Rezension Lustiger Roman: Ewig zweiter (2005), von David Nicholls – 8 Sterne

Ein Schauspieler und Drehbuchschreiber, der einen Roman über einen Schauspieler mit Schreibambitionen schreibt – das klingt gefährlich. Man befürchtet distanzlose Insidergeschichten, Egotrips, selbstmitleidige Selbstbespiegelung, Ablästern über Kollegen, Werke und Alphafiguren. Es gibt ja nichts Schlimmeres als Schriftsteller, die Romane über, ausgerechnet, Schriftsteller, schreiben, womöglich noch in Berlin.

Doch bei Nicholls (*1966) steigt nie das säuerliche Gefühl auf, dass hier einer vor allem seine eigene Lebensgeschichte reinquetschen will, womöglich gar in Leipzig schreiben gelernt hat. Dieser Schauspieler und Drehbuchautor hier, David Nicholls, ist klasse.

Warum das Buch funktioniert:

David Nicholls liefert Insidergeschichten, aber nur genau so viel, dass sie die Atmosphäre verdichten und anfassbar machen. Die Gefühle des Buch-Helden, wenn er überraschend als Hauptdarsteller auf der Bühne steht und sich bei den ersten Sätzen verhaspelt: toll beschrieben, und nicht zu ausgedehnt beschrieben.

Assoziation:

  • Nicholls kann ja wohlgemerkt auch anders, er ist thematisch nicht auf sein eigenes, das Schauspiel-Metier, fixiert. In seinem Roman Keine weiteren Fragen dreht sich alles um einen Studienanfänger und das Uni-Leben; ein paar Hobbymimen tauchen nur am Rand auf. Beide Romane, Ewig Zweiter (engl. The Understudy) wie auch Keine weiteren Fragen sind  lustig, temporeich, auf den Punkt, ohne völlig zu überziehen. Ich habe viel gelacht, das gibt es bei deutschen Büchern nur selten. Allerdings, Ewig Zweiter “knallt” am Schluss nicht ganz so wie “Keine weiteren Fragen” und die Ãœbersetzung erschien mir lieblos.
  • Schauspielerei steht auch in Nicholls 2019er Roman Sweet Sorrow im Mittelpunkt, doch in einem anderen Milieu.

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