Rezension Hollywood-Klassiker: Ein Herz und eine Krone (1953, mit Audrey Hepburn, Gregory Peck) – mit Video – 7 Sterne

Gregory Peck ist amerikanischer Journalist in Rom. Zufällig läuft ihm Audrey Hepburn als Prinzessin in die Arme; sie will inkognito aus ihrem faden Alltag ausbrechen und landet sogar in seinem Bett. Wenn das mal keine Komödie wird, womöglich eine romantische.

Verhaltene Komödie:

Doch für eine Komödie ist Ein Herz und eine Krone (engl. Roman Holiday) relativ langsam, relativ arm an originellen Einzeilern und an Doppeldeutigkeiten – besonders im Vergleich zu Billy Wilder; am Ende wird es sogar ernst bis rührselig. Vielleicht liegt der verhaltene Ton daran, dass Regisseur William Wyler zuvor 20 Jahre lang ernste Stoffe gedreht hatte. Fast verblüfft es, dass der Hollywood-Klassiker noch Schlägereien und eine Vespa-Spritztour zeigt.

Gregory Peck als auch Audrey Hepburn beweisen starke Präsenz, ohne die Leinwand zu sehr auszufüllen, gefilmt in schönem Schwarzweiß. Hollywood-Debütantin Audrey Hepburn ist zauberhaft, Gregory Peck männlich-herb, aber doch verständnisvoll und nicht zu markig. Der Film erhielt drei Oscars, hohe IMDB-Noten und erscheint auf vielen Bestenlisten.

An der frischen Luft:

Für einen 50er-Jahre-Hollwood-Film zeigt Ein Herz und eine Krone erstaunlich viele Außenszenen, und die entstanden vor römischen Baedeker-Sehenswürdigkeiten. Italiener erscheinen hier als fotogene Lumpensammler. Regisseur Wyler hatte auf einem Außendreh bestanden, musste dafür aber eine damals unbekannte Hauptdarstellerin und Schwarzweißmaterial akzeptieren.

Auf ihrem Giro de Roma durchstreifen Peck und Hepburn auch einen Straßenmarkt. An der Stelle fielen mir die Marktszenen aus Billy Wilders Irma La Douce von 1963 ein – sie wurden ganz offentlich im Studio inszeniert.

Wie Hepburn/Peck so durch Rom streifen, das Ganze an nur einem Tag, da musste ich auch an Before Sunrise denken, in dem Delpy/Hawke einige Stunden lang durch ein ähnlich pittoresk gefilmtes Wien ziehen.

Zur DVD:

Die DVD hat exzellente Extras, darunter drei unterschiedliche Trailer für die englische Filmfassung. Ein 26minütiger Bericht (Englisch mit Untertiteln) erzählt von der Produktion: Unter anderem von der Entdeckung Audrey Hepburns und von der Beteiligung des Autors Dalton Trumbo, der wegen Kommunismusverdachts nicht namentlich genannt werden und den Drehbuch-Oscar nicht selbst entgegennehmen konnte. Die ältere Tochter von Regisseur William Wyler war beim Dreh als 12jährige dabei und erklärt in der Doku ihren Kurzauftritt – und wie sauer sie war, weil sie kein ordentliches Honorar erhielt.

Eine sechsmenütige Doku erklärt die Restaurierung des sehr körnigen und verschmutzten Filmmaterials. Es gibt mehrere Vorher-Nachher-Vergleiche, allerdings immer nur zeitlich hintereinander, nicht Vorher-Nachher nebeneinander. Hier fällt auf, dass die korrigierte Version schärfer, glatter und weniger körnig wirkt. Manchmal zeigt sie auch deutlich andere Kontraste und Helligkeiten.

Zu den Lichtschwankungen:

Dabei fiel mir wieder ein, dass manche Episoden im Film offenbar mehrfach unter unterschiedlichen Lichtbedingungen gedreht und dann im Schnitt gemischt wurden: beispielsweise sieht man ein Gesicht zunächst kontrastarm wie unter Wolkenhimmel, beim Gegenschnitt scheint die Sonne zu scheinen. Weil Regisseur Wyler dafür bekannt war, 30 oder 40 Takes einer Szene aufzunehmen, glaubte ich also an eine Kombination unterschiedlicher Takes im fertigen Film, die nicht optimal harmonieren.

Nachdem ich die Doku über die Restaurierung samt ihren Vorher-Nachher-Vergleichen gesehen habe, halte ich es auch für möglich, dass das inkonsistente Licht bei manchen Episoden mit der Restaurierung zu tun hat (ähnliche Lichtschwankungen waren mir schon in einem anderen restaurierten Film aufgefallen, im koreanischen Hanyo – Das Hausmädchen von 1960).

Vielleicht liegt es auch an der Restaurierung, dass die englische Tonspur viele Silben abschneidet (aber der englische Text ist deutlich origineller als der deutsche, und es gibt auch englische Untertitel). Die Restaurierung kann allerdings nicht erklären, warum die Außenaufnahmen der Reporterwohnung nicht zu den Innenaufnahmen passen.


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