Rezension Reisebuch: Indonesien und so weiter, von Elizabeth Pisani (2014, engl. Indonesia etc.) – 8 Sterne – mit Presse-Links

Thailand

Fazit:

Wenn auch nicht ganz homogen, so doch ebenso unterhaltsam wie informativ: dies ist eins der besten Hot Country-Bücher, die ich kenne.

Pisani schreibt warmherzig, intelligent und witzig ohne Schmalz und Verklärung, dabei mit verblüffenden Ausdrücken und Vergleichen (ich kenne nur das englische Original und kann die Eindeutschung nicht beurteilen). Statistisches und Geschichtliches mit Tiefgang flicht Pisani mühelos ein.

Mittendrin statt nur da:

Pisani besucht überwiegend abgelegenste Inselchen oder weniger bekannte Orte auf Sumatra oder Papua. Sie spricht wohl perfekt Indonesisch und übernachtet fast immer bei Privatleuten – Bauern, Lehrern usw. Pisani vermeidet jegliche Touristenziele: Bali, Jogjakarta, Bandung, Toba-See, Vulkangipfel oder Nationalparks erscheinen praktisch gar nicht, außerdem erfährt man nichts über Hotels, Sehenswürdigkeiten oder geeignete Reisezeiten. Einiges hört man jedoch von langen Stunden in Bus und Schiff.

Um 1990 war Pisani bereits als Reuters-Journalistin in Jakarta, etwa zehn Jahre später noch einmal als Gesundheitsberaterin der Regierung; auch in diesen Phasen reiste sie schon zu den entferntesten Ecken des Indoreichs. Und aus dieser Zeit hat Pisani ebenfalls viel zu erzählen – von Ministern bis zu Aids-kranken Ladyboys. Zudem besucht sie einige Orte und Bekannte wieder, die sie Jahrzehnte nicht gesehen hat.

Im Grund ist dies kein Reisebuch, denn nach ein, zwei Seiten Dorfimpressionen kommt Pisani auf allgemeinere Themen – Korruption, Regierungssystem, Wirtschaftsklima, Umwelt, Ethnien, staatliche Unternehmen, Geschichte, Rolle der Javaner usw. Das erläutert Pisani dann mit vielen Beispielen aus allen Teilen des Archipels. Erst viel später springt sie – vielleicht – wieder zu ihrem ursprünglichen Ort zurück.

Zwar bildet die einjährige Indonesien-Reise 2011/12 die Basis für das Buch; doch der Eindruck einer kontinuierlichen Reise entsteht nicht, eben weil Pisani laufend zu anderen Themen und früheren Aufenthalten schwenkt und auch Zwischenstops in Jakarta einlegt.

Assoziationen:

  • Pisanis Aufgehen in der indonesischen Gesellschaft vom Bauern bis zum Minister, ihre abenteuerlichen Reisewege und Aufenthalte in entlegenen Dörfern, erinnern oft an das Leben der Barack-Obama-Mutter Stanley Ann Dunham, die Jahrzehnte als Anthropologin und Entwicklungsmanagerin in Indonesien verbrachte. Dunham hätte ein ähnliches Buch wie Pisani schreiben können – ihre Notizen legen nah, dass sie solche Pläne hatte.
  • Nigel Barleys platterer Indonesien-Bericht Hallo Mr. Puttyman (1989, engl. Not a Hazardous Sport)
  • In den Reportage-Teilen erinnerte mich Pisanis Buch an Begrabt mich aufrecht von Isabel Fonseca (1995) – beide Autorinnen bereisen entlegene Gebiete, wohnen wochenlang bei Einheimischen und schreiben sachkundig, liebe- und humorvoll.

Kritiken:

New York Times:

For the most part, she remains content to drift back into anecdotes rather than pull them together…

Tony Wheeler (Lonely Planet-Gründer):

A totally riveting read and a wonderful investigation of how and why Indonesia works…

Pankaj Mishra im New Yorker:

Exuberant and wise… Pisani is an exceptionally resourceful observer…

Reisebuch.de:

wünschte man sich oft noch mehr Informationen, mehr Hintergrundwissen, Statistiken und historische Analysen. Doch diese werden oft nur angerissen

The Guardian:

She is relentlessly curious and able to strike up not just conversations but entire friendships with a range of people…

Kirkus Reviews:

She unearths interesting material about the surprising, delightful and frequently bewildering spectacle of adat—a prideful tradition

Financial Times:

her insistence on “just saying yes” to new experiences can give her the air of a worthier-than-thou backpacker

The Economist:

Probably the best ((general book on Indonesia))… beautifully written, richly entertaining… Her erudition is never dull…

New Mandala:  

Her language is often colourful… this is not a dour book. It is her impish humour that is infused throughout that will draw readers in and keep them going

Los Angeles Review of Books:

A rollicking good adventure that knits together a complex of stories and insights… many intimate portraits and moments


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