Romankritik: Eine Handvoll Staub, von Evelyn Waugh (1934, engl. A Handful of Dust) – 6/10

In dieser erlesenen Satire begegnen sich die Akteure vordergründig höflich, doch zugleich etwas überdeutlich rücksichtslos und eigensüchtig, in vielen amüsanten Dialogen. Fast alle Figuren sind unsympathisch, bestenfalls bedauernswert, vielleicht mit Ausnahme der patenten Amerikanerin, die mit dem eigenen Flugzeug zu Verabredungen kommt und spontan bei Renovierungsarbeiten hilft.

Die ersten zwei Drittel klingen stilistisch sehr geschlossen; Querverbindungen zwischen einzelnen Kapiteln und Ereignissen vertiefen den Romaneindruck. Als allwissender Erzähler berichtet Evelyn Waugh gleichermaßen über sämtliche Personen, ihre Aussprüche und Gedanken – heute eine eher ungewöhnliche Perspektive.

Immer wieder tönt die Satire zu aufdringlich, ein bisschen zu vorhersehbar, wie in dieser wörtlichen Rede:

”…things had been going wrong for some time. For instance, you’d been drinking a lot – have some more burgundy, by the way.”

Im letzten Drittel dreht die Atmosphäre komplett: zwei biedere Männer gehen auf eine bizarre Tropenreise, Waugh erzählt teils Unwahrscheinliches und seitenlang Fieberträume. Es gibt weniger Dialog, kaum noch Hinterfotzigkeit – der Roman zerfällt somit in zwei sehr disparate Teile. Dieses Disparate und die Schwäche des zweiten Teils werten den Text ab.

Vielleicht sind ja im zweiten Teil die Namen von exotischen Tieren und Pflanzen Ironie und Erfindung, ich weiß es nicht – batata, cabouri, marabunta. Die Reisenden dort begehen grobe, vermeidbare, aufdringlich herausgestellte Fehler, aus denen neue, gut lesbare Desaster hervorgehen. Dieser Teil klingt ungut so, als ob Evelyn Waugh eigene Reiseerlebnisse verarbeiten und mit Fremdartigem protzen müsse. Dieser dröge Reisebericht hat erstmals auch längere Rückblenden – der vorherige Teil in England war dagegen streng chronologisch. Zum Schluss gibt’s ein paar faustdicke Überraschungen und ein lahmes Ende.

Assoziation:

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