Buch-Eindruck: Der verschwundene Zeuge – Das kurze Leben des Felix Hartlaub, von Matthias Weichelt (2020)

Die ersten Worte überhaupt in diesem Buch:

Kapitel 1

Das Ende

Ein paradoxer Einstieg. Vielleicht passt er ja zum bevorstehenden Untergang der Hauptfigur in Berlin 1945. Auch andere Biografien steigen mit dem Tod des Protagonisten ein (ich gendere nicht); ich bin sehr für medias in res, doch diese Form der Dramatisierung wirkt abgeschmackt.

Und natürlich spricht der Autor in diesem Kapitel 1 – “Das Ende” – Hintergründe an, die viel weiter innen im Buch erst erklärt werden, und er beschreibt gleich auf S. 19 ein Foto, das erst auf S. 180 erscheint (es gibt auch keinen Querverweis).

Als Hartlaub 1934 eintrifft:

Matthias Weichelt schreibt historisches Präsens:

Als Hartlaub im November 1934 in Berlin eintrifft, ist er…

Es kippt gelegentlich ins Perfekt, Plusquamperfekt oder Futur:

Das wird ihm gelingen

Ein ordentliches Präteritum als Haupttempus wäre mir lieber.

Zum gleichmäßig dahinströmenden Text mit oft etwas zu langen Sätzen passt, dass Autor Matthias Weichelt die vielen längeren Hartlaub-Zitate nicht einrückt oder kursiviert; so entsteht ein sehr gleichmäßiges, vielleicht seriöses, gewiss weniger übersichtliches Schriftbild. Die viel gelobten Hartlaub-Sätze kommen weniger zur Geltung und lassen sich beim Durchblättern nicht so leicht aufspüren.

Gelegentlich störte ich mich kleinlich an verschachtelten oder zerdehnten Sätzen und an Lautstößen wie:

 …voraushat, hat… ist, ist…

Der Biograf Matthias Weichelt schreibt “daß”; sein Protagonist Hartlaub, so Reichelt ,

schrieb in der Regel ss statt ß

Mitunter klingt es mir zu wolkig:

Für Hartlaub sind Realität , Wirklichkeit , Erfahrung seit seiner Jugend Chiffren für etwas, was ich ihm immer wieder entzieht. Nun werden sie zur Maxime für ein menschliches und schriftstellerisches Ethos, das die Grundlage des Schreibens…

Auf Seite 180 erscheint ein Foto ohne Datumsangabe – warum? Das Aufnahmedatum entnehmen wir einer Erwähnung des Bildes auf Seite 18f. Unter ein unnötig kleines Kasernenfoto auf Seite 131 schreibt Weichelt:

Felix Hartlaub stehend hinten rechts

Da stehen jedoch, nicht unterscheidbar, drei Männer…

Ich legte das irgendwann weg.

Assoziation:

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