Tag Archive for Georges Simenon

Romankritik: Striptease, von Georges Simenon (1958) – 7/10 Sterne

Eine kleine Stripteasebar in Cannes: Die alternden Tanzdamen fürchten die Konkurrenz der blutjungen Neuen. Ein oder zwei wollen zudem den Besitzer erobern. Doch der ist schon verheiratet und polyamor; seine Frau sitzt krank an der Kaschemmenkasse, sie ahnt die Konkurrenz. Amazon-Werbelink: Bücher Georges Simenon Unglamourös, nicht dramatisierend: Georges Simenon (1903 – 1989) recherchierte selbstlos für…

Romankritik: Die Schwarze von Panama, von Georges Simenon (1935) – 7 Sterne

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Der Kreditbrief platzt, und so strandet ein gutsituiertes französisches Ehepaar fast mittellos im schwül-heißen Panama. Die Frau findet Anstellung und Unterkunft in einem guten Hotel, doch der Mann muss allein im „Negerviertel“ hausen (S. 67): Das Haus roch nach Negern. Der Mann lässt sich gehen, goes native samt örtlicher Loverin, und Georges Simenon schildert das…

Romankritik: Im Falle eines Unfalls, von Georges Simenon (1958, auch Mit den Waffen einer Frau) – 5 Sterne – mit Video

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Ein steinreicher alter weißer Cismann erzählt diesen Nicht-Maigret-Roman. Seine Frau ist noch älter, darum hält er nebenbei eine Privatnutte, die einst als Mandantin in seinem Büro ungefragt den Rock lupfte, und kein Höschen darunter. Das ist sehr Simenon, sogar Altherren-Simenon, aber er kann es eigentlich besser: wenn er über bittere Rentner, verschlurfte Kleinstadtärzte oder Kleingastronomen…

Romankritik: Maigret und der Verrückte von Bergerac, von Georges Simenon (1932) – 7 Sterne

Warum können Deutsche nicht so schreiben? Bei Georges Simenon (1903 – 1989) ist man sofort mitten im Geschehen, wir treffen Durchschnittstypen in der Provinz, es gibt Handlung, Dialog und lebensnahen Alltag. Nach ein paar Seiten stehen wir vor verblüffenden Rätseln, mögen das Buch nicht mehr weglegen, und ist es ja auch dünn. Zudem entwirft Simenon…

Romankritik: Der Sohn Cardinaud, von Georges Simenon (1942) – 7 Sterne – mit Video

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Plötzlich verschwindet Marthe, Mutter von zwei Kindern, und nimmt auch noch wichtige 3000 Francs mit. Ihr Mann, ein biederer Versicherungsagent, Sohn Cardinaud, macht sich auf die Suche. Bald vernimmt er, dass die scheinbar so distinguierte Marthe mit schmierigen Hafenlümmeln verkehrte. Trotzdem will er sie unbedingt in den Schoß der Familie zurückholen. Bei seiner Suche im…

Romankritik: Bellas Tod, von Georges Simenon (1952) – 7 Sterne

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Ein unscheinbarer Kleinstadtlehrer in den USA steht plötzlich unter Mordverdacht – aber bewiesen ist nichts. Allmählich kehren sich Gemeinde, Kollegen, Nachbarn und sogar die Frau gegen ihn. Georges Simenon schildert sehr realistisch und beklemmend. Der tatsächliche Mörder ist kaum zu ahnen, die zunehmende Isolation des verdächtigen Lehrers mit Händen zu greifen. Im Mittelpunkt steht nicht…

Romankritik: Betty, von Georges Simenon (1960) – 5 Sterne – mit Video

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Betty ist 28, verheiratete Mutter von zwei Kindern, hohle Nuss und Psycho-Nympho. Noch nichtmal eine femme fatale, auch wenn Georges Schwerenöter Simenon (1903 – 1989) das vielleicht anders sah. In der erzählten Hauptzeit des Romans passiert nicht viel: Betty säuft sich unter den Tisch, wird ein bisschen aufgepäppelt und ganz am Ende überraschend noch einmal…

Romankritik: Der Zug, von Georges Simenon (1961) – 8 Sterne – mit Video

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Deutsche Soldaten überfallen Holland, Belgien, Frankreich. Eine nordfranzösische Kleinfamilie flieht in einem überfüllten Zug, wird aber auseinandergerissen. Der Mann beginnt bald eine Beziehung mit einer rätselhaften Frau in seinem dunklen Abteil, will aber später wieder seine Familie vereinen. Gut geschrieben: Dies ist ein Simenon ohne Komissar Maigret. Georges Simenon schreibt wie in allen Nicht-Maigrets (seinen…

Romankritik: Die Flucht der Flamen, von Georges Simenon (1947) – 7 Sterne

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Flämische (belgische) Fischer fliehen 1940 vor der Wehrmacht mit ihren Booten ins französische La Rochelle. Dort beziehen sie mehrere Häuser, grenzen sich zunächst streng von den Franzosen ab, verhalten sich allgemein unachtsam und setzen weitgehend ihre Wünsche durch. Georges Simenon (1903 – 1989) lebte in der Kriegszeit selbst in La Rochelle und betreute offiziell belgische…

Romankritik: Sonntag, von Georges Simenon (1958) – 7 Sterne

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Aus Zufall geriet Emil in jungen Jahren als Koch in ein südfranzösisches Gasthaus, heiratete wie erwartet die kühle Tochter des Hauses, wurde damit Inhaber und unerfüllter Ehemann. Er tröstete sich mit der geheimnisvollen Küchenhilfe Ada, „ein wenig wie ein Tier…, zugleich sein Hund und sein Sklave“. Schließlich aber will Emil etwas Wesentliches ändern. Auf Amazon:…

Romankritik: Der Bananentourist, von Georges Simenon (1938) – 5 Sterne

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Die Hauptfigur lebt einige Zeit in der tahitianischen Wildnis nur von Früchten und Fischen – solche Aussteiger heißen dort Bananentouristen. Georges Simenon schildert plastisch das träge Leben im provinziellen Tahiti mit ein paar Kolonialbürokraten, ein paar Gastronomen und einheimischen Barfrauen. Der Autor  liefert gewohnt markante Dialoge und reizvolle Beobachtungen. Die verschiedenen Verwaltungs- und Justizmenschen konnte…

Romankritik: Das Testament Donadieu, von Georges Simenon (1937) – 7 Sterne

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George Simenon beschreibt das 1930er-Leben in einer kleinen französischen Hafenstadt, in Paris und anderen Orten wie immer sehr plastisch und mit vielen markanten Details. Er schafft dramatische und vergnügliche Konstellationen. Der Roman gilt als frühes Meisterwerk. Für mich ist es ein typischer Simenon: sehr solides Handwerk, seine Zeit wert, leicht lesbar, allemal besser als aktuelle…

Biografie-Rezension: Der Mann, der nicht Simenon war, von Patrick Marnham (1993) – 7 Sterne

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Patrick Marnham malt gern atmosphärisch aus, doch die Zeit vor Simenons Geburt beschreibt er zu ausführlich – Simenons Vorfahren und ihre Lebensumstände in Lüttich und andernorts. Auch Simenons Kindheit und Jugend erscheinen sehr ausführlich: Der Zeit, bis Simenon 1923 von Lüttich nach Paris zieht um seine Karriere zu beginnen, widmet die dt. Biografie-Ausgabe überproportional großzügige…

Biografie-Rezension: Simenon, von Pierre Assouline (1992) – 8 Sterne

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Der Biograf, Romancier, Dozent und Journalist Pierre Assouline (*1953) erzählt Simenons Leben so packend wie einen Roman, mit viel Sinn für Skurrilitäten, interessante Nebenfiguren, knackige Dialoge, Einzeiler und Storytelling, ganz ohne professorale Langatmigkeit. Immer wieder zieht Assouline Parallelen zwischen Simenons Leben und dessen Romanen, zitiert auch aus Simenons zahlreichen Memoirenbüchern. Das liest sich sehr lebendig…

Romankritik: Drei Frauen, von Georges Simenon (1959) – 4 Sterne – mit Medien-Links

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Die junge, selbstbewusste Fallschirmspringerin und Rennfahrerin Sophie lebt mit einer labilen Freundin und einer Haushälterin zusammen. Da muss die fast vergessene Großmutter aufgenommen werden – sie kommt in die zweite Dienstbotenkammer. Zwischen den Frauen entsteht eine Art Machtkampf; zum Beispiel konfisziert Sophie den Konservenvorrat ihrer Großmutter, um Gäste zu bewirten; es gibt ein wenig Zickenkrieg,…

Rezension: Das blaue Zimmer, von Georges Simenon (Roman 1964) – 8 Sterne – mit Video

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George Simenon beschreibt das Leben in der französischen Provinz wie immer sehr plastisch und mit vielen markanten Details. Der verheiratete Landmaschinenhändler Toni Falcone kurvt über die Dörfer und betreut Bauern. Regelmäßig trifft er sich im Hotel seines Bruders mit einer ebenfalls verheirateten Geliebten; die möchte unbedingt ganz zu Falcone wechseln – doch dem stehen beide…

Rezension: Die Marie vom Hafen, von Georges Simenon (1938) – 8 Sterne – mit Medien-Links

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Simenon schildert die Atmosphäre in dem französischen Fischerort knapp, aber eindrucksvoll – die einlaufenden Boote, die Drehbrücke, die wartenden Frauen, Regen und Nebel. George Simenon (1903 – 1989) schrieb den Roman offenbar am Schauplatz der Handlung. Wie immer präsentiert er interessante Details, viele knappe Dialogzeilen, und er erzählt diesen Nicht-Maigret ohne Mord strikt chronologisch (O-Titel…

Rezension: Drei Zimmer in Manhattan, von Georges Simenon (1946) – 6 Sterne – mit Video

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Dieser Roman von Georges Simenon (1903 – 1989) hat keinen Maigret, keine Leiche, gar kein Verbrechen. Es geht um zwei gestrandete Europäer in New York. Die Einsamkeit, die Entwurzelung, die nächtlichen Gänge durch die Metropole trägt Simenon fingerdick auf (O-Titel Trois chambres à Manhattan). Bis zur 80. Seite erhalten wir keinen Hintergrund über den Mann…

Rezension: Der Mann mit dem kleinen Hund, von Georges Simenon (1964) – 7 Sterne

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Der Ich-Erzähler ist ein betont dröger, alleinstehender Endvierziger in Paris. Er arbeitet in einem kleinen Antiquariat und redet praktisch nur mit seiner Chefin und seinem Pudel. Dieser Félix Allard schreibt sein wechselhaftes, aber langweiliges Leben in schlingernden Rückblenden auf. Erst ganz allmählich wird klar, dass die Hauptfigur vier Jahre im Gefängnis saß (O-Titel L’Homme au…

Rezension: Tropenkoller, von Georges Simenon (1933, auch Tropenfieber) – 7 Sterne – mit Video

Der junge Joseph Timar kommt in einem afrikanischen schwülheißen Kaff mit der ebensolchen französischen Wirtin Adèle zusammen, die schon mehrere Liebhaber vor ihm hatte. Adèle könnte für einen Mord verantwortlich sein. Flussaufwärts starten sie ein Holzunternehmen in der Wildnis (frz. Buchtitel Le Coup de lune, frei verfilmt 1982 als Équateur von Serge Gainsbourg u.a. mit…

Rezension: Fremd im eigenen Haus, von Georges Simenon (1940) – 6 Sterne – mit Video

Ein leicht verlotterter, weinseliger, alleinerziehender Kleinstadt-Rechtsanwalt muss überrascht feststellen, dass unter es unter seinem Dach nicht nur heimliche Parties und Krankenversorgung, sondern auch einen Mord gab. Georges Simenon (1903 – 1989) beschreibt die Vernetzung der verschiedenen Kleinstadt-Figuren wie Staatsanwalt, Wirt oder Gefängniswärter. Das ist ganz interessant, allerdings streut Simenon zu erkennbar falsche Fährten aus. Und…