Rezension Indien-Kolonial-Film: Hitze und Staub (1983, Prod. Merchant-Ivory) – 7 Sterne – mit Rezensionen & Video

Über 133 Minuten entsteht kaum Langeweile, trotz einiger Einwände: Der Film schwelgt allzu malerisch in Nostalgie und Indienromantik; Greta Scacchi agiert unrealistisch sinnlich und verführerisch auf dem strengen englischen Kolonialparkett; Shashi Kapoor spielt den Fürsten nicht unwiderstehlich genug; der Musiker Zakir Hussain wirkt als indischer Kleinstadtbeamter weitaus zu westlich und entspannt.

Der Film erzählt die Geschichte zweier Engländerinnen, deren Leben sich in Indien auf ähnliche Art stark verändert – abwechelnd in den 1920er und 1970er Jahren (Regie James Ivory, außerdem mit Julie Christie, Christopher Cazenove, Jennifer Kendal, Madhur Jaffrey, Nickolas Grace).

Ruth Prawer Jhabvala schrieb das Drehbuch zur Merchant-Ivory-Verfilmung ihres eigenen, gleichnamigen Erfolgsromänchens von 1975. Sie kürzte nicht nur, sondern zeichnet die Charaktere teils auch anders. Der Film wechselt deutlich seltener zwischen den beiden Zeitebenen als der Roman. Im Film wirkt vor allem Bollywood-Fluffiboy Shashi Kapoor deutlich weniger flamboyant als der Nawab (Kleinherrscher) aus dem Buch, das koloniale Leben erscheint im Film glamouröser.

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Zur DVD:

Meine deutsche DVD liefert wahlweise englischen Ton, aber nur deutsche und keine englischen Untertitel. Die deutsche Synchronisation wirkt besonders asynchron, der englische Ton dafür undeutlich.

Zusätzlich enthält die deutsche DVD einen Audiokommentar von Produzent Ismail Merchant und den Darstellern Greta Scacci und Nickolas Grace, der nicht durchgehend fesselt, sowie ein gefilmtes Interview mit Ismail Merchant, James Ivory, Ruth Prawer Jhabvala und Musiker Richard Robbins. Interessanter, wenn auch wenig passend ist die ebenfalls enthaltene 30minütige Doku über Bollywood-Tanzbombe Helen.

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Kritiken:

Roger Ebert (gibt 3 von 4 Sternen):

wonderful sights and sounds and textures… seductive, treating both of its love stories with seriousness

Kino-Zeit.de:

mitunter sehr hübsch gestaltete Bilder und die mystisch anmutende, ruhige Atmosphäre

Schnitt.de:

Die viel zu vielen Erzählstränge, die die Geschichte als Ganzes unnötig überstrapazieren

Time Out London:

the film boasts fine performances (Christie and Scacchi in particular), and switches periods with effortless ease

Sreen online, BFI:

excessive use of the soft filter… both British and Indian characters in broad brushstrokes, with few nuances

New York Times:

Wise, multilayered, essentially comic… graceful, funny, literate… entertaining

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