Erstmals entstand ein Hollywoodfilm komplett in Asien: Regisseur Peter Bogdanovich, Filmstar Ben Gazzara und ein großes amerikanisch-europäisch-asiatisches Team verfilmten Paul Therouxs Roman Saint Jack 1978 in Singapur (der Roman, der Film im HansBlog). Sogar die zahlreichen Innenaufnahmen entstanden in Singapur und nicht im Studio. Sehr farbig, lebendig, und kinda hot erzählt Ben Slater in diesem Filmbuch, wie es zuging. Ich habe bei der Lektüre oft laut gelacht über all die Anekdoten, über das Durcheinander und die Herausforderung, im restriktiv durchregierten Stadtstaat einen durchaus freizügigen Hollywoodfilm zu drehen.
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Hollywood-Stars in Südostasien:
Bogdanovich führte sich wie ein Zar auf, rauchte dicke Zigarren, ließ sich im Bentley chauffieren, die Unterlinge mussten ihm beim Frühstück zusehen; das Drehbuch wurde jeden Tag umgeschrieben; reihenweise landeten örtliche Bardamen, Taxifahrer, Transvestiten, Kellner oder Englischlehrerinnen auf der Besetzungsliste, eine Rolle wurde schnell für sie erfunden; teils musste man mit Vorwänden und Heimlichtuerei arbeiten: Man glaubte, der Roman Saint Jack sei in Singapur verboten; auch wenn die Kamera mal stillstand, ging es weiter um Wein, Weib, Gesang.
Slater gibt auch einen Abriss der speziellen Geschichte Singapurs samt der Filmindustrie dort; wir hören ausführlich von der langen Vorlaufzeit in Kalifornien und von den Anstößen, die Orson Welles gab, von Bogdanovichs wechselnden Beziehungen im Lauf der Saint-Jack-Zeit und – eher knapp – von der Nachbearbeitung. Der Film gilt als letztes Denkmal eines “alten” Singapur, und so berichtet Slater auch, was später aus den Örtlichkeiten wurde, die im Film auftauchen: sie sind nicht mehr wiederzuerkennen.
Slater konnte mit allen sprechen:
Bogdanovich, Gazzara und praktisch alle anderen wichtigen Figuren steuerten ihre Erinnerungen zu diesem Buch bei, so entsteht ein wirklich lebhaftes Bild. Man erfährt ein bisschen von der Entstehung der Romanvorlage, doch Paul Theroux spielte bei dem Film selbst keine große Rolle, auch wenn er eine frühe Drehbuchversion verfasste; so kommt er auch im Buch zum Film zum Buch kaum vor.
Die Vorbereitungen und Dreharbeiten wirken sehr chaotisch und vielleicht ist das ja der Grund, warum der Film keinen Zusammenhalt zeigt und mir nicht vollends gefällt. Das Buch zum Film jedoch? Slater liefert vergnügliches Hot-Country-Multikultur-Reading ab. Sein Buch gefällt mir besser als der Film selbst.
Interessanter Bildteil:
Slaters Buch gefällt mir sogar, obwohl er sehr schmucklos, zu umgangssprachlich schreibt und überflüssige Tippfehler abliefert. Slater schreibt dabei in der Vergangenheitsform und verzichtet auf journalistische Effekthaschereien. Doch die Ereignisse sind aufreizend interessant und offenbar gründlichst recherchiert; ich habe mich bestens amüsiert.
Der Bildteil enthält rund zwei Dutzend halbseitige Schwarzweißfotos – meist Erinnerungsbilder oder Setfotos, kaum Aufnahmen aus der Filmwerbung. So lernt man auch die Produzenten und Kameraleute kennen, sieht Bogdanovich, Gazzara und Subramaniam außerhalb der Filmrollen. Slaters Blog zum Buch liefert weitere interessante Fotos der Akteure 30 Jahre später, sowie Ergänzungen zu Akteuren, die er erst nach Erscheinen des Buch aufspürte.
In seiner beruflichen Selbstbeschreibung bietet Slater auch einen Link, über den man Kinda’ Hot direkt bei ihm selbst kaufen kann. Ich habe das auch so gemacht und hatte keine Probleme dabei.
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