2016 in London. Eine 42jährige weiße Lehrerin, alleinerziehend, gerät in eine Beziehung mit einem 22jährigen Schwarzen, den sie als Babysitter und Aushilfsmetzgereifachverkäufer kennenlernte. Autor Nick Hornby (*1957) macht die Annäherung einigermaßen nachvollziehbar.
Doch ist es Liebe oder nur ein Pausenfüller? Die Umwelt zeigt sich schockiert.
Anspielungen und Missverständnisse:
Hornby schreibt pfiffige Dialoge voll unterschwelliger Anspielungen und Missverständnisse – das versetzt den Leser sofort in vertrautes Hornby-Land, und man möchte es als Quasselkomödie verfilmen. Ein paar Mal habe ich laut gelacht; viele andere Gespräche sind so ernst und genau, dass man die Luft anhält.
Die in vielen Rezensionen angesprochenen Diskussionen über den Brexit erdrücken den Roman nicht, sie klingen aber gelegentlich zu didaktisch – ebenso wie die weit selteneren Gespräche über Hautfarben. Die Konfliktparteien reden in erster Linie über Altersunterschied, Klassenunterschied und Reaktionen der Umwelt. Hornby kreiert nur einen einzigen Black-Lives-Matter-Moment.
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Ende offen:
Man könnte dies als sehr ungewöhnliche romantische Komödie verfilmen. Doch ob Drehbuchroutinier Nick Hornby seinen Protagonisten ein genretypisches Wohlfühlende spendiert, bleibt sehr lange ungewiss. Das hält die Spannung hoch. Freilich passiert nicht sehr viel, vor allem wird diskutiert. Etwas Drama bringen nur die Besuche bei der Verwandtschaft des Partners (einen glaubhaften Hinweis auf eine anstehende Verfilmung fand ich im Januar 2021 nicht; Nick Hornby jetzt bei IMDB suchen).
Was mich im ersten Drittel etwas störte: Es gibt zu viel vierbuchtabigen Unflat, und in der Logik der erwachsenen Romanfiguren dürfen Kinder nur in Gegenwart sehr altmodischer Älterer, deren Wohlwollen man benötigt, keine 4-letter-words sekretieren – “she doesn’t like bad language” (S.284*).
Gelegentlich lässt Hornby die Gedanken seiner Protagonisten zu weit schweifen, und dann klingt er beliebig, als ob er Zeilen füllen wollte, zumal er einen mild elegischen Ton anschlägt. Wie in anderen Filmkomödien auch hat die weiße Protagonistin immer Muße für ihre Liebesdinge; ihr Beruf als Fachbereichsleiterin für Englisch an einer Problemschule kommt ihr nie in die Quere.
Freie Assoziation:
- Um Brexit und Beziehungsprobleme geht es auch – ironischer, leichter – in Hornbys Drehbuchroman Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst (2018, engl. State of the Union)
- Den semitischen Vornamen David haben bei Hornby die toxischen Ehemänner in How to Be Good und Just Like You wie auch der betrügerische Kinderverführer in An Education
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*ich kenne nur das englische Original als Penguin-TB und nicht die Eindeutschung von Stephan Kleiner, dt. Titel ebf. Just Like You
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