Weiblich, Single, schon über 40, au weia.
Ganz viel von dieser weinerlichen Befindlichkeit steckt in Martina Zöllners Roman – samt quälender Sorgen um Frische, Selbstwertgefühl, Kinder- und Männerlosigkeit. Zöllner, langjährige Journalistin und Anfang 2016 Fernsehspielchefin beim SWR, schafft auch Einblicke in den Alltag einer Provinzredaktion und in Mechanismen der Medien – die Hetzjagd der Bildzeitung auf ein weibliches Opfer erinnert momentweise an Bölls Verlorene Ehre der Katharina Blum. Hier verarbeitet Zöllner auch die Gerüchte, in die sie nach Veröffentlichung ihres ersten Romans Bleibtreu (2003) selbst geriet.
Über weite Strecken schildert die Hauptfigur die Handlung als Ich-Erzählerin. Nur vereinzelte Absätze handeln in der dritten Person von anderen Figuren – diese Passagen stechen wie Fremdkörper heraus. Mindestens einmal erzählt sie auch scheinbar falsch in der dritten statt in der ersten Person.
Zwar nervt der leicht neurotische Redestrom der Ich-Erzählerin mitunter, man fühlt sich teils hysterisch zugelabert, wenn auch nicht ganz so erdrückend wie in Zöllners Erstling; aber die Sprache ist noch kontrolliert und für einen neueren deutschen Roman passabel. Ordentlich Spannung entsteht auch.
Allerdings scheint Zöllner einige Modethemen unterbringen zu wollen, etwa Besuch im Altersheim, Besuch im neuen Berlin, junge Islamisten, Internetdating, Kindesmissbrauch, Unterschiede zwischen pensionierten Eltern und Kindern in den 40ern.
Die Kritiker:
Der Spiegel (Volker Hage):
…eine bemerkenswerte Fähigkeit, Alltagssituationen lebendig werden zu lassen… Eleganz, die gewöhnlich nur in angelsächsischen Romanen zu finden ist
Deutschlandradio Kultur (Manuela Reichart):
erzählt spannend und kenntnisreich vom Mediensumpf… Die Autorin setzt dramaturgisch geschickt das Buch im Buch ein
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