Die Buch-Übersetzer tischen uns viel Käse auf – echte inhaltliche Fehler und dazu unrealistisches Deutsch, in dem die Originalsprache noch durchriecht. Besonders deutliche Beispiele für falsche oder schlechte Übersetzungen habe ich hier zusammengefasst:
Ich selbst (Deutsch-Muttersprachler) kann nur Deutsch und Englisch im Original lesen. Schon bei Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch oder Bahasa verstehe ich mit Glück Überschriften oder Speisekarten, aber nicht einen ganzen Roman. Hilflos bin ich erst Recht bei Texten in nichtlateinischer Schrift, etwa Farsi oder Hindi.
Ich brauche ein interessantes Buch also in Deutsch oder Englisch.
Darum teile ich mein Lesepensum in drei Kategorien:
- Bücher, die auf Deutsch geschrieben wurden – ich lese sie natürlich auf Deutsch
- Bücher, die auf Englisch geschrieben wurden – ich lese sie auf Englisch, um auch hier nicht unter falschen Übersetzungen zu leiden
- Bücher, die weder auf Deutsch noch auf Englisch geschrieben wurden, sondern zum Beispiel auf Thai oder Arabisch; ich lese sie in deutscher oder englischer Übersetzung
(1) Bücher, die auf Deutsch geschrieben wurden:
Sie sollten mir eigentlich am liebsten sein. Schließlich halten sie die Heimatsprache in mir wach und verbinden mich auch mit dem Lebensgefühl meiner Heimat (sofern sie unter Deutschsprachigen spielen). Darum würde ich gern 50 Prozent meiner Lesezeit mit Deutschsprachigem verbringen.
Das Problem ist nur, dass es auf Deutsch so wenig Herausragendes gibt – eigentlich nichts außer Ausgewähltes von Thomas Mann, Wolf Haas, Fontane, Kempowski. Vieles stößt mich regelrecht ab, zum Beispiel die Produktion der Leipzigschüler- und -lehrer.
Darum lese ich weniger auf Deutsch, als mir lieb ist, die selbstgesetzte 50-Prozent-Quote wird womöglicht nicht eingehalten.
(2) Bücher, die auf Englisch geschrieben wurden:
Auf Englisch entstand und entsteht viel Brillantes, man lese nur das jeweils Beste von V.S. Naipaul, Paul Theroux, Ernest Hemingway, Richard Yates, Richard Ford, Patricia Highsmith, Graham Greene, Nick Hornby, John Updike, Jhumpa Lahiri (als sie noch englisch schrieb), Tom Rachman, Nick Hornby, Dorothy Parker, Raymond Carver etc. etc. Das lese ich dann auf Englisch, um mir mögliche Fehler der Übersetzung ins Deutsche zu ersparen – siehe Link oben.
Wichtiger Nachteil jedoch beim Auf-Englisch-Lesen: Ich drifte aus meiner Heimatsprache fort, Englisch frisst sich in der Birne fest. Man denkt, redet und schreibt mehr mit englischen Wörtern oder allzu wörtlich Eingedeutschtem. Selbst wenn das eine allgemeine Zeitpandemie ist, will ich nicht daran erkranken: Ich möchte deutsch denken, reden, schreiben.
Doch die guten englischen Bücher sind so viel besser als die besten deutschen. Immerhin danke ich dem lieben Gott täglich dafür, dass
- ich Englisch als erste Fremdsprache lernen durfte/musste
- englische Papierbücher kinderleicht online zu bekommen sind, auch gebraucht für eine Handvoll Euros
Manche Perlen gibt’s eh nur auf Englisch, nicht auf Deutsch:
Einiges wirklich Lesenswerte erschien nur auf Englisch und nicht auf Deutsch, zum Beispiel
- Botans Letters from Thailand (im Original auf Thai)
- V. S. Naipauls Miguel Street oder
- die Iran-Bücher von Azadeh Moaveni.
Wer nicht Englisch liest, verpasst also solche Perlen.
(3) Bücher, die weder auf Deutsch noch auf Englisch geschrieben wurden:
Die sollte ich eigentlich gar nicht lesen, weil ich sie nur als Übersetzung ins Englische oder ins Deutsche lesen kann – also potentiell mit Übersetzerfehlern, die ich vielleicht nicht bemerke, höchstens dunkel ahne.
Einige Eindeutschungen basieren sogar nicht auf dem Originaltext, sondern auf englischen Übersetzungen aus dem Original. Das Deutsche ist also eine Übersetzung der Übersetzung – zum Beispiel die ersten deutschen Murakamis oder der Indien-Roman Ghachar Ghochar.
Weil ich jedoch
- nur so wenig biodeutsche Bücher finde, die ich tatsächlich lesen mag, und
- meinem Kopf nicht nur Englisch geben möchte, so gut es auch geschrieben ist,
konsumiere ich doch einige Übersetzungen ins Deutsche – so bleibe ich in der deutschen Sprache, ohne unter originaldeutschsprachigem Käse zu leiden. So lese ich etwa, übersetzt aus dem Französischen ins Deutsche, ausgewählte Nicht-Maigret-Romane von Georges Simenon.
- Auf HansBlog.de: Roman-Übersetzungen ins Deutsche, die ihren englischen Titel behalten – das kann lästig sein
Sachbücher über Deutsche(s), die auf Englisch geschrieben wurden:
Diese Kategorie quält mich. Auf Englisch entstanden z.B. (Januar 2021) die führenden, großen Biografien über diese großen Deutschen, dann wurden sie vom Englischen ins Deutsche übersetzt:
- Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther (Amazon-Werbelink), übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller
- Stephen Parker: Bertolt Brecht. Eine Biografie (Amazon), übersetzt von Ulrich Fries und Irmgard Müller
- Jonathan Steinberg: Bismarck, Magier der Macht, übersetzt von Klaus-Dieter Schmidt
- Fritz Stern, Bismarck und Bleichröder, übersetzt von
Soll ich das nun auf Englisch oder Deutsch lesen? Sind die Zitate in den Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche zurückübersetzt oder wurde das Original eingebaut?
Eine auf Englisch geschriebene Biografie über den deutschsprachigen Großautor, übersetzt ins Deutsche – ist das nicht ein Medienbruch?
Eine Schriftstellerbiografie liest man ja auch, um sich viele gute Zitate zu Gemüt zu führen – natürlich in der Originalfassung. Wenn nun eine Biografie über Brecht oder Luther auf Englisch geschrieben und anschließend eingedeutscht wird, bekomme ich dann Originalzitate oder Zurückeingedeutschtes?
Aber insgesamt: Romane lese ich nur im englischen Original, jedoch nicht Biografien oder Sachbücher über Deutsche und Deutsches,
- weil ich die Hoffnung habe, dass Zitate dann 1:1 das deutsche Original wiedergeben und nicht aus dem Englischen ins Deutsche rücküberführt wurden (dazu gibt es bei Steinberg keine Erklärung)
- weil ich bei Sachbüchern und Biografien weniger sprachliche Kunst als bei Romanen oder Kurzgeschichten erwarte und deswegen die Übersetzung vielleicht ja weniger Schaden anrichtet
Diese engl. Ausdrücke habe ich schon nachgeschlagen:
Abject |
abolitionist |
acquisitive |
acrimonious |
adjourn |
admonitory |
adroit |
alacrity |
Allegiance |
anguish |
apocryphal |
apogee |
ardent |
Arrant |
assiduous |
assuage |
attrition |
avaricious |
Badger |
bailiff |
begrudge |
Belemnite |
blandishment |
brandish |
brindled |
brittle |
bugbear |
Bullock |
burlesque |
calumny |
Captious |
chiaroscuro |
Chigger |
cocky |
colander |
conceit |
concomitant |
concupiscent |
confound |
conjecture |
Conjurer |
Conjuror |
Covenant |
crafty |
cranium |
daunting |
dereliction |
diffident |
disabuse |
disdainful |
disingenuous |
dissemination |
dogsbody |
drypoint |
effusive |
Emery |
encomium |
equivocate |
excruciate |
execrable |
expediency |
expedient |
extenuating |
fastidious |
Fawn |
feckless |
Feckless |
feeble |
fiendish |
fiends |
first |
Flay |
foal |
follicular |
fretful |
fustian |
gamine |
Gamine |
Garter |
guile |
Heifer |
hidebound |
Hieratic |
horseplay |
imbecile |
impenitent |
impervious |
impetuous |
imprecation |
impudent |
indemnification |
indigence |
indolent |
inert |
inertia |
inexorable |
inexorably |
inimical |
insalubrious |
insidious |
insipid |
insolence |
insouciance |
insouciant |
intemperate |
inveterate |
invidious |
jaundiced |
javelin |
kepingan surga |
lace |
Laide |
languorous |
larceny |
laundry |
left |
less spicy |
lilac |
lintel |
liquorice |
loquacious |
lubricious |
ludicrous |
lugubrious |
Lurid |
Malleable |
meretricious |
modern |
morganatic |
muralist |
nimble |
not old |
Numinous |
obsequious |
obsequious |
obtuse |
odious |
one more |
onerous |
opprobrious |
opprobrium |
orange juice |
parsimonious |
parsimony |
Peat |
penance |
penury |
peripatetic |
pernicious |
perspicacity |
pert |
pettifogging |
petulant |
piecemeal |
piney |
pinggir |
ponderous |
porcupine |
portentous |
prehensile |
premeditated |
preposterous |
prevarication |
prodigal |
prodigal son |
profligate |
propitiate |
prurient |
pugnacity |
pulmonary |
Purloin |
quill |
rancorous |
rapacious |
recalcitrant |
relinquish |
reprehensible |
repudiate |
repulsive |
retentive |
reticent |
Runt |
sagacious |
salubrious |
salutary |
savoury |
scabrous |
sequester |
shingles |
skin scrub |
soignée |
solicitor |
solicitous |
solicitude |
splodge |
Stallion |
staunch |
steeplechase |
SteveDore |
strafe |
susceptibilities |
tardive |
tatterdemalion |
tentative |
Trivet |
trousseau |
tumescent |
turnip |
Unction |
ungently |
vainglorious |
varnish |
vaunt |
vaunted |
vicarious |
Virago |
volute |
whimsical |
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