Kritik Roman: Queenie, von Candice Carty-Williams (2020) – 5/10 Sterne

Candice Carty-Williams schreibt ein paar witzige Dialoge und Chat-Verläufe, aber letztlich eine Zeitgeist-Soap mit dümmlicher Ich-Erzählerin, gegen Ende sehr unrealistisch. Warum das Buch Preis und Preise von Qualitätsmedien wie Time oder Guardian erhielt, weiß ich nicht.

Die junge schwarze Londonerin Queenie, 25, jiepert dümmlich Männern hinterher, u.a. ihrem weißen Ex-Freund Tom, trifft sich mit Freundinnen, hat Trost-Sex mit Arschlöchern, erträgt Alltagsrassismus und Frauenfeindlichkeit, streut BLM und MeToo ein, nur LGBTQXY fehlt.

Starke, ruhige Männer:

Queenie genießt immer wieder starke, ruhige Männer*:

It was so nice to be physically supported by someone

und präsentiert sich schmachtend den Herren der Schöpfung:

I ran around the office asking different colleagues for various make-up products… I could feel myself doing the doe-eyed thing…

Dabei datet Queenie dämlich: Sie trifft Online-Dater ohne verifizierendes Videotelefonat und wird dann “irl” grob enttäuscht (später meint sie, er müsse sich per Foto neben einer aktuellen Zeitung verifizieren – warum nicht Skype, Mensch).

Schlimmer, die Hauptfigur stolpert vorsätzlich von einem toxischen Sex zum nächsten:

On the way home, I texted Guy. He came round that night, had sex with my body twice and left. We didn’t use protection again.

(Kursiviert wie im Buch.) Ein Mann oder eine weiße Autorin dürften so nicht über eine schwarze Protagonistin schreiben.

Amazon-Werbelinks: Queenie | Romane | Metoo-Roman

Büroszenen und Horror-Sex:

Der Roman dümpelt lange dahin zwischen Büroszenen, grottigem Sex, Frauenklinik, skurrilen schwarzen Verwandten und Chats mit Freundinnen. Einzige Frage: Bekommt Queenie ihren angebeteten Tom zurück?

Das letzte Drittel liefert abstruse Zufälle und Reaktionen – Candice Carty-Williams (*1989) biegt ihre Protagonisten nach Plotbedarf zurecht. Dazu kommen Psychogewuhre und familiäre Gefühlsduseligkeit, dick aufgetragene beste RomKom, fast schon Bollywood. Einige weiße Figuren gewinnen kaum Kontur, ein paar Schwarze karikiert die Autorin grell. Dass ausgerechnet eine Jüdin sich zur Psychologin aufschwingt, aber beim Lebenspartner grob danebenliegt (wortwörtlich), begeistert auch nicht.

Hauptfigur Queenie hat zwar einen Pressejob, doch davon merkt man im Roman wenig – es könnte irgendein Bürojob sein. Der Medien-Job bietet jedoch Gelegenheit, Trendiges wie Black Lives Matter, MeToo, Windrush, Polizistengewalt gegen Schwarze und Gentrifizierung einzustreuen. Man fühlt sich fast so “woke” zwangsmissioniert wie beim Deutschland und will vorsorglich Gendersternch*en tippexen (Klimawandel und LGBTQXY fehlen).

Trotzdem wollte ich das Buch nicht aus dem Fenster schmeißen, sondern zügig auslesen. Ich habe wohl eine dunkle Trash-Ader.

*ich kenne nur das englische Original und kann die Eindeutschung von Henriette Zeltner-Shane nicht beurteilen. Bei diesem Buch musste ich keine einzige Vokabel nachschlagen

Assoziation:

 

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