbuch
Rezension Bollywood-Biografie: King of Bollywood: Shah Rukh Khan and the Seductive World of Indian Cinema, von Anupama Chopra (2008) – 8 Sterne
Manche Anekdoten aus dieser Biografie zu Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan klingen fast zu gut, als dass sie wahr sein könnten. Viele Charaktere erscheinen als liebenswerte Kauze, die sofort in einen Film passen. Auch andere Zufälle und Ereignisse wirken so an den Haaren herbeigezogen, dass man mal wieder über unplausible Bollywooddrehbücher lamentieren möchte. Aber vielleicht war es ja wirklich so. Die hier eingebetteten Videos zeigen die Autorin des Buchs, Anupama Chopra, im TV-Gespräch mit Shah Rukh Khan (teils nicht von Anfang an). Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Wie schreibt sie? Wie auch immer: Anupama Chopra schildert das Leben des indischen Filmstars Shah Rukh Khan sehr lebendig, leicht…
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Rezension Bollywood-Filmbuch: Dilwale Dulhania Le Jayenge (The Brave-Hearted Will Take the Bride), von Anupama Chopra (2002) – 7 Sterne
Das Bändchen über den Bollywood-Erfolgsfilm „Dilwale Dulhania Le Jayenge“ (1995) ist in sehr flüssigem, leicht lesbarem Englisch geschrieben, ich musste nur selten das Wörterbuch bemühen. Lästig nur, dass man für die 78 Anmerkungen immer nach hinten blättern muss – mal sind es nur Literaturhinweise, die ein Normalleser nicht braucht, dann wieder sehr interessante Randaspakte, die man nicht verpassen möchte. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Es geht nicht nur um den Film selbst: Die Filmjournalistin Anupama Chopra, die für führende Medien in Indien und USA schreibt und moderiert, richtet sich hier ausdrücklich auch an Bollywood-Neulinge im Westen. So schildert sie den traurigen Stand des indischen Kinos Anfang…
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Rezension Bollywood-Filmbuch: Sholay, The Making of a Classic, von Anupama Chopra (2000) – 7 Sterne
Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Was für ein Aufwand, was für ein Drama beim Filmen des Dramas, des absoluten Bollywood-Klassikers Sholay: Mehrere Hauptdarsteller wollen die Hauptdarstellerin heiraten – im richtigen Leben; betrunkene Hauptdarsteller schießen mit scharfer Munition knapp neben andere Hauptdarsteller (keine Eherivalen); Beamte müssen geschmiert werden; danach müssen die Antikorruptionsbeamten geschmiert werden; die Zensurbehörde stellt sich quer (und kann offenbar nicht geschmiert werden); die gelernten Bollywood-Pferde reagieren professionell auf „Cut“- und „Action“-Rufe, aber vor Ort angeheuerte Gäule werfen die Schauspieler immer wieder aus dem Sattel; Teenager-Erpresser wollen das Filmdorf abbrennen, landen im Gefängnis und kurz darauf auf der Mitarbeiterliste. Spannende Geschichten: Die Geschichten rund um…
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Filmbuch: Bollywood: A Guidebook to Popular Hindi Cinema, von Tejaswini Ganti (2004) – 6 Sterne
Mittlerweile gibt es eine Ausgabe von 2013, doch ich bespreche hier die Fassung von 2004 – mit einer Zeittafel bis 2003, alle Interview-Auszüge stammten von Mitte, Ende der Neunziger. Die offenbar indischstämmige Autorin ist Anthropologieprofessorin in den USA und betont selbst, dass sie weniger als Filmkritikerin ans Thema herangehe. Klar ist: Tejaswini Ganti hat viele andere Veröffentlichungen ausgewertet und auch mehrere Akteure interviewt – ob sie aber ein Bollywood-Fan ist und viele Filme gesehen hat, bleibt innerhalb des Buchs offen. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Wie ist der Eindruck? Definitiv wirkt das „Guidebook to Popular Hindi Cinema“ wissenschaftlich spröde im Vergleich zu den Büchern der Filmkritikerin…
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Indien-Krimi-Roman: Inspektor Ghote geht nach Bollywood – Filmi, Filmi Inspector Ghote, von H.R.F. Keating (1976) – 4 Sterne
Die deutsche Ausgabe – Inspektor Ghote geht nach Bollywood – habe ich nach vier Seiten aus dem Fenster geworfen. Sie stammt vom Unionsverlag, eine vorhandene ältere Übersetzung wurde hier „überarbeitet und ergänzt“. Wie bitte? Ein paar Ausdrücke der ersten Seiten: „Werbe-Schreibstifte“ „zweifelbeladene Gedanken“ „seine Befürchtungen hinsichtlich seiner Fähigkeit“ „ein Darsteller von Schurken“ „Türhüter“ Zur deutschen Übersetzung: Komplette eingedeutschte Sätze klingen ebenso wie die einzelnen Ausdrücke: lang, unaufgeräumt und allzuwörtlich dem Englischen nachgebaut. So hilflos, so entstellend texten nicht mal deutsche Computerzeitschriften oder Social-Media-Plauderer. Also musste eine englische Ausgabe her – Filmi, Filmi Inspector Ghote – gefunden gebraucht für 70 Cents plus drei Euro Versand aus USA. Darauf musste ich einige…
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Filmbuch: The Essential Guide to Bollywood, von Subhash K. Jha (2005) – 6 Sterne
Den Hauptteil bilden die Filmbesprechungen aus vielen Jahrzehnten, sortiert nach Genres, innerhalb eines Genres nach Jahr. Jeder Film bekommt nur ein bis zwei Absätze; Jha geht oft nur auf Handlung, filmhistorische Bedeutung und Botschaft ein, aber es gibt selten eine eindeutige Wertung oder Einstufung. Zwar packt der Autor die Essenz eines Films oft gelungen in ein, zwei treffende Sätze. Die Formulierungen schätzt man aber eventuell erst richtig, wenn man den Film schon kennt; sie taugen weniger als Orientierung beim DVD-Kauf. Allerdings warnt Jha stets vor harter Gewalt. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra So ist der Essential Guide aufgebaut: Pro Film gibt es meist ein Bild, entweder…
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Filmbuch: Bollywood: Popular Indian Cinema, von Lalit Mohan Joshi (2001) – 6 Sterne
Der kiloschwere, englischsprachige, prächtig illustrierte 350-Seiten-Band wurde 2001 erstmals und dann 2002 erneut gedruckt. Viele der heute besonders erfolgreichen Musiker, Produzenten und Regisseure tauchen also kaum auf. Die acht Aufsätze stammen überwiegend von BBC-Redakteuren mit indisch klingendem Namen. Das Kapitel zur Musik lieferte allerdings niemand anders als der renommierte Dichter und Drehbuchautor Gulzar; ein anderes Kapitel verfasste der Regisseur Shyam Benegal. Amazon-Werbelinks: Bollywood | Shah Rukh Khan | Priyanka Chopra Mängel: Der Prachtschmöker hat mehrere Lektoren und Lektoratsberater. Um so unglücklicher wirken da diverse Tippfehler vor allem im Aufsatz von Lalit Mohan Joshi, der auch den Gesamtband betreute. Einige indische Filmtitel weichen von der üblicheren Schreibweise ab, so dass weiter…
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Bollywood-Filmbuch: Bombay, von Lalitha Gopalan (2005; über Mani Ratnams Film von 1995) – 3 Sterne
Lalitha Gopalan schreibt sehr akademisch, mit vielen gespreizten Adjektiven und spitzfindigen Erkenntnissen über Mani Ratnams Aufruhr-Film Bombay von 1995. Unentwegt sagt sie „my reading of [Filmtitel]“, „mise en scene“ oder „diegetic“. Aus der selben BFI-Buchreihe kenne ich auch Bücher der Journalistin Anupama Chopra über Sholay (der Film, das Buch) und über Dilwale Dulhania Le Jayenge (der Film, das Buch) – Chopra erzählt viel lebendiger und bemüht sich, den Leser zu fesseln. Die Wissenschaftlerin Lalitha Gopalan im Buch zu Bombay bevorzugt dagegen den akademischen Diskurs. Ich nicht. Schmales Bändchen: Das sehr dünne Bändchen kommt inklusive Fotos, Anhang, Fußnoten und Stichwörterverzeichnis auf 91 Seiten. Die Fotos präsentieren meist unmittelbar Szenen aus dem…
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Indien-Filmbuch: Slumgirl: Wie mein Traum von Hollywood wahr wurde (2009) – 5 Sterne
Rubina Ali ist eine Nette. Lebhaft und trägt das Herz auf der Zunge. Dreharbeiten und Veranstaltungen rund um den Film Slumdog Millionaire waren ein großes, buntes Abenteuer für die vormals völlig unerfahrene Grundschülerin aus einem Elendsviertel in Bombay. Rubina Alis Bericht ist ordentlich eingedeutscht, der Ton kindlich-naiv. Man sieht geradezu die aufgeregt leuchtenden Augen der Erzählerin. Amazon-Werbelinks zu Büchern: Indien | Asien Hier erklingt nur die Stimme von Rubina Ali, keine Erklärungen, keine Hintergrundberichte: Man hat das Bändchen in wenigen Stunden aus. Asiatische Besonderheiten gibt es ungefiltert: die Unzufriedenheit mit westlichem Essen; die Angst, allein zu schlafen und wenn, dann mit Licht; der Familiensinn; die Bedrohung durch Geister; der Regisseur…
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Kauderwelsch-Sprachführer: Reise Know-How Hindi für Bollywoodfans – 5 Sterne
Autor Daniel Krasa liefert eher ein Bollywood-Sachbuch in lieblosem Deutsch mit eingestreuten Hindi-Lektionen und wenigen, ausgesprochen schlecht reproduzierten Schwarzweißbildern (ich hatte die Ausgabe von 2007). Für die Reise eignet sich das Bändchen also definitiv nicht. Nur das Grammatik-Kapitel (rund 14 von 190 kleinformatigen Seiten) konzentriert sich ganz auf die Sprache. Dazu kommen wenige Seiten zu Bombay-Hindi und einige einseitige Listen wie „Die besten Sprüche“ oder „Die schönsten Liebeserklärungen“. Mehr Filmgeschichte als Sprechbuch: Krasa belegt seine Thesen mit unzähligen Filmen, darunter auch viele Streifen z.B. von 1949 oder 1958. Die in Deutschland populäreren Streifen, die ab 1995 entstanden, mag er wohl weniger (freilich, ab 1995 produzierte Filme erschienen öfter mit deutscher…