Routiniert spult das Afrikabuch Anekdoten, Pointen und Allgemeinplätze herunter: Ein schriller Weißer ermordet seine Katze und kocht sie. Auch Erlebnisse mit halbzahmen Affen oder Vögeln walzt Nigel Barley (*1947) breit fürs Publikum aus; sie scheinen teils fürs Buch inszeniert oder dramatisiert, auch der kackende Ziegenbock in der Lehmhütte, haha.
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Warum Anthropologe Barley mit abgehangenen Dritte-Welt-Malesten bei der Einreise, bei Inlandsflügen und in schäbigen Hauptstadt-Hotels beginnt, bleibt unklar – er hat doch viel besseres Material.
Aber vielleicht gehört Klischeeauswalzen zum Genre, so wie vielleicht auch die Titelbild-Karikatur mit weißem Grinsemann im Safari-Hemd, Affe und Bierflasche im Arm (Affe und Bierflasche erscheinen in den Berichten).
Erst im fünften Kapitel, auf der 38. von nur rund 151 Seiten englischem Haupttext, erreicht Barley sein Dowayo-Dorf; vorher ging es bloß um Anreise und Organisation. Kurz nach Eintreffen beginnt eine gedehnte Expedition zu langweiligen Ninga-Kamerunern, vor allem zu ihrem Bier- und Geld-gierigen Häuptling.
Weit interessanter war für mich das Kapitel “The Black-White Man” ganz am Ende: Barley trifft den Afroamerikaner Bob, der seine afrikanischen Wurzeln sucht und deshalb mit US-Frau und drei Kindern in ein kamerunisches Armenviertel zog.
Das Buch zeigt einige sehr schlecht reproduzierte SW-Fotos mit genauen Erläuterungen pro Bild. Ein Bild zeigt auch “skulls covered with blood and excrements at a skull ceremony” – zum Glück ebenfalls sehr schlecht reproduziert. Man fragt sich, wie viel Forschung und Geld solches Verhalten verdient.
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Manchmal schreibt Barley – weißer Exkolonialmann – natürlich politisch inkorrekt, die Verlagsangestellten sollten auf der Straßen dagegen streiken, etwa wegen dieser Stelle:
many Dowayos are, to a European mind, goatily malodorous
Doch nicht mal Katharina Granzin in der taz prangert es an.
Oft bezeichnet Barley Kamerun als Westafrika, dann ist es Zentralafrika, und nie wird klar, worauf Barley diese Verallgemeinerung stützt – was außer in Kamerun kennt er?
Freie Assoziation:
- Nigel Barleys Vorgängerband aus Kamerun, Traumatische Tropen (beide Bücher beginnen und enden mit ödem Bürokratie-Stress, pflegen Schenkelklopfer-Humor; nur Raupenplage zeigt Fotos); Barleys Ceremony: An Anthropologist’s Misadventures in the African Bush (1984)
- Nigel Barleys Indonesien-Bericht Hallo Mr. Puttyman, engl. Not a Hazardous Sport (1989), auch das beginnt mit langen Anreise-Anekdoten
- Ethnologin Heike Behrend allein in Ostafrika: Menschwerdung eines Affen (Barley taucht kurz in Behrends Endnoten auf)
- Die platten Anekdoten eines anderen Engländers über Afrika in Nicholas Bests Happy Valley
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