Dieser besonders kurze Gesellschaftsroman hat besonders wenig dramatische Entwicklung – kein Selbstmord, kein Ehebruch, keine aufblühende Liebe, keine vergebliche Liebe, nicht mal eine Hochzeit. Ein älterer Herr stirbt irgendwann, mehr passiert nicht.
Die verarmte Majorswitwe Poggenpuhl mit fünf erwachsenen Kindern kämpft beständig gegen die Geldnot und ihren sinkenden sozialen Status. Ihre Kinder äußern in den ausgedehnten Finanzdiskussionen ihre Lebenseinstellungen überdeutlich: der sorglose jüngere Sohn, die tatkräftig-ideenreiche mittlere Tochter, die standesbewusste Älteste, usw.
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Im Vergleich zu anderen Fontane-Romanen wirken Die Poggenpuhls etwas blass, weniger heiter oder gar satirisch, und auch etwas weniger dialogreich – dafür mit einer reizvollen Briefserie. Einige nicht ganz unwichtige Nebenfiguren tauchen nur in den Erzählungen der Hauptakteure auf, erscheinen aber nicht selbst als Handelnde (oder auch nur, da wir bei Fontane sind, als zumindest Sprechende). Das Romänchen spielt weitgehend in einer Wohnung und einem Anwesen und wirkt so wie ein Theaterstück. Geschrieben hat Fontane wie immer mit sicherer Hand, starker Stimme; dazu historische Anspielungen und Fremdwörter, die meine Standard-Reclam-Ausgabe nicht erklärt.
Assoziationen:
- Vergleich mit Fontanes Effi Briest (1894): Verblüffend, wie deutlich sich die nacheinander entstandenen Romane Effi Briest und Die Poggenpuhls unterscheiden: Effi Briest hat Drama, Schwere, Konsequenz, eine Entwicklung über Jahrzehnte hin und viele 100 Seiten. Die Poggenpuhls zeigen nichts dergleichen. Beide Romane haben eine treue Hausdienerin.
- Vergleich mit Fontanes Stine (1889): Beide Romane zeigen Berliner in milden Geldnöten, jedoch sehr unterschiedliche Figuren: Bei Stine alleinstehende Frauen, in den Poggenpuhls eine Witwe mit fünf erwachsenen Kindern.
- Vergleich mit Fontanes Frau Jenny Treibel (1892): Beide Romane spielen in Berlin, sind ähnlich handlungsarm, ähnlich lang und portraitieren u.a. eine liebenswerte ältere Hausdienerin; wegen der unterschiedlichen sozialen Milieus ergeben sich gleichwohl sehr unterschiedliche Stimmungen, verstärkt durch den dezidiert satirischen Ton in Frau Jenny Treibel.
Theodor Fontane bei HansBlog.de:
* Datum jw. erstes Erscheinen als Fortsetzungsroman in der Zeitung, nicht als Buch, Quelle jw. Wikipedia
** Maximum Leserwertung bei Amazon und Goodreads jw. 5; bei HansBlog 10; erfasst Juli/August 2017
Handlung
Milieus
Goodreads.com**
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1880*
L'Adultera
Ehe unterschiedlicher Charaktere und Generationen ohne Liebe, Ehebruch
Geschäftsleute in Berlin; etwas Berliner und Schweizer Mundart; eher kurz
3,18 (106 Stimmen)
3,6 (8)
7
1885
Unterm Birnbaum
Leben eines Wirtsleute-Ehepaars, nachdem es einen Mord begangen hat; kein Liebesdrama
Dorf im Oderbruch um 1831; viel Mundart; eher kurz
3,13 (327)
3,5 (52)
7
1886
Cécile
Ehe unterschiedlicher Charaktere und Generationen ohne Liebe
Oberst und andere Militärs, lange in einem Kurort, dann in Berlin
3,4 (85)
3,5 (13)
5
1887
Irrungen, Wirrungen
Zukunftslose Beziehung über Standesgrenzen hinweg in Berlin, Ehe ohne Liebe; Kleinbürger und Adlige
viel Mundart, Wechsel zwischen Kleinbürgern und adligen Militärs, Schauplatz Berlin und Umland
3,22 (1392)
4,2 (54)
7
1889
Stine
Zukunftslose Beziehung über Standesgrenzen hinweg in Berlin zu Versorgungszwecken
viel Mundart, Wechsel zwischen Kleinbürgern, Bürgern und Kleinadligen, Schauplatz Berlin
3,31 (85)
3,7 (3) bzw.
4,3 (3)
7
1892
Unwiederbringlich
Ehe unterschiedlicher Charaktere, Ehebruch und dessen Folgen; Adlige
lange Dialoge voller historischer Anspielungen; die letzten 60 Seiten plötzlich mit viel Handlung; Schauplatz Ostseedorf und höfisches Kopenhagen
3,72 (292)
4,4 (12)
6
1892
Frau Jenny Treibel
Ehen über Standesgrenzen hinweg in Berlin; Kaufleute, Lehrer und Unternehmer
Relativ großes Personaltableau, deutliche Satire, keine dramatischen Gefühle oder Konflikte, kaum Mundart
2,97 (627)
4,0 (56)
7
1894
Effi Briest
Ehe unterschiedlicher Charaktere und Generationen ohne Liebe, Ehebruch und dessen späte Folgen
Wenig Mundart, eher homogenes soz. Mittelschichtmilieu, Schauplatz meist Provinz; lang
3,23 (6656)
3,6 (188)
8
1895
Die Poggenpuhls
Soziale Nöte des verarmten Adels
Verarmte Majorsfamilie in Berlin, wenig Mundart, wenig Handlung, keinerlei Drama, Geldnot und Klasse sind Themen; kurz
3,36 (61)
4,7 (6)
6
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