Unterbrochen von zwei Tragödien, die schnell vorbeigehen, schildert Katherine Heiny eine allzu fluffige Kleinstadtidylle: jede kennt jeden, jede schlief mit jedem, versteht sich immer noch bestens. Man ist endlos verständnisvoll, hilfsbereit, aufopfernd. Welch quälende Idylle.
Zudem will Heiny offenbar fünf witzige Sätze pro Seite bringen: das gelingt halbwegs, auch wenn sie deshalb fürs Großeganze unwichtige Episoden erzählen muss, so den skurrilen Eltern-Lehrer-Gastredner-Reigen in der Schule ihrer Hauptfigur Jane, skurrile Typen im Arztwartezimmer und ein ganzes Körbchen running Gags: die seriellen Peinlichkeiten aus dem Mund von Janes Mutter, die monoman Mandoline spielende sowie singende Freida (erinnert an Troubadix), der begriffsstutzige Gary mit seinen Allergien gegen alles, dessen Frau Aggie bossy-bossy/Meisterköchin/SUV-Pilotin. Lauter ein- bis zweidimensionale Pappfiguren.
Ja, das ist fast eine romantische Komödie, und es gibt ein paar Hochzeiten und einen Todesfall – und eine Geburt.
Allerdings produziert Heiny zu viel Fluff, zu wenig Konflikt und Drama. Die Hochzeiten schildert Heini (genrebedingt?) zu ausführlich, ebenso einen Klassenausflug zu einem maroden Bauernhof, die Kleidungs- und Kosmetiknöte von Hauptfigur Jane, und deren erste Entbindung. Die letzten Kapitel handeln nicht mehr von den Hauptfiguren Jane und Duncan, sondern von einer wichtigen Nebenfigur, und tröpfeln drama- und katharsisfrei dahin.
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Dass Janes On-Off-Mann Duncan mit seinen dutzenden innerörtlichen Ex-Loverinnen auf allseits gutem Fuß steht, verwundert– selbst wenn sie ihn als Handwerker und Gärtner noch anschlussverwenden.
Eine wichtige Nebenfigur ist geistig leicht zurückgeblieben und muss von den Hauptfiguren bemuttert werden. Dieses Szenario ist nicht jedermanns Fall. Der Bezug zwischen Romantitel und Romantext ist diffus.
Heiny schreibt sehr leicht lesbar, ohne je durch ihre Wortwahl zu verstören oder zu entzücken (ich kenne nur das englische Original). Heiny sagt indes zu Babys “it” (Erzählstimme und wörtliche Rede; oder ist das geschlechtsneutrale Wokeness?), wie so viele Autoren außer Joni Mitchell. Bei einem kotzenden (haha) Schwein unbekannten Geschlechts sagt Heiny mehrfach unwoke “his”.
Assoziation:
- Katherine Heiny wird immer mit Anne Tyler verglichen. Der Guardian sprach darüber mit Heiny:
Tyler is one of her greatest influences. “I feel like everything I hope to be, I owe to her. I read her and think: ‘Wow, she’s not making a joke every paragraph, maybe I don’t have to do that, either.’ But then I go back and do that, because I’m insecure and I’m afraid people won’t read me if there’s not a joke every two seconds.”
- Auch Nick Hornby mag Anne Tyler, und Nick Hornby erinnert mit seinen Patchworkfamilien und versöhnlichen Figuren momentweise an Katherine Heiny; aber er ist besser, weniger eindimensional
- In ihrem ersten Roman Standard Deviation fokussierte Katherine Heiny auf einen Autisten
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