Die Kamera begleitet Peter Maffay 2013 bei Bandproben, Konzerten, Videoaufnahmen und beim Besuch seiner Stiftung in Rumänien. Neben Maffay hören wir vor allem seine Frau Tania und seinen Gitarristen Peter Keller.
Die ARD schreibt über ihren Film:
“Regisseur und Musikveteran Hannes Rossacher kennt Maffay seit den späten 70er-Jahren persönlich und schafft auch durch diese private Verbundenheit einen sehr persönlichen Blick auf dieses spannende Jahr im Leben des Künstlers.”
Embedded journalism nennt man das: Rossacher schafft so nicht nur einen sehr persönlichen, sondern auch einen sehr unkritischen, ja lobhudelnden Blick.
Immer nur das Beste:
Alle sagen unentwegt nur das Beste über Maffay – seine Musiker, seine Frau, die Stiftungsmitarbeiter, sogar die Fotografen und Filmer himmeln ihn an. Musikkritiker und Exfrauen kommen nicht zu Wort.
Nur Maffay selbst darf Maffay kritisieren, so setzt er sich vorsichtig von einigen Projekten der 70er Jahre ab. Sein harter, arrogant selbstbewusster, selbstgefällig-schnodderiger Ton ist schwer zu ertragen (wenn auch harmlos im Vergleich zu Udo Lindenberg).
Mit einer hochglanz-polierten Harley-Davidson und Nachttopf-Sturzhelm fährt Maffay bei einer Kapelle vor, die zum Gedenken an seine Mutter entstand. Die Kamera zeigt ihn dann betend.
Ein Künstler, dem er sich verwandt fühlt: Bruce Springsteen.
Auch ein anderer deutscher Pop-Darsteller kommt in Erinnerung: Joschka Fischer bramarbasiert mitunter so aufdringlich wie Maffay. Und Fischers wohl erfolgreichstes Buch heißt Mein langer Lauf zu mir selbst (bei Amazon.de). Maffay selbst nennt ein Lied Auf dem Weg zu mir (Video auf YouTube), seine Biografie (Amazon) heißt so und auch dieser TV-Bericht. Man sieht, worum die Herren kreisen.
Vergleich mit der Udo Jürgens-Doku:
Ebenfalls 2014 brachten ARD, Arte und Co. die Doku Der Mann, der Udo Jürgens ist (Arte-Seite inkl. Video). Jürgens ist 15 Jahre älter als Maffay und wirkt so völlig anders – Grandseigneur (fast schon) statt Rockbengel. Auch die Musik klingt im Vergleich zu Maffay abgerundet und mit Bedacht arrangiert; textlich sind beide schwach.
Die Udo Jürgens-Doku selbst ist sicher kein Highlight. Aber sie lässt – anders als der Maffay-Bericht – Zwischentöne zu, bringt kritische Statements von Bruder, Kindern und Ex-Frau und erscheint nie glorifizierend.
Zurück zur Maffay-Sendung:
Es verblüfft nach aller Beweihräucherung fast, dass dieser drahtig energiegeladene, unbeirrt von sich überzeugte Mann zeitweise interessant erzählt, pfiffige Vergleiche bringt, Belesenheit offenbart und künstlerisch kaum eine Mühe scheut – selbst wenn das Ergebnis den Aufwand nicht unbedingt ahnen lässt.
Die Dokumentation zeigt auch seine zwei aktuellen Texter, bewusst ein Mann und eine Frau mit unterschiedlichen Stärken. Doch die Zeilen, die Maffay im Film reichlich zu Gehör bringt, klingen so nebulös wie ehedem. Auch musikalisch bleibt der Vortrag reizlos.
Vorsicht: Die Doku heißt Peter Maffay – Auf dem Weg zu mir. Unter diesem Titel gibt es nicht nur ein einzelnes Maffay-Lied, sondern auch eine gedruckte Biografie, die offenbar nichts mit dem TV-Bericht zu tun hat.
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