Roman-Kritik: Mitsou, von Colette (1919) – 8/10

Das Romänchen ist sehr heterogen formuliert und konstruiert:

  • teils Briefroman, teils Drehbuch, teils üblicher Roman;
  • im Ton mal frech-frivol, mal schmachtend gefühlig, dabei stimmig

Auf den lustigen Einstiegsseiten habe ich mehrfach laut gelacht. Hauptfigur Mitsou und ihr Sidekick Petite Chose reden und schreiben ziemlich geschriftstellert – nicht realistisch, aber hier sehr unterhaltsam:

“Ein intelligenter Mann ist jeden Tag darauf gefasst, Hörner aufgesetzt zu kriegen, oder er ist kein intelligenter Mann.”

Es klingt teils auch, als ob Colette (18173 – 1954) den Roman mit viel Herzblut schrieb. Sogar die betont gefühlvollen Briefpassagen oder Gedankenströme gefallen mir, zumal die Erzählerin sie gelegentlich ironisch bricht und kurze, erwachsene Selbstreflektion einflicht.

Interessant: Laut Biografin Judith Thurmann entdeckte Colette 1916 in Rom den Kinofilm als solchen und schrieb sogleich Drehbücher, u.a. für ihren Roman La Vagabonde. Das erklärt vielleicht die drehbuch-artigen Passagen in Mitsou.

Die Übersetzung, die vom Zsolnay-Verlag lizensiert wurde, klingt meist angemessen burschikos, mitunter indes wunderlich:

…den mit Nippsachen gezierten Kamin… die Keks zu holen ((“Keks” im Sinn von “Cakes”?))… Dysenterie

Assoziation:

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