Wie gern würde man es von Loriot hören: Die gediegenen Herrschaften aus diesem Roman heißen Bertram Wooster, D’Arcy “Stilton” Cheesewright, Boko Fittleworth, Catsmeat Potter-Pirbright oder Lord Percival Worplesdon. Sie domizilieren nonchalant in Steeple Bumbleigh.
Vor strengen Tanten und heiratswütigen Schriftstellerinnen zittern diese Figuren. In schwierigen Lagen konsultieren sie Butler Jeeves, den mit der enormen Hutgröße. Schwierige Lagen entstehen ungefähr alle zwei Seiten.
Auf Dauer etwas unspannend:
Was als Landadel-Satire unterhaltsam anhebt, erscheint auf Dauer harmlos und repetitiv. Immer wieder treffen die Väter der Klamotte bizarre Entscheidungen (Geschäftstreffen in Geräteschuppen oder auf Maskenbällen), entfernt sich die Roman-eigene Logik weit von der Lebenswirklichkeit (Frauen sprechen einseitig Verlobungen aus, die zwingend zum Standesamt führen werden).
Wer einen nervigen Bengel täuscht und dann in den Hintern tritt, empfängt noch 30 Seiten später allseits Lob dafür, auch vom Kindsvater. Harte Gegenstände landen auf Dickschädeln. Ernsthafter Schaden entsteht indes nie und wenn mal ein ganzes Haus herunterbrennt, ist auch das alsbald vergessen.
I was amused. Ja, ich habe sogar ein paarmal laut gelacht, aber “Ohne mich, Jeeves” (engl. Joy in the Morning, 1947) ist mehr dick (aufgetragen) und doof als subtil und wahrhaftig. Ein harmloser Spaß, kein Loriot.
Wie ist die Ãœbersetzung?
Die Ãœbersetzung von Thomas Schlachter wirkt angemessen süffisant und versnobbt. Fast nie klingt das englische Original unangenehm durch, sieht man von einigen offenbar allzu bequem übertragenen Wörtern ab, die auf Deutsch dann “honorabel” und sogar “deplorabel” lauten.
Plattere Umgangssprache bricht den schnodderigen Landadel-Jargon gelegentlich, aber das mag am Original liegen. Ich stimme allerdings zu, dass eine noch blumigere Übersetzung aus einer deutlich früheren Epoche eventuell noch passender sein könnte.
Vergleich mit dem englischen Original:
Ich habe online ein paar Ausschnitte des englischen Originals gelesen. Sie näselten eindeutig noch silbriger und landadeliger daher als die – wie gesagt löbliche – Ãœbersetzung.
Freilich lässt sich das alles nicht sinnfällig übertragen. Wodehouse erfand auch bei diesem Roman wieder sein eigenes Englisch (“As a dancer I out-Fred the nimblest Astaire”) und man kann nur dankbar sein, wenn der Ãœbersetzer nicht jeden Witz und jedes Wort bemüht 1:1 ins Deutsche münzt.
Assoziation:
- Die mild despektierlichen Wortwechsel beim hochmögend-steifen Romanpersonal erinnern momentweise an den englischen Teil von Henry James’ Bildnis einer Dame
- Außerdem dachte ich momentweise an adlige Schnösel und ihre Butler bei Oscar Wilde, speziell im Stück Ernst sein ist alles
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