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2023: Autorinnnen schreiben nur noch Romane über Romane
Marlen Hobrack Schrödingers Grrrl Göre agiert als mediengerechte Fake-Autorin Amazon-Werbelink Susanne Kristek Die nächste Depperte Gescheiterte Bestsellerautorin Amazon-Werbelink Antonia Baum Siegfried Autorin, gähn, mit, gähn, Schreibblockade in, gähn, Berlin und, gähn, Psychiatrie Amazon-Werbelink
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Romankritik: Café der Unsichtbaren, von Judith Kuckart (2022) – 6/10 Sterne
Judith Kuckart erzählt zunächst nicht uninteressant von der Telefonseelsorge in Berlin – von Seelsorgern und Anrufern. Der Roman beginnt annehmbar und baut dann stark ab: Schwächen: Kuckart schildert einzelne Episödchen und Anrufe. Von einer…
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Lese-Eindruck: Europastraße 5, von Güney Dal (1981)
Güney Dal beschreibt zunächst detailliert und plastisch Gefühle und Lebensumstände kleiner türkischer Gastarbeiter im Vorwende-Westberlin. Allerdings stören mich persönlich Dinge: Vater Hasan, solange er noch lebt und in Rückblenden, erzählt weitschweifend vom Krieg. Damit…
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Kritik Politik-Buch: Alleiner kannst Du gar nicht sein, von Peter Dausend, Horand Knaup (2020) – 7/10 Sterne
Peter Dausend und Horand Knaup liefern interessante Einblicke in die deutsche Politik – auch in wenig bekannte Gefilde wie die Beziehungen Abgeordneter-Mitarbeiter oder Abgeordneter-Partner (ich gendere nicht). Aber richtig investigativ ist das nicht: Sie…
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Kritik Biografie: Theodor Fontane, von Regina Dieterle (2018) – 7 Sterne
Regina Dieterle berichtet zu ausführlich von Theodor Fontanes Eltern und Großeltern, auch von Napoleon, Preußen und Sachsen. Immerhin schreibt sie meist lebendig und wissenswert für Geschichtsinteressierte. Sie portraitiert vor allem in der ersten Hälfte…
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Kritik Kurzgeschichten: und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag aus, von Doris Anselm (2017) – 4/10 Sterne
Die Autorin liefert 16 Kurzgeschichten auf netto 179 porös bedruckten Seiten (Luchterhand Hardcover 1. Auflage 2017). Einige dieser „Erzählungen“ (so das Cover fälschlich) spielen in nächtlichen Wäldern und Seen, es leuchtet geheimnisvoll. Dann wieder…
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Buchkritik: Stimmen, von Wolfgang Herrndorf (2018) – 7 Sterne
Bei Wolfgang Herrndorf stimmt jeder Ton, er hat viel Sinn für Sprache, und zwar nüchterne, unprätenziöse Sprache, entschlackt, provozierend lakonisch. Kein Wort klingt falsch, nicht mal langweilig. Das Bändchen Stimmen enthält kurze Texte, die…
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Besprechung: Schadenfreude, A Love Story, von Rebecca Schuman (2017) – 4 Sterne
Dies ist der Lebensweg einer US-Germanistin, kein Buch über Amis und Deutsche in Deutschland. Die US-Amerikanerin Rebecca Schuman hat eine (S. 212*) all-consuming love for the German canon… A reverence that hovered somewhere between…
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Lese-Eindruck: Die Titanic und Herr Berg, von Kirsten Fuchs (2005)
Kirsten Fuchs auf Amazon (Werbe-Link) Kirsten Fuchs textet aufdringlich prollig und wortgewaltig: Ich schreibe „Die Welt ist scheiße und kacke“ auf Rosenblätter. Sags durch die Blume. Kirsten Fuchs ist so verliebt in ihre Sprachkreationen…
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Kritik Doppelbiografie. Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig, Caroline und Wilhelm von Humboldt (2009) – 5 Sterne
Rosenstrauch erzählt teils sehr subjektiv, sie springt v.a. in den ersten Kapiteln zwischen Zeiten und Personen, es wirkt vielleicht „persönlich“, aber gewiss unübersichtlich: So bringt sie auf S. 26* einen 70-Wörter-Satz mit rund zwölf…
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Kritik Doppelbiografie. Manfred Geier: Die Brüder Humboldt (2009) – 5 Sterne
Wilhelm von Humboldt frönte „einer Hure“ (S. 113) und schrieb in Schillers „Horen“ (S. 183). Sein Bruder Alexander schrieb auch in den „Horen“, schwärmte aber für zarte Männer, bereiste ferne Länder, folterte sich im…
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Buchkritik: Arztroman, von Kristof Magnusson (2014) – 7 Sterne – mit Video
Auweia, vorher nicht gewusst: Der Roman stammt von einem Leipzigabsolventen, er zeigt also volle Leipzigsymptomatik: Schauplatz Berlin; hippes oder semihippes Berlinpersonal; wenig oder blasse Dialoge funkenfrei; blasses Personal und blasses Deutsch, in dem die…
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Erster Lese-Eindruck: Deutschjüdische Glückskinder. Eine Weltgeschichte meiner Familie, von Michael Wolffsohn (2017)
Geschichtsprofessor Michael Wolffsohn hat eine fulminante wahre Geschichte an der Hand: seine Großeltern, gutsituierte Deutschjuden, fliehen 1939 aus Deutschland nach Palästina und kehren schon 1949 zurück nach Berlin. Doch Wolffsohn kleistert sein 3-Generationen-Narrativ mit…
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Romankritik: Schäfchen im Trockenen, von Anke Stelling (2018) – 4 Sterne
Fazit: Ich-Erzählerin Resi, um 40, lebt mit Mann und vier Kindern in einer zentralen Berliner Mietwohnung, die sie von langjährigen Freunden mieten. Diese Freunde ziehen in einem selbst finanzierten Bauprojekt zusammen. Resis Familie kann…
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Kritik Biografie: Keiner blickt dir hinter das Gesicht. Das Leben Erich Kästners, von Sven Hanuschek (1999) – 6 Sterne
Anders als Kästner-Biograf Klaus Kordon erzählt Sven Hanuschek Kästners Leben nicht nur nach dessen eigenen Veröffentlichungen – Hanuschek spricht auch mit Nachfahren, sichtet Archive und Melderegister, findet Fehler und Auslassungen in den Memoiren von…
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Kritik Biografie: Die Zeit ist kaputt. Die Lebensgeschichte von Erich Kästner, von Klaus Kordon (1995) – 7 Sterne
Klaus Kordon schreibt meist sehr eingängig und lebendig, teils fast romanhaft, auf nur rund 300 luftig bedruckten Seiten Haupttext (plus kurzer Anhang), ohne dass es aufdringlich nach Jugendbuch klingt. Und Kordon flicht – prima…
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Romankritik: Emil und die Detektive, von Erich Kästner (1929) – 7 Sterne – mit Video
Erich Kästner (1899 – 1974) zeigt den betont gutherzigen – heute sagt man: achtsamen –, aber auch pfiffig-ironischen Emil Tischbein und seine betont gutherzige, aber auch pfiffig-ironische Mutter. Immer wieder baut Kästner kleine, fast…
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Filmkritik Komödie: Wie gut ist deine Beziehung (2019, mit Julia Koschitz) – 5 Sterne – mit Video
Wenn Männer zu sehr lieben, dann werden sie krankhaft dämlich: Diese Berliner Hipster-Soap liefert zwar ein paar pfiffige Sprüche und überraschende Wendungen. Sie ächzt aber auch unter all dem dummen, unrealistischen Gerede, das die…
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Biografie-Rezension: Willy Brandt, Ein Leben, Ein Jahrhundert, von Hans-Joachim Noack (2013) – 6 Sterne
Hans-Joachim Noack erzählt einigermaßen flüssig im Präsens, klingt aber oft etwas unpassend salopp bis nachlässig; so über den spanischen Bürgerkrieg: „Ein Gemetzel der besonderen Art“ (S. 76 der rowohlt-Berlin-Ausgabe); und später: „das ausufernde Gemetzel…
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Biografie-Rezension: Willy Brandt 1913 – 1992, von Peter Merseburger (2002) – 6 Sterne
Merseburger wechselt die Tempi zu häufig – Grundzeit ist Präsens, aber mit vielen Schwüngen zu Präteritum, Perfekt und Futur. Der Biograf textet zeitweise zu elegisch, haucht Themen an und erwartet, dass der Leser die…
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Kritik Erzählungen: Diesseits des Van-Allen-Gürtels, von Wolfgang Herrndorf (2007) – 7 Sterne
Wolfgang Herrndorf (1965 – 2013) schreibt ungemein trocken und lakonisch über leicht verwirrte junge Erwachsene in und um Berlin. Das klingt inhaltlich abstoßend, aber er stammt ja nicht aus der Leipziger Schreibfabrikantenproduktion (über die…
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Romankritik: Tschick, von Wolfgang Herrndorf (2010) – 8 Sterne
Wolfgang Herrndorf (1965 – 2013) trifft den Ton eines 14jährigen Ich-Erzählers hervorragend. Er klingt erstaunlich realistisch, nicht aufgesetzt, einschließlich Selbstmitleid und Pubertätswehen. Die Sprache ist zurückgenommen gut, nie selbstwichtig oder weitschweifig, nie blass, nie…
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Kritik TV-Spielfilm: Süßer September (2015, mit Caroline Peters) – 5 Sterne
Der TV-Spielfilm beginnt mit pfiffigen, lakonischen Dialogen, gleitet dann aber entschlossen ins Klischierte. Drehbuchroutinier Sathyan Ramesh schreibt gnadenlos wirklich alles rein: Einsamer an der Bar, Einsame an der Bar, Unglückliche auf der Hochzeit ihres…
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Buchkritik: Katias Mutter, von Inge und Walter Jens (2005, über Hedwig Pringsheim, Schwiegermutter Thomas Manns) – 5 Sterne
Die Biografie über Hedwig Pringsheim (1855 – 1942, Mutter von Katia Mann, damit Schwiegermutter von Thomas Mann) stützt sich auf viele Briefe, Journaleinträge und Zeitungsglossen der Hauptfigur, außerdem auf den Schlüssel-Klatschroman der Mutter Hedwig…
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Romankritik: Ullsteinroman, von Sten Nadolny (2003) – 7 Sterne – mit Presse-Links
Ein enormes Material muss Nadolny bewältigen. Besonders lange konzentriert er sich auf Verlagsgründer Leopold Ullstein (1826 – 1899), der sich vom Fürther Papierhändlersohn zum Berliner Großverleger hocharbeitete – und mit zwei Frauen hatte Ullstein…
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Romankritik: Cecile, von Theodor Fontane (1886) – 5 Sterne – mit Fontane-Übersicht
Fontane hat viele interessante Frauenfiguren geschaffen (der New Yorker nannte ihn „Heroine Addict“) – so Effi Briest; die Lene aus Irrungen, Wirrungen; oder Melanie aus L’Adultera. Cécile aber ist anders: Jung, und verheiratet mit einem…
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Romankritik: Die Poggenpuhls, von Theodor Fontane (1895) – 6 Sterne – mit Übersicht
Dieser besonders kurze Gesellschaftsroman hat besonders wenig dramatische Entwicklung – kein Selbstmord, kein Ehebruch, keine aufblühende Liebe, keine vergebliche Liebe, nicht mal eine Hochzeit. Ein älterer Herr stirbt irgendwann, mehr passiert nicht. Die verarmte…
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Romankritik: Frau Jenny Treibel, von Theodor Fontane (1893) – 7 Sterne – mit Presse-Links & Übersicht
Die blasierte Kommerzienrätin Treibel, geb. Bürstenbinder, war einst eine Berliner Krämerstochter; doch sie heiratete in feine Fabrikantenkreise hinauf. Nun stellt die Neureiche ihren Sozialstolz durch viel Getue und Gerede heraus – Fontane zeigt sie…
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Romankritik: Stine, von Theodor Fontane (1889) – 6 Sterne – mit Fontane-Übersicht & Links
Nach Fontane-Art herrscht heiteres Geplauder unter Adelsleuten und Kleinbürgern in Berlin. Hier wirkt die Sache etwas schäbig, weil die verwitwete, aber mit zwei Kindern von zwei Männern geschlagene Pauline Stippkowitz sich allzu dezidiert einem…
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Romankritik: Irrungen, Wirrungen, von Theodor Fontane (1887) – 7 Sterne
Fontane erzählt mit sicherer, gemütlicher Stimme von der Romanze zwischen der lieben Kleinbürgerin Lene und dem schneidigen, aber auch menschlichen Baron Botho – doch Lene weiß schon, dass Botho sie aus Standesgründen nicht an…
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Romankritik: L’Adultera, von Theodor Fontane (1880) – 7 Sterne
Melanie van der Straaten, née de Caparoux, ist 26 Jahre jünger als ihr Ehemann Ezechiel, ein erfolgreicher Berliner Unternehmer. Der plaudert spöttisch bis zynisch daher und missachtet die Konventionen der gehobenen Schichten mitunter nonchalant.…