Lese-Eindruck: Colette. Roman ihres Lebens, von Judith Thurman (2001)

Der Dreiviertelkilo-961-Seiten-Ziegel fesselte mich nicht. Judith Thurman berichtet viel Klein-klein, das höchstens klatschsüchtige Colette-Kusinen interessiert, mit einem schwindelmachenden Figurenkarussell. Dazu kommen wunderliche Statements der Biografin (also kein Colette-Zitat) wie:

Es ist ein grausamer Trick des Schicksals, dass der Zustand der erotischen Not – die letzten paar Jahre, bevor eine Frau in die Menopause kommt – auch mit einer Minderung ihres sexuellen Reizes zusammenfällt.

Colette ist eine hochinteressante Figur (18173 – 1954), ich las einiges von ihr, aber Thurman schreibt oft wie eine dröge Chronistin. Vielleicht sabberte ich auch nur nach mehr Sex, Drugs und Rock’nRoll.

Ungute Endnoten:

Einiges am Buchaufbau stört mich. So liefert die deutsche TB-Ausgabe inklusive Einleitung rund 811 Seiten Haupttext plus rund 138 Seiten Anhang. Doch die vielen Endnoten werden im Lauftext nicht mit hochgestellten Ziffern referenziert – sie erscheinen nach Seitenzahlen gereiht im Anhang.

Man weiß also beim Lesen im Haupttext nie, was Thurman per Endnote vertieft. Und diese Endnoten liefern oft nicht nur Quellenangaben, sondern viele Zeilen lang Hintergrundinformation. So etwas gehört in oder direkt unter den Lauftext und nicht ans Buchende.

Diese schwer auffindbaren, sicherlich mühsam recherchierten Endnoten sind damit weitgehend verschenkt.

Nicht aufs Stichwort:

Und wenn ich es richtig sehe, reiht das Stichwortverhältnis Colettes Romane nur mit dem französischen Titel auf. Der deutsche Titel steht in Klammern direkt hinter dem französischen. Ein Beispiel: Colettes Buch, das auf Deutsch Diese Freuden heißt, erscheint im Stichwortverzeichnis ausschließlich so unter dem Buchstaben P:

Le Pur et l’impur (Diese Freuden)

Man kann also nicht alphabetisch nachschlagen

  • den deutschen Titel unter dem Buchstaben D
  • den ursprünglichen französischen Titel (der in der deutschen Ausgabe auch genannt wird) Ces plaisiers… unter dem Buchstaben C

Gefallen an der Biografie haben mir indes der lange SW-Bildteil und das Titelbild.

Assoziation:

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