England
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Kritik romantische Komödie: Es ist kompliziert (2015) – 7 Sterne – mit Video
Das ist fast schon Cool Britannia: Die Figuren in dieser Komödie agieren lässig, selbstironisch und witzig, ohne dabei flach, schrill oder allzu melodramatisch zu geraten. (Zunächst.) Das Szenario hat was: Der Mann spricht eine Frau an, die er für seine Blind-Date-Verabredung hält; sie lässt sich von ihm einladen, obwohl sie gar nicht die Gesuchte ist. Dem folgt eine durchgequasselte Londoner Kneipentour mit Lachen, Weinen, Tanz und Streit. Dazu läuft viel muntere Popmusik. Im zweiten Teil liefern Regisseur Ben Palmer und Autorin Tess Morris dann doch alles nach, was man bei handelsüblichen Romantischen Komödien erwartet: Vulgarität, Schrillität, Tränendrüsenattacken, Unrealismus, und das Ende muss man nicht verraten. Fast scheint die Klischeeorgie im…
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Filmkritik: Immer Drama um Tamara (2010) – 7 Sterne – mit Video
Ausgefeilt Psychologisieren wollte Regisseur Stephen Frears sicher nicht. Aber er produzierte eine stets kurzweilige, relativ intelligente Komödie, die Klischees vom (sehr englischen) Land- und Schriftstellerleben aufspießt, schöne Bilder und Abläufe zeigt. Nur punktuell wird es zu grell oder vulgär, erscheint Ex-Bondgirl Gemma Arterton gar zu knusprig; dafür gibt es viele witzige Einfälle und Figuren, die sich angenehm vom Hollywood- oder Berlin-Mitte-Einerlei abheben, u.a. auch durch ihr mittleres Alter.
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Spielfilmkritik: Grasgeflüster (2000, mit Craig Ferguson, Brenda Blethyn) – 4 Sterne – mit Video
Eine Komödie vom Fließband, schnellverdaulicher Fluff ohne Ecken, ohne Kanten: Eine gestandene Dorfmadam (Brenda Blethyn) züchtet Marihuana und verkauft es an Großdealer, um die Zwangsversteigerung ihres Traumheims abzuwenden. Weil das Ganze in einem englische Küstenkaff spielt, baut das Drehbuch gleich noch ein Dutzend schrille Provinzkäuze mit ein. Anklänge an Local Hero sind wohl eingeplant. Und, sicher ist sicher, alle zehn Minuten erklingt unmotiviert irgendein Rockpopsong. Kindergarten der Generation 50+, Feelgood aus der Dose, keine Figur hat entfernt mit richtigem Leben zu tun. Immer und wieder werden mechanisch Gegensätze zwecks Spaßgewinn gekitzelt: Die biedere Dame züchtet Gras, der Dorfarzt raucht Gras, der Dorfpolizist verstößt gegen jedes Gesetz, und der knallharte Rocker…
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Rezension Komödie: Bridget Jones’s Baby, mit Renée Zellweger, Colin Firth, Patrick Dempsey (2016) – 6 Sterne – mit Trailer
Etwas schrille, etwas flache, aber liebe und launige romantische Komödie um eine Jungvierzigerin, die schwanger wird – aber nicht genau weiß, von wem. Nun ringen zwei attraktive Männer um eine Schwangere, doch nur einer kann der Vater sein. Dieses heikle Szenario kostet das Drehbuch lustvoll aus – dabei wirkt der Verzicht auf den schon angesprochenen Vaterschaftstest unplausibel, steigert aber die Spannung. Interessant, Renée Zellweger als 40igerin zu sehen – die reiferen Gesichtszüge passen manchmal nicht zu ihrem kindischen Tun. Schade, schade, dass Hugh Grant diesmal absagte. Trotzdem insgesamt dem ersten Bridget-Film Schokolade zum Frühstück (2001) nicht unähnlich. Das Ende ironiefrei kitschtriefend (Regie wie beim ersten Bridgetfilm Sharon Maguire; Co-Autorin Jones-Erfinderin…
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Filmkritik: Zwei an einem Tag (2011, mit Anne Hathaway, Jim Sturgess) – 5 Sterne – mit Video
Nach einer gemeinsamen Nacht nach dem Uni-Abschluss bleiben Emma und Dexter befreundet, haben aber jahrelang jeweils andere Partner. Dexter ist reich, lässig und wird zunächst TV-Moderator; Emma strampelt sich ab, jobbt, wird Lehrerin. Über zwei Jahrzehnte hin zeigt der Film nur einen Tag pro Jahr – immer den 15. Juli. Regisseurin Lone Scherfig (Italienisch für Anfänger, An Education) verfilmt hier den Erfolgsroman Zwei an einem Tag von David Nicholls (2009, engl. Titel Us). Nicholls allein schrieb auch das Skript zum Film. Er behält die Romanstruktur mit einem Tag pro Jahr bei, der Film endet und beginnt fast wie der Roman. Drehbuchautor Nicholls entfernt lediglich ein paar Nebenhandlungen seines Romans, während…
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Rezension Romantische Komödie: Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1994, mit Hugh Grant; mit Trailer) – 7 Sterne
Gediegen produziert, und für eine Romkom nicht zu jugendschrill. Hugh Grant spielt unaufdringlich, das Ende nur etwas zu sülzig, ein vielseitiges Ensemble ohne zuviel Last auf nur zwei Schauspielern. Die Kamera zeigt reizvolle Szenarien voller Details in verschiedenen Bildebenen. Die Begräbnisrede dauert zu lang, ansonsten stimmt praktisch alles. Nagut, die Witze könnten schärfer sein.
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Rezension Beerdiger-Komödie: Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge (2002; mit Trailer) – 7 Sterne
Ich habe mich bestens amüsiert, und das, obwohl in den Haupt- und wichtigen Nebenrollen trantütige Endvierziger agieren, darunter gleich mehrere Bestattungsunternehmer. Trocken bösartiger Witz, schöne Szenenübergänge, doppelbödig unschuldig biederes Spiel vor allem von Brenda Blethyn als betrogenener Ehegattin. Zeitweise unerträglich spannend (engl. Titel Plots with a View). Eine Zeitlang habe ich mich gefreut, dass es doch Komödien ohne Vulgarität und Schrillität gibt, aber dann spielt sich eine tolldreist-nuttige Sekretärin unangenehm in den Vordergrund, der Budenzauber gegen Ende wirkt zu billig bombastisch, auch die Featherbed-Bestatter erscheinen unangenehm comedy. Aber die ersten 60 Minuten – gut.
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Rezension romantische Komödie: About a Boy, oder: Der Tag der toten Ente (2002, mit Hugh Grant) – mit Trailer – 7 Sterne
Lässig, schwungvoll, in der ersten halben Stunde ungeniert spöttisch – ein Film, der Laune macht, selbst wenn er nach den Gesetzen der Romkom gestrickt ist. Ein paar Freaks und Schreckgespenster in Nebenrollen amüsieren, ohne zu viel Platz einzunehmen.