Romankritik: Seebarsch und Süßkartoffeln, von Pensri Kiengsiri (2006, engl. Love in the Fish Market) – 6/10

Thailand

Drama auf dem Thonglor-Markt an der Sukhumvit-Straße in diesem Roman, der ab 12 oder 13 Jahren Alter empfohlen wird: Kim-lang, die schöne Tochter der Fischhändlerin Kim-huai, soll Chaturong heiraten, Sohn des Fleischhändlers Tek-hai. Sie interessiert sich aber mehr für den Gemüsehändler Paramet vom Marktstand schräg gegenüber ihrer Mutter. Der macht ihr quer über den Gang schöne Augen, darf sie aber schicklicherweise nicht direkt ansprechen. Die Mutter Kim-huai ist auf Paramet nicht gut zu sprechen.

Und Chung-lak, der Fleischverkäufer, hofft, dass Chaturong zum Zug kommt; dann bleibt Paramet für seine Tochter Siew-eng übrig, sie will ihn.

Paramet stellt Kim-lang Snacks zu, doch die erwidert seine Aufmerksamkeiten mit brüsken Briefchen von Marktstand zu Marktstand – die schöne Nachwuchs-Fischhändlerin zickt und ziert sich, so gehen die Spielregeln.

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Bauerntheater:

Das klingt amüsanter als realistisch; grobe Thai-Comedy. Später kommt es zu Eifersucht, Ablenkungsmanövern, Süßholzraspelei, schlicht und unterhaltsam, wie Kindergarten für Erwachsene, momentweise habe ich laut gelacht.

Die Geschichte lässt sich auch als Bauerntheater auf eine thailändische Jahrmarktbühne bringen: sie spielt ausschließlich auf zehn Quadratmetern Fischmarkt und auf zehn Quadratmetern Wohnzimmer – samt Verfolgungsjagd und fliegendem Gemüse mit selbstgedichtetem Beipackzettel. Einge Dialoge klingen gepfeffert lustig.

Politisch korrekt:

Selbstverständlich schreibt Pensri Kiengsiri (*1931) hochgradig politisch korrekt. Den Frauen im Roman geht es nur um Äußerlichkeiten. So präsentiert  Fischhändlerin Kim-huai

den für eine Chinesin überraschend üppigen Busen angriffslustig nach vorne geschoben

Kim-langs hoffnungsvoller Verehrer Chaturong hat

eine hübsche Nase, aber ein fliehendes Kinn

Das/er sieht schlecht aus, und der weniger geldige Status von Paramet spielt somit keine Rolle mehr.

Marktkunde:

Der Roman basiert auf einer Zeitungsrecherche der Autorin von 1979, die in der Bangkok Post erschien. Laut Nachwort schrieb Pensri Kiengsiri den darauf basierenden Roman Jahre später zuerst auf Thai – sehr erfolgreich, er kam als Serie ins Fernsehen. 2006 übersetzte sie ihren Text selbst ins Englische als Love in the Fish Market; ihr Beweggrund für die zweite Sprache: der Roman

erzählt von der vielfältigen Gesellschaft in Thailand, wo Menschen aus China, Indien und vielen anderen Ländern zusammenleben. Deshalb war es mir wichtig, dass auch Menschen, die kein Thailändisch verstehen, mein Buch lesen können…

Da ich die englische Fassung nicht auftreiben konnte, habe ich das ausnahmsweise auf Deutsch gelesen, in der Übersetzung aus dem Englischen – nicht aus dem Thai – von Mayela Gerhardt.

Landeskunde:

Direkt im Roman klingen einige Sätze zu didaktisch wertvoll, für Ausländer und/oder Kinder geschrieben; ich frage mich, ob sie so in der ursprünglichen Thai-Fassung standen. Ein typisch überdeutlicher Satz:

”Ayutthaya ist die alte Hauptstadt Thailands und auf jeden Fall eine Besichtigung wert, außerdem ist es von Bangkok überhaupt nicht weit”

Weitere in die Handlung gestrickte Lektionen: Besonderheiten und Sprichwörter von Thailändern, Indern und Chinesen in Bangkok; Tricks der Markthändler und wie man sie aufdeckt; Thailänder versus Chinesen; staatliche Preisregulierung.

Der Ton ist schlicht wie für Kinder. Tatsächlich erscheint das Buch in der ”Reihe Baobab“, laut Vorsatzseite ein Kinderbuchfonds mit Geschichten aus dem globalen Süden für Kinder und Jugendliche, unterstützt von terre des hommes. Amazon empfiehlt es für die Altersgruppe „12 – 16 Jahre“.

Es gibt zudem eine Fußnote der Übersetzerin im Buch, beim Kilopreis für Weißen Barsch, 80 Baht:

100 Baht entsprechen im Jahr 2007 gut 2 Euro. Die Preise in diesem Buch beziehen sich auf das Jahr 1979. In der Zwischenzeit sind die Preise in Thailand um ein Vielfaches gestiegen.

Alles klar.

Nicht nur die Preise der ursprünglichen Geschichte waren bei der Übersetzung ins Englische 2006 hoffnungslos veraltet, wurden aber nicht aktualisiert. Auch dass die Marketender Kim-lang und Paramet über handschriftliche Zettelchen und Zuträger kommunizieren, wirkt schon 2006 archaisch – sie hätten SMS von Nokia zu Nokia geschickt.

Assoziation:

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