Romankritik: Die Reisen des Mister Leary, von Anne Tyler (1985, engl. the Accidental Tourist) – 5/10

Ja, ich habe gelacht. Es gibt Slapstick, Situationskomik und Dialogkomik. Anne Tyler karikiert den Eigenbrötler, der gern Abstand wahrt, zunächst sehr gut. Sie liefert reizvolle Details, macht meist nicht zu viel Worte, treibt die Handlung, die Dialoge sitzen.

Das gilt aber nur für das erste Drittel. Danach wird es zu plaudertaschig und zu gefühlig, samt Mann-Kind, Mensch-Hund und allen Ernstes einer Hochzeit. Die Figuren wirken dann auch zu beliebig – als hätte Tyler eine Sammlung schrulliger Eigenschaften gleichmäßig auf ein halbes Dutzend Akteure verteilt, plausibel oder nicht.

Anne Tyler übertreibt die Komik zudem teils, manche Dialoge klingen belehrend, und das aufdringliche Interesse der schrillen, viel jüngeren Hundetrainerin an dem steifen Protagonisten Macon Leary überzeugt nicht – ebenso wenig wie umgekehrt; bloß weil beide nach einer Scheidung allein sind, und sie mit Kind? Die Autorin treibt die Annäherung zu mechanisch voran.

Anne Tyler überfrachtet den Roman zudem mit dem Schmerz zweier Hauptfiguren über den zurückliegenden Gewalttod des zwölfjährigen Sohns:

”We didn’t know how to have a childless Christmas anymore,” he said… “It was a terrible Christmas.”

Auch an anderen Stellen klingt der Roman schnulzig, triggert Rührseligkeit, Hundeliebe.

Und der amerikanischste Moment spielt in Paris:

They went to the Burger King on the Champs-Élysées

Assoziation:

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