Seit 2011 gibt es auf La Réunion viel mehr Hai-Angriffe auf Surfer als früher. Die 97minütige Arte-Doku von 2014 zeigt Wissenschaftler, Bewohner, Fischer, verstümmelte Opfer.
Wir verfolgen, wie die Forscher den Haien waghalsig Sender unter die Bauchdecke pflanzen. Väter sprechen über ihre getöteten Söhne. Der TV-Bericht liefert reichlich sehenswerte Unterwasseraufnahmen wie auch packende Luftbilder der wunderschönen Insel östlich von Madagaskar.
Zu oft der Falsche im Bild:
Zufrieden war ich dennoch nicht: Öfter als Forscher, Politiker oder Fische erscheint der Journalist Laurent Bouvier. Er lächelt seine Interviewpartner an, er sitzt mit Notizen am Cafétisch, er pilotiert seinen Jeep zum nächsten Ort, er blockiert Platz auf einem engen Forscherboot – aber Bouvier trägt in keiner Weise zur Handlung bei (außer dass er einmal Fischern zur Hand geht).
Passend zu dieser ordentlich gefilmten, aber zutiefst verstörenden Omnipräsenz ist das häufigste Wort im Film: „Ich“. Bouvier sagt unentwegt: „Ich spreche mit…“, „ich beschließe…“, „ich muss…“, „ich erkenne…“ – der Mann hat Selbstbewusstsein.
Wie unangenehm:
Besonders peinlich wird Bouvier beim Besuch eines Hai-Opfers: Der Surfer verlor ein Bein und einen Arm. Vorab erzählt Bouvier aus dem Off, wie unangenehm ihm dieser Besuch ist.
Wir sehen, wie Bouvier verzagt auf die Tür zugeht und klingelt. Dann erzählt der Mann, doch das Bild wechselt immer wieder zum mitleidig-verständnisvollen Blick des Journalisten. Zu den Lebensumständen des entstellten Opfers, Beruf, Kontakte auf der Insel – dazu kein Wort. Bouvier betont lieber seinen Mit-Schmerz (Regie Rémy Tezier).
Diese Überbetonung des Berichterstatters stört mich in vielen Dokumentationen, besonders bei reinen TV-Produktionen: Der Bericht über die Sache wird manchmal zum Bericht über das Berichten bzw. den Berichtenden.
Immerhin, für Artes Haie-Doku gilt: Die Schnitte sind nicht zu hektisch, die Musik ist nicht zu aufdringlich und Bouvier spricht nie direkt in die Kamera, sondern aus dem Off, zudem ohne wichtigtuerischen Tonfall. Doch die Übersetzung gefiel mir an mehreren Stellen nicht: Neben einigen Schwächen gab es nicht erklärte Fachbegriffe wie Apnoe-Taucher oder pelagische Fische.
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