Ein Prix Goncourt für diesen “Roman”? Wenn ich die Seiten gar nicht berücksichtige, die ich angeödet überblättert habe, und nur die tatsächlich interessanten Seiten bewerte, dann komme ich auf vier Sterne. Es gibt ein paar bemerkenswerte Einblicke ins malaiische Seelenleben, auch wenn Henri Fauconnier (bzw. Henry Fauconnier) wohl Extreme beschreibt, und gegen Ende sogar überraschend ein bisschen Spannung. Nebenbei schildert Fauconnier – ein erfolgreicher Ãœbersee-Unternehmer und Ölpalmenpionier – aus dem Leben und Selbstverständnis der weißen Plantagenvorsteher; sie bestellen ihre asiatischen Angestellten zur Rohrstockprügelstrafe und deren Ehefrauen zum nächtlichen Gebrauch ein.
Nicht vergnügungssteuerpflichtig:
Dazwischen herrscht viel Ödnis. Dann raunt der Ich-Erzähler Mystisches, Esoterisches, selbstbespiegelnd und fad verallgemeinernd. Er verherrlicht seinen Romanfreund (der ein bisschen an Fauconnier selbst erinnert) und schließt jede zweite Bemerkung mit Pünktchen-Pünktchen-Pünktchen ab. Da wundert nicht mehr, dass Fauconnier wenig Rücksicht auf Leserbedürfnisse nimmt. So bringt er zahlreiche Gedichtzeilen in Malaiisch ohne Ãœbersetzung. Und als die Nebenfigur Smail sich “latah” fühlt, ahnen wir, dass das wichtig ist – aber was es bedeutet?
Ich habe die englische Übersetzung gelesen, die mir gut gefiel. Offenbar existiert auch eine deutsche Fassung von 1939, deren Sprache mich interessieren würde.
Freie Assoziation:
- Viele andere Malay(si)a-Bücher sind besser, so der Srengenge-Roman, der ähnlich abstrusen Aberglauben beschreibt wie Soul of Malaya, oder
- The Long Day Wanes von Anthony Burgess, eine amüsante Multikulti-Kolonialsatire.
- Gediegen aus der Kolonialzeit erzählt Somerset Maugham in vielen Kurzgeschichten, etwa im Band Far Eastern Tales, und
- das in Malaysia angesiedelte The Consul’s File ist einer der unterschätzteren Belletristik-Bände von Paul Theroux.
- Wegen malaiischer Amokiaden auch die Nachkriegs-Singapur-Bücher der Morleys, My Other Family und Nach dem Monsun
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