Filmkritik: Jenseits von Afrika (1985, mit Meryl Streep, Robert Redford) – 7 Sterne – mit Video

Robert Redford spielt einen gutaussehenden Kleiderständer, auch Meryl Streep agiert eher unterkühlt – die meisten Gefühle schienen in ihrer deutschen Synchronstimme zu liegen. Mehr Ausstrahlung zeigt Klaus Maria Brandauer. Immerhin drückt hier niemand auf die Tränendrüse, weder Schauspieler, Autor noch Komponist. Es gibt viele coole Dialoge und einige fast zusammenhanglos gesprochene Sätze, die deswegen besonders bedeutungsschwanger und künstlerisch wertvoll klingen.

Natürlich gibt es schöne Landschafts- und Tierszenen, einige Begegnungen mit Löwen dabei sehr dramatisch. Der vielfach Oscar-prämiierte Film ist ausgesprochen lang und ruhig – keine hektischen Schnitte, keine dramatischen Schwenks, keine Jumpcuts, Zeitraffer und wenig Zeitlupe. Damit wirkt Jenseits von Afrika (engl. Out of Africa) liebenswert altmodisch und entspannt, fast schon getragen (Regie Sydney Pollack).

Frei wiedergegeben wird das afrikanische Leben der dänischen Schriftstellerin Tania Blixen (1885 – 1962, auch als Karen Blixen oder Isak Dinesen bekannt, in Afrika von ca. 1913 bis 1931). Die Autoren verwendeten nicht nur Blixens Memoiren Jenseits von Afrika, sondern auch die weit ergiebigeren Blixen-Biografien von Judith Thurman und Erroll Trzebinski. Thurman arbeitete auch beim Dreh mit, erdachte die Haarwasch-Szene am Fluss und redet auf der Bluray im Beifilm Song of Africa.

Dennoch wurden einige wichtige Details geändert, so Blixens Ankunft in Afrika und – überraschend – eine Szene gegen Ende, in der die Hauptfigur eine wichtige Nachricht erhält. Die historische Figur Beryl Markham wurde offenbar aus rechtlichen Gründen in Felicity umbenannt – zum Zeitpunkt des Drehs lebte Markham freilich noch, und zwar nah am Drehort in Nairobi, Kenia (laut Markham-Biografin Errol Trzebinski lasen einige Filmteam-Mitglieder Markhams Memoiren West with the Night und bemühten sich um Markham-Signierungen, Markham sei jedoch grantig gewesen). Wie bei vielen Literaturverfilmungen und Biopics versteht man den Film viel besser, wenn man schon Hintergründe und/oder das zugrundeliegende Werk kennt.

Im Vergleich zu den historischen Blixen-Biografien wirkt der Film Jenseits von Afrika wie eine alte Schlagerschnulze. Der Beifilm Song of Africa (je nach DVD oder Bluray offenbar unterschiedlich lang) erzählt ein wenig vom Dreh, aber vor allem sehr schmalzig von Blixens Leben.

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