Die Doku von 2006 zeigt ungewöhnliche, liebenswerte Kinobetreiber in Indien, Nordkorea, Burkina Faso und USA. Es gibt viele überraschende Einblicke und schöne Bilder. Wirklich Kino-verrückt wirken aber nur die Inder – nicht der junge Chef des Wanderkinos, sondern die Dorfbewohner, die fast den Zaun des Kinozeltes einreißen.
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Regisseur Uli Gaulke (selbst ein Kinogründer, heute Filmprofessor) bringt bewusst viel Alltagsleben der Kinobetreiber: die Brautsuche des Inders, die Einsamkeit der Betreiberin in den USA, Familienangelegenheiten der staatlichen Kinotechnikerin in Nordkorea und der jungen Kinoinhaber in Ouagadougou, Burkina Faso. Man glaubt, diese Kinomenschen wirklich kennenzulernen, sie scheinen sich zu öffnen, und das enge Thema Kinofilme spielt dann nicht mehr die vorherrschende Rolle.
Mitunter schweift der Bericht dabei deutlich zu weit ab: Gezeigt wird unter anderem zu ausführlich, wie ein Chor in Nordkorea ein schwer erträgliches Loblied auf den Führer probt – und es dann noch wiederholt. In USA singen Kinder ein frommes Lied im Bibelkreis. Inder streiten sich minutenlang um die genaue Platzierung des Kinozelts, es geht um ein paar Meter. Die deutschen Stimmen der Darsteller klingen teils zu schrill oder zu alt.
Und es gibt noch mehr Dinge, die mich störten:
So erscheinen die Geschichten in kleinen Stücken, immer wieder wechselt das Bild unvermittelt von USA nach Nordkorea, oder von Burkina Faso nach Indien. Man kann sich darum nicht richtig auf einen Ort einlassen, da jederzeit ein Wechsel bevorstehen kann.
Und: Es ist eine dieser Dokus, die nur Originalton der Portraitierten wiedergeben und keinen Sprecher aus dem Off haben. Es gibt auch wenige Texteinblendungen. Das wirkt dann sehr unmittelbar, aber man bekommt auch weniger allgemeine Information.
Die Folge: Ein paar Statements der Interviewpartner bleiben ohne Hintergrunderklärung unverständlich. Oder man realisiert zum Beispiel erst im Nachhinein, dass der scheinbar abwegige Kommentar über zu wenig Suppe nicht von einer Kinobesucherin, sondern von der Imbissverkäuferin vor dem Kino stammte. Dass der Inder eine Filmrolle in den Bergtempel trägt und scheinbar segnet, sehen wir ohne Erklärung.
Trotz dieser Kritik:
Ich habe den Menschen gern zugehört, auch wenn ich ihre Leidenschaften für Titanic, Karamellpopcorn mit Butter und für Cola nicht teile.
Ich habe den Film auf Arte gesehen, aber man kann ihn auch auf Disc kaufen. Im Burkina Faso-Teil gibt es eine Schlachtszene, die vielleicht auch Freunde des gerösteten Gockels nicht freudig ansehen. Von Regisseur Gaulke stammt auch die sehenswerte Doku einer deutsch-kubanischen Ehe, Heirate mich.
- Im Internet: Regisseur Gaulke auf Wikipedia, im Interview zu den Leinwandfieber-Dreharbeiten, ausführliche Beschreibung des Films
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