Lese-Eindruck: Europastraße 5, von Güney Dal (1981)

Güney Dal beschreibt zunächst detailliert und plastisch Gefühle und Lebensumstände kleiner türkischer Gastarbeiter im Vorwende-Westberlin. Allerdings stören mich persönlich Dinge:

  • Vater Hasan, solange er noch lebt und in Rückblenden, erzählt weitschweifend vom Krieg. Damit ermüdet er seine Familie – und den Leser.
  • Und Sünbül, die Frau der Hauptfigur Salim, war in der Psychiatrischen und verhält sich wunderlich, glaubt an Derwische etc., ausführlich von Autor Güney Dal geschildert:

Wenn ihr nicht die Augen auf den Boden gefallen und schmutzig geworden wären…

Und dann muss man natürlich das Hauptmotiv des Romans verkraften: Vater Hasan, ohne Aufenthaltserlaubnis in Berlin gestorben, wird in einem Karton von Berlin nach Anatolien gefahren:

Salim zeigte sich sehr aufmerksam und vorsichtig, als er den Vater auf dem Gepäckträger unterbrachte

Die Übersetzung von Carl Koß klingt ordentlich. Doch so wie Vater Hasan, der immer jemanden zuschwafeln muss, so redet mir auch Autor Güney Dal zu viel. Erneut ein Roman meiner jungen Jahre, der Jahrzehnte später das Wiederlesen nicht übersteht (Hallo Martin Walser). Ich brach, was ich sehr selten tue und schweren Herzens, auf Seite 77 von 257 ab.

Freie Assoziation:

  • Eine grob ähnliche (Neben-)Handlung bieten auch der Roman Rückwärtswalzer von Vea Kaiser (Leichentransport Österreich-Montenegro) und der Spielfilm Im Juli von Fatih Akin (Leichentransport DE-Türkei)

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