Die Doku begleitet eine 27jährige Kubanerin und einen 36jährigen Deutschen, die in Hamburg zusammenleben, zwei Jahre lang. Vor der Kamera sehen wir die standesamtliche Trauung in Havanna 2001, die Ankunft der Kubanerin in Deutschland, Pflaumenkuchen bei den Schwiegereltern, ernste Beziehungskrisen, Papierkram auf dem Ausländeramt, Zusammenprall mit Türken in der Nachbarschaft, Schwangerschaftstest, Deutschkurs, Geburt eines Kindes hautnah.
Beklemmende Nähe:
Die Filme-Macher Uli Gaulke und Jeannette Wagner kommen ihren Hauptfiguren beklemmend nah. Manche Auseinandersetzung wirkt echter als ein Kinofilm, gerade weil es nicht so theatralisch ist. Wie können die sich so beharken vor allen Leuten, fragt man sich – dabei hat das Ehepaar im Moment des Streits sogar Besuch von Nachbarn. Gelegentlich reden die Akteure direkt in die Kamera, hier offenbart der Mann große Enttäuschung (allgemein erklärt wird die Enttäuschung u.a. in Jens Sobischs Kulturschock Cuba). Allerdings ist nicht ganz klar, ob auch weitere Szenen der “Doku” für die Kamera nachgespielt wurden.
Die Unterschiedlichkeit der beiden Partner wird sehr deutlich. Die Kubanerin verhehlt kaum, dass es ihr nicht um Liebe geht, sondern eher um ein besseres Leben für sie und ihren Sohn aus einer früheren Beziehung. Beide Partner stammen nicht aus begüterten Verhältnissen, beide rauchen viel, auch Alkohol fließt.
Der Film hat keinen Sprecher aus dem Off und keine Texttafeln. So ist der Zuschauer sehr unmittelbar bei den Akteuren. Allerdings bleiben manche Zusammenhänge unklar, den aktuellen Beruf des Mannes kannte ich bis zum Schluss nicht. Gut jedoch: Die vielen spanischen und englischen Sätze werden durch Untertitel erklärt, nicht durch störende deutsche Sprecher.
Zu lang:
Die Dokumentation (wenn es denn eine ist) dauert mit 105 Minuten etwas zu lang (gefühlt dauert sie zwei Stunden), zumal die Figuren nicht uneingeschränkt sympathisch sind. Manche Alltagsszenen könnte man kürzen oder weglassen, ebenso die rekapitulierende Fotoserie am Filmende. Allerdings sieht man so auch die langen, vielsagenden Blicke der Akteure nach Abschluss eines Satzes.
Mit-Regisseur Uli Gaulke hatte schon 2000 die preisgekrönte Kuba-Doku Havanna Mi Amor vorgestellt; bereits dort spielte die Hauptdarstellerin von Heirate mich eine wichtige Rolle. Und von Gaulke stammt auch die sehenswerte Doku Comrades in Dreams über Kinobetreiber in Nordkorea, Burkina Faso, USA und Indien.
Ein Kontrastprogramm zur kubanisch-deutschen Ehe aus Heirate mich bilden die koreanisch-deutschen Ehen in der Doku Endstation der Sehnsüchte.
- Kritiken bei Schnitt, Artechock, taz, Satt, Fluter, Berliner Zeitung
- Lange Text-Beschreibung, Seite der Produktionsfirma, Trailer
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