-
Heftkritik: Globetrotter Magazin Frühjahr 2023 (Ausgabe 29)
Im neuen Globetrotter Magazine Frühjahr 2023 vermisse ich Deutsch, Bindestriche und mehr. (Ich meine die Ausgabe 29 auf Papier, hier online.) Reden die im Laden auch so? In einem herausgehobenen Zitat sagt „Redakteur Globetrotter Magazin“ Morris Shepherd allen Ernstes (S. 87): Ein schön designter und allein tragbarer Midlayer ist der Doppelagent im Zwiebelprinzip. Nee, ist klar, Herr Redakteur, ein Midlayer als Doppelagent im Zwiebelprinzip. Nachhaltig mit Allrad Das Heft erscheint mit „CO2-Kompensation“ und blauem Engel auf FSC-„Papier aus Recyclingmaterial“; auch die Druckerei ist „FSC®-zertifiziert“ (jew. S. 146). Der Leitartikel auf Seite 3 feiert „besonders nachhaltige Produkte im Globetrotter Sortiment“; die Beiträge innen handeln vom Radeln und Wandern. Und die Anzeigen?…
-
The Pre-Booked Taxi from Don Muang to Jomtien [Report in English]
At Phitsanoluk airport, in upcountry Thailand, I may finally board the plane to Don Muang, Bangkok’s domestic airport. We are one hour delayed. Just when i find my seat, my phone rings: the pre-booked taxi driver in Bangkok calls and asks where I am in Don Muang. I have to tell him that my delayed plane has not even started and that I would touch down only an hour later. He has obviously not checked for delays online. * I booked the taxi trip Don Muang airport – Jomtien with a reputable agency by email. It seems to be this agency’s preferred mode, rather than an online form. I write…
-
Touristing in Provincial Northern Thailand – Not Bicycle-Related (20 pics) [Report in English]
Hey, we have the same age! My landlady in this three room B&B takes a picture of my passport, as usual in Thailand. She notes my damaged travel bag and helps me find a repair service. Then she disappears for days. I’m alone with the housemaid. When the landlady re-appears, she says Hey, we have the same age! I saw it on your passport picture. But don’t worry, you are still 3 months older than me. Then she asks But what about your health? The housemaid told me you have a lot of medicine in your room. I explain that the medicine was bought prescription-free and cheaply in Bangkok for…
-
Bicycle Day-Touring in Provincial Northern Thailand (20 pics) [Report in English]
Yet another puncture in the forest. I have a pump by now with me, but the inner tube doesn’t hold air for 2 minutes. The Puncture and Friendly Thais So, on a paved road I walk my bicycle towards the next village about 1 km away. In my experience, every northern Thai village has a motorcycle garage that will also fix bicycles. A service truck passes me on its way into the forest. A little later the service truck passes me again, now in my direction, and stops right in front of me. The driver jumps onto the truck bed and shuts something that can only mean, Come heave your…
-
Belletristik, Buch, Deutschland, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Reise, Reisebuch, Sachbuch
Kritik: Nolde und ich. Ein Südseetraum, von Hans Christoph Buch (2013) – 3/10 Sterne
Wie monetarisiert man die 2012er Teilnahme an einer ornithologischen Gruppenreise nach Papua-Neuguinea? Man erfindet ein paar Kapitel über die historische Tropenreise eines berühmten Malers und verschneidet diese Fiktion mit eigenen Tagebuchstichwörtern. Wenn man damit in der renommierten Anderen Bibliothek landet, muss es gut sein. Vielleicht findet Buch sein Buch lässig, ich finde es nachlässig. Amazon-Werbelinks: Hans Christoph Buch | Emil Nolde | Südsee Wahrheit und Dichtung: Hans Christoph Buch (*1944) mischt vier historische Kapitel fast unverbunden mit zwei kürzeren Kapiteln Reisetagebuch aus 2012, insgesamt nur rund 123 Seiten. Die historischen Kapitel über Ada und Emil Nolde sowie „Queen Emma“ sind fiktionalisierte Biografie – Details könnten erfunden sein, aber man weiß…
-
Kritik: Thailand – der Norden, von Sandra Wohlfart (Michael Müller Verlag, 1. Auflage 2022)
Dies ist die 1. Auflage von Oktober 2022, und eine erste Auflage ist nie ideal (ich war vor Ort Dez-Januar 2022-23). Auf jeden Fall liefert das MM-Buch mehr Inspiration für Nordthailand als die anderen, auch englischen Reiseführer, die auf ähnlich vielen Seiten das ganze große Thailand behandeln und sich teils auf die überfüllten Strände konzentrieren. Amazon-Werbelinks: Thailand-Reiseführer | Michael-Müller-Reiseführer | Südostasien Formulierungen, Reiseführer-Deutsch: Ausdrücke wie „der Tempel auf der anderen Seite des Museums“ in Nan-Stadt sind völlig unklar, auch wenn die Karte im Buch die Sache klärt; bitte generell Himmelsrichtung angeben wie „direkt östlich vom Museum“ (so wie grundsätzl. im Lonely Planet) oder mindestens einen Bezug wie „auf der anderen…
-
Buchkritiken: 84 Charing Cross Road (1970) & Die Herzogin der Bloomsbury Street (1973), von Helene Hanff – 7/10 Sterne
84, Charing Cross Road ist ein kauziger, zunehmend persönlicher Briefwechsel zwischen der exzentrischen, buchversessenen Helene Hanff in New York und einem Londoner Antiquariat zwischen 1949 und 1969. Er spielte sich angeblich wirklich so ab. In der Fortsetzung Die Herzogin der Bloomsbury Street berichtet Helene Hanff (1917 – 1997) in Tagebuchform von einer Bildungs- und Publicity-Reise nach London Beide Bücher sind witzig, kurz, gründen angeblich komplett auf Tatsachen; mein englisches Taschenbuch bringt sie in einem einzigen, dünnen Band. Amazon-Werbelinks: Helene Hanff 84, Charing Cross Road (1970, 7/10): 84, Charing Cross Road brachte mich in der ersten Hälfte oft zum Lachen. Brief für Brief entsteht eine transatlantische, ungewöhnliche Freundschaft; man bespricht allmählich…
-
Wandern + Radeln in Oberbayern abseits der Hauptwege – Erfahrungen 2022
Der bayerische Wald: …hat meist eine tieftraurige Gestalt: Auf dem Weg von 700 oder 800 NN hoch in Richtung Gipfel durchwandert man trostlosen Fichten-Stangerl-Wirtschaftsforst, ein Verhau aus gefällt herumliegenden Bäumen, dürren Fichten, Wackermännern, dazwischen derb breite Rücke-Spuren von Gefälltem und schwerem Gerät. Hier und da einsame Buche, Bergahorn oder Eiche und ganz viel mickriger, opportunistischer Sekundärwald in Kahlschlagbereichen. Bäche sind begradigt, befestigt, von Staustufen geknickt. Man geht teils nicht über lauschige Waldwege, sondern über breite, steinige „Forstautobahnen“, gegen die schon protestiert wird (Lokalpresse). Theoretisch kann man den Wald überspringen und per Seilbahn direkt zu den Gipfeln gondeln. Doch die Bergstationen sind unerträgliche Rummelplätze; und die Seilbahnen kosten; und sie verkehren…
-
9-Euro-Ticket: Mein 9-Euro-Sommermärchen 2022
Ich genoss die ganz große Freiheit: Allerlei Bahnen und Busse planen und kombinieren, nicht über Verkehrsverbünde und Gültigkeiten nachdenken (wie oft hatte ich mir schon Tickets online gekauft, die dann nicht vor 9 Uhr galten, obwohl ich explizit eine Reise um 8 Uhr gesucht hatte) Einfach weiter fahren als geplant oder früher aussteigen als geplant (ich plane immer und genau, weiche aber auch gern ggf. davon ab bzw. plane mehrere Optionen je nach Wetter, Stimmung, Andrang, Eindruck) Nicht zu Auto oder Fahrrad zurückkehren, sondern wandern oder radeln, soweit Lust, Energie und Tageslicht reichen, und dann irgendwo ein Öffi nach Hause besteigen. In vollen Zügen: Nein: Die Züge der Bayerischen Regiobahn…
-
Online-Dating mit Asiatinnen – Die besten Tipps für Dein Profil, Euer Chat, das erste Date
Stand Januar 2022 | © fully copyrighted © | see English version Hier folgen Tipps zum Online-Dating mit Südost-Asiatinnen, u.a. Thailänderinnen und Filipinas. Es geht um ernsthafte Beziehungen, nicht um schnellen Aufriss. Links zu den Kapiteln: Einige Webseiten für für Online-Dating mit Asiatinnen Zu heiß, um wahr zu sein – Betrug vermeiden Dein Dating-Profil – der Text Dein Dating-Profil – die Bilder Strategie fürs Online-Dating Ihr Dating-Profil Ihre Kommunikation So macht man(n) sich beliebt im Text-Chat oder beim 1. Date Vermeide dies im Chat oder beim 1. Date Videotelefonate Landessprache und Regionalsprache Beim ersten Date Eifersucht und Drama Reiseplanung Eigene SIM-Karte vor Ort Besonderheiten in Thailand Besonderheiten auf den Philippinen…
-
Online-Dating with Asian Ladies – The Best Tips for Your Profile, Your Chat, Your First Date
Updated January 2022 | © Fully Copyrighted © | Deutsche Fassung This is about online dating with Southeast-Asian ladies, including Thai women and Filipinas, concentrating on serious longterm relationships, not on short flings. Links to the sections: Some Websites for Online-Dating with Asians Too Hot to Be True – Avoiding Scams Your Dating Profile – the Text Your Dating Profile – the Images Strategies for Online Dating Her Dating Profile Her Communication GOOD Things for Your Chat and for Your First Date BAD Things for Your Chat and for Your First Date Video Chat National Language and Regional Language At the First Date Jealousy and Drama Travel Planning Your Own…
-
Kritik Indonesien-Buch: Hallo Mr. Puttyman bzw. Auf den Spuren von Mr. Spock, von Nigel Barley (1989, engl. Not a Hazardous Sport bzw. Toraja) – 6 Sterne
Nigel Barley beginnt sein Indonesien-Buch weitschweifig mit Reisegedöhns: The equipment laid out on the bed… How many shirts? How many pairs of socks? …a cheap ticket… the broken lavatories of the airport… Heute hier, morgen dort: Ja, wir hören auch länger vom Flughafen Moskau, und Barleys ursprüngliches Flugticket aus einer dubiosen Quelle platzte. Das ist doch eine Zumutung für den Leser, wenn auch routiniert flüssig geschrieben (ich kenne nur das englische Original und kann die deutsche Fassung nicht beurteilen). Und weiter schleppt sich Barleys Bericht von Haltestelle zu Haltestelle: Nach dem Flughafen Moskau kommt die Zwischenstation Singapur. Dann Zwischenstation Jakarta. Dann Busfahrt Jakarta-Surabaya. Dann Zwischenstation Surabaya. Dann Fähre Surabaya-Sulawesi. Zwischen-Aufenthalt…
-
Kritik Afrikabuch: Die Raupenplage, von Nigel Barley (1983, engl. Plague of Caterpillars) – 7 Sterne
Routiniert spult das Afrikabuch Anekdoten, Pointen und Allgemeinplätze herunter: Ein schriller Weißer ermordet seine Katze und kocht sie. Auch Erlebnisse mit halbzahmen Affen oder Vögeln walzt Nigel Barley (*1947) breit fürs Publikum aus; sie scheinen teils fürs Buch inszeniert oder dramatisiert, auch der kackende Ziegenbock in der Lehmhütte, haha. Nigel Barly bei Amazon (Werbe-Link) Warum Anthropologe Barley mit abgehangenen Dritte-Welt-Malesten bei der Einreise, bei Inlandsflügen und in schäbigen Hauptstadt-Hotels beginnt, bleibt unklar – er hat doch viel besseres Material. Aber vielleicht gehört Klischeeauswalzen zum Genre, so wie vielleicht auch die Titelbild-Karikatur mit weißem Grinsemann im Safari-Hemd, Affe und Bierflasche im Arm (Affe und Bierflasche erscheinen in den Berichten). Erst im…
-
Buchkritik: Frau im Dunkeln, von Elena Ferrante (2006) – 6 Sterne – mit Video
Das Buch spielt gutteils in einem süditalienischen Küstenort im Sommer, oft im Strandbad, es gibt eine neapolitanische Großfamilie – doch Italienità gibt es nicht. Eher zeigt der schmächtige Roman das wehleidige Kreiseln einer 47jährigen um sich selbst: sie mit ihren Kindern heute und einst, sie damals mit ihrer Mutter, sie mit Strandnachbarn (v.a. Mütter und Töchter), Psychogedöhns, drei Schwestern hat sie auch noch, wohl ein Frauending. Drum (?) geht’s auch um Schönheit, die Ich-Erzählerin ist der festen Überzeugung, ich sei hässlich, ich dachte, meine Mutter ist schön und ich nicht. Heulheul. In der Jetztzeit und in vielen langen Rückblenden bringt die Ich-Erzählerin, eine verbitterte Krampfhenne, immer neue Beispiele ihrer abstoßenden…
-
Annehmbar, Auswandern, Buch, China, Historisches Buch, Hot Country Entertainment, Reisebuch, Sachbuch
Über den Reisebericht von W. Somerset Maugham, Das Lied des Flusses (1922, engl. On a Chinese Screen)
Somerset Maugham auf Amazon (Werbelinks): allgemein | Kurzgeschichten | Romane | englisch Auf Amazon (Werbelinks): Bücher zu Hongkong | Südostasien | China Der schmale Band enthält 58 kurze, unverbundene Eindrücke von der China-Reise, die Maugham 1919 unternahm. Jedes Stück ist nur ein bis drei Seiten lang. W. Somerset Maugham (1874 – 1965) portraitiert wenig Chinesen, sondern vor allem europäische Diplomaten, Seefahrer, Kaufleute, Missionare. Einmal schildert er nur, wie er auf einem Sessel in ein Dorf und in eine Pension getragen wird. Die Einzelteile haben nichts miteinander zu tun und oft wird der Ort nicht genannt. Das klingt schon distanziert, und dazu pflegt Maugham einen schnöseligen, snobistischen Ton; er redet gern…
-
Belletristik, Buch, Deutschland, Filmbuch, Gut, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Philippinen, Reise, Reisebuch
Kritik Drehbuch: Manila, von Bodo Kirchhoff und Romuald Karmakar (1998) – 7 Sterne – mit Video
Hin im Bumsbomber, zurück im Tripper-Clipper: In diesem Drehbuch warten ein paar Deutsche am Flughafen Manila auf ihre Maschine nach Frankfurt. Sie reden zynisch vulgär über Sexkauf auf den Philippinen und Live-Enthauptung in Saudi-Arabien. Die Dialoge haben was, wenn man sich für Asien-affine Bumsprolls interessiert, Ballermann verschärft. Kurzweilig auch die vielen Schwenks zwischen den Unterschauplätzen – Wartehalle, Klos, Bar mit wechselnden Untergruppen. Die Figuren sind scharf beobachtet und wirken lebensnah. Einige Figuren passen in schnelle Schubladen: Geschiedener Ex-Mercedeshändler, Ossi-Bildungsbürger, Expat-Kneipier, Sextourist mit Elektroladen, weitgereiste Journalistin. Drei auf den Philippinen Geborene sind auch dabei: eine Klofrau, eine Prostituierte und ex-Prostituierte, jetzt Friseuse, also ein Querschnitt der Bevölkerung. Bodo Kirchhoff bei Amazon…
-
Romankritik: Ein Sommer, von Vincent Almendros (2015) – 7 Sterne
Im Sommer: Zwei jüngere Paare auf einem Segelboot zwischen Napoli und Capri, alte Beziehungen flackern neu auf, es wird drückend und angespannt. Vincent Almendros (*1978) schildert Klima und Gerüche fast zu aufdringlich: Mir war heiß, die Luft war schwül. Diese sieben Wörter schwängern bedeutungsvoll einen kompletten Absatz auf Seite 79 der rotgekleideten Wagenbach-Ausgabe. Auch eine Badeszene klingt übertrieben (S. 42-44): Nackt stand sie jetzt vor mir. ((…)) Der helle Mondschein funkelte auf den Wellen. ((…)) Das Wasser war sanft, fast lau ((…)) jene Lichter, die mich führten wie winzige Unterwasserglühwürmchen. Ansonsten erzählt Vincent Almendros knapp, verzichtet auf Überflüssiges, immer wieder springt die Handlung stückchenweise in kleinen Jump Cuts. Laut taz…
-
Reif für die Inseln. 4979 Kilometer Gegenwind: Radeln in Neuseeland (Fragment, 1995) [Story auf Deutsch]
Gefälle voraus. Juchuh, denkst du, jetzt nur noch tief durchschalten, dann lassen wir es sausen. Du schiebst dich über die Kuppe und spürst schon die Beschleunigung… Doch dies hier ist Neuseeland: Die Topographie mag dir geneigt sein – die Winde sind es nicht. Wwwwusch – du rauschst vor eine unsichtbare Wand. Es verschlägt dir den Atem. Gegenwind, wieder mal. Du stemmst dich gegen die himmlischen Kräfte, schaltest runter, strampelst in einem lächerlich kleinen Gang gen Tal. Ein paar Schafe nebenan stecken ihr zotteliges Hinterteil in den Wind und lassen sich durchpusten. Geduckt kämpfst du dich vorwärts, geduckten Gräsern und Büschen entgegen. Mein Kampf mit den Elementen des Fünften Kontinents beginnt…
-
Der Marathon-Mann (1997) [Story auf Deutsch]
7404 Kilometer radelte ein Königsdorfer von seinem Heimatort bis zum Nordkap und wieder zurück. Die Tour führte durch sechs Länder und dauerte drei Monate. Hans D. Blog berichtet von drastischen Temperatur- und Stimmungsschwankungen (1997). Immer, wenn der Sommer naht, spürte Hans D. Blog das Fernweh nagen: Mit dem Fahrrad in die Mitternachtssonne Skandinaviens aufbrechen, dieser Traum blieb viele Jahre unverwirklicht. Heuer war es soweit: Hans D. Blog, als Freiberufler mittlerweile unabhängig von Urlaubsanträgen und Cheflaunen, verließ Königsdorf in Richtung Nordkap – auf dem Rad. Die Anfangseuphorie verblaßte gleich nach drei Tagen – im Thüringer Wald. Hans D. Blog: ,,Daß das ein äußerst bergiges Skigebiet ist, hatte ich nicht geahnt.“…
-
Avec Plaisir [Story auf Deutsch]
Avec Plaisir oder Mein Kampf / Ein Stück Ort: – gediegener Frühstückssaal einer gediegenen Landpension in den frz. Pyrenäen Personen: – älteres deutsches Ehepaar – schmieriger deutscher Reiseradler, von Spanien her gekommen – frz. Kellnerin Älterer Ehemann: Also, wir hätten damals den Krieg gegen den Franzosen gewonnen, wenn – Schmieriger Reiseradler (tritt ein): Bon jour. Älterer Ehemann: Bon jour! Ältere Ehefrau: Bon jour. Älterer Ehemann: Also, damals gegen den Franzosen, wir hätten den Krieg gewonnen, wenn – Kellnerin (tritt ein): Bon jour! Schmieriger Reiseradler: Bon jour. Älterer Ehemann: Bon Jour! Ältere Ehefrau: Bon jour. Älterer Ehemann: Nicht wahr, den Franzosen hätten wir besiegt, wenn – Kellnerin…
-
Reportage: Einzelwandern im Everest-Gebiet (1984) [Story auf Deutsch]
Wie bitte – ins Everestgebiet für zehn Mark am Tag? Indes, wer gern mehr mit Sherpas zu tun haben möchte und Kartoffelgerichte grundsätzlich mag, sollte tatsächlich den Agenturen absagen und auf eigene Faust lostrekken. Denn Khumbu, das Land um den höchsten Berg, ganz im Osten Nepals, bietet alle Möglichkeiten für Einzelreisende. Hans D. Blog machte sich auf den Weg; seine Wanderung beginnt am Airport von Kathmandu. Die 19sitzige Twin Otter der Royal Nepal Airlines knattert über tief gefurchtes Hügelland unter weißen Tupfen. Dann im Norden: die Himalaya-Hauptkette. Grau-schwarz-weiß gemusterte Sechstausender ragen schroff und souverän aus dem Wolkenmeer, markieren die Grenze zu Tibet. Die Tür zum Cockpit steht offen; durch…
-
Balkoniada [Story auf Deutsch]
Helmut saß auf dem Balkon eines Billighotels in Delphi, Griechenland, und schälte sich eine Kreta-Orange. Dabei dachte er über seinen bisherigen Round-the-World-Trip nach: Frankfurt, New York, Los Angeles, Honolulu, Sidney, Jakarta, Delhi (mit Abstecher nach Katmandu), Athen. Packende Städte. Wunderschöne Landschaften. Sechs Monate. Immer allein. Die Sonne sank hinter die mächtigen Gipfel des Parnassos-Gebirges. Helmuts Blick ging über die Dächer von Delphi hinweg ins Tal, 600 Meter tief, über ein Meer von Olivenbäumen, dahinter die Hafenstand Itea und die stillen Wasser des Golfs von Korinth. Zu viele Touristen hatten sich mit Helmut auf dem Ausgrabungsgelände gedrängelt, und heiß war der Tag auch gewesen. Helmut glühte regelrecht nach. Er fühlte sich…
-
Filmkritik: Paradies: Liebe (2012) – 7 Sterne – mit Video
Vier füllige Österreicherinnen lachen sich im Kenia-Strandurlaub junge, gutgebaute Afrikaner an. Sie wollen an Liebe glauben, werden aber laufend zum Zahlen gedrängt. Ulrich Seidls Film wirkt einerseits sehr dokumentarisch, auch weil er auf jeden Glamour und auf Hintergrundmusik verzichtet; die Gesichter, die Körper, die Innenräume, die Regungen könnten nicht durchschnittlicher sein. Es gibt auch keine besonders cleveren Dialoge oder dramatische Wendungen. Wir beobachten scheinbar Hauptdarstellerin Margarethe Tiesel und ein paar Wiener Freundinnen beim Sexurlaub. Tatsächlich wird aber ein Drehbuch abgespult (Co-Autorin Veronika Franz). Und die Kamera zeigt immer wieder perfekt arrangierte Szenen in sehr statischen, geometrischen Einstellungen: vier Frauen im Liegestuhl, Phalanxen von afrikanischen Strandverkäufern. Die Kamera zeigt zudem viel…
-
Buchkritik: Bangkok Days, von Lawrence Osborne (2009) – 4 Sterne
Das Bangkok-Buch beginnt mit fast vorhersehbaren Themen: Alte weiße Männer in schäbigen Wohnklitschen und Klamotten – „in baggy pants, a crinkled shirt… espadrilles“… „undescribably shabby and old now“… „paunchy and mottled“ (während wir von Autor Lawrence Osborne nur Dandy-Fotos im Anzug kennen); dazu Bars und eine Prostituierte für mehrere Nachbarn. Sie ist eine der ganz wenigen Thais im Buch mit Persönlichkeit. Die anderen Einheimischen haben Kurzauftritte als Kellner, Krankenschwester, Vermieterin oder berechnende Loverin – vor allem aber portraitiert Osborne alte weiße Männer. Einmal fällt der Ausdruck „Thailand as a place of exile“, und das hätte besser als Buchtitel gepasst, mit dem Zusatz „für stillose alte weiße Männer“. Es wundert nicht,…
-
Buch, Frankreich, Gut, Hot Country Entertainment, Interkulturell, Italien, Lustig, Mediterran, Reise, Reisebuch, Sachbuch, USA
Kritik Reise-Wein-Buch: The Accidental Connoisseur, von Lawrence Osborne (2004) – 7 Sterne
In Italien, USA und Frankreich tafelt, bechert und palavert Lawrence Osborne mit Star-Winzern, aber auch mit weniger bekannten Bauern und Landwirten, die nebenher eigene Tropfen keltern, sowie mit ein paar Beratern und Importeuren. Gastronomen oder Endverbraucher kommen kaum zu Wort (Osborne sieht sich selbst als weniger erfahrener Endverbraucher). Portugal, Deutschland, Österreich, Südafrika, Chile, Argentinien, Neuseeland oder Australien figurieren nicht (auch nicht Spanien mit dem nach dem Autor benannten Osborne-Sherry, immerhin auch eine Art Wein). Nebenher vermittelt der Autor plaudernd Grundkenntnisse über Anbaumethoden oder Geschmacksrichtungen, vor allem über die Unterschiede zwischen europäischen, amerikanischen und australischen Weinen und Geschmäckern und wie man „Terroir“ festmachen kann. Ausführlich redet Osborne zudem über das sich…
-
Kritik Reise-Trink-Buch: The Wet and the Dry. A Drinker’s Journey, von Lawrence Osborne (2013) – 5 Sterne
Lawrence Osborne erforscht in einer Reise, wie man in islamischen Ländern Alkohol anbaut und trinkt, u.a. im Libanon, in Pakistan, Abu Dhabi, Dubai und im Oman. Osborne pflegt einen schnöseligen, pseudokultivierten Ton, als ob er alles aus größter, mild amüsierter Distanz betrachte. Auf Goodreads erhielt das Buch maue 3,4 von 5 möglichen Lesersternen (Stand Juni 2019). Die New York Times lobte es. Gelegentlich betont Osborne seine eigene Trunkenheit bis hin zum Zittern und zu tagelangen Nachwehen. Während er Italiener und Franzosen gleich auf den ersten Seiten dafür lobt, dass sie nur aus Genuss trinken und sich nicht zudröhnen, sucht Osborne gern das Delirium. Immer wieder stellt er sich selbst als…
-
Rezension: Gebrauchsanweisung für Kuba, von Jürgen Schaefer (2016) – 6 Sterne
Das luftig-dünne Bändchen hat kein Stichwortregister und reserviert eine Viertelseite für eine Schwarzweiß-Landkarte. Keine Fotos. Es gibt zwei Kapitel unmittelbar zu Havanna, sonst keine regional ausgerichteten Kapitel, sondern Themen wie Oldtimer, Gesundheitssystem, Natur, Familienstruktur, Fidel Castro, Landwirtschaft, Aberglauben. Keine Kapitel jedoch zu Musik, Flüchtlingen und Rückkehrern, Rassenmix, Essen und Trinken (dass Schaefer lieber Bier als Rum pichelt, wird implizit deutlich) (ich hatte die 2016er-Ausgabe, hier ist Raúl Castro Regierungschef) (Musik und Rum sind wichtige Themen des Sammelbands Kuba fürs Handgepäck). Zwar liefert Jürgen Schaefers Gebrauchsanweisung für Kuba jede Menge interessante Fakten und Hintergründe, auch ein paar knappe Begegnungen, und ein paar mal wird’s richtig lustig – bei den Erfahrungen mit…
-
Rezension: Trading with the Enemy, A Yankee Travels through Castro’s Cuba, von Tom Miller (1992) – 7 Sterne
Tom Miller schreibt souverän, lässig, hoch-informiert und oft so gut konsumierbar wie ein perfekt gemixter Cocktail mit allerbesten Ingredienzien. Der US-Topjournalist Miller ist belesen, beobachtet genau, kredenzt markante Dialoge, trifft Hochrangige, Intellektuelle, TV-Köchinnen und (knapper) kleine Leute, serviert Erwartbares und Überraschungen. Wie es sich für seine Branche gehört, referiert Tom Miller sein Wissen nicht einfach; er lässt sich die Landeskunde von Wissenschaftlern, Politikern, Künstlern oder Bauern erzählen, und die Begegnungen gehören mit zum Text (anders als etwa in Schaefers Gebrauchsanweisung für Kuba). Seinen kubanischen Kontakten bringt Miller viel Sympathie entgegen, deren teils haarsträubende Unterdrückung schildert er nüchtern unkommentiert. Teils klingt er reichlich blauäugig und vertrauensselig, teils ist er zu romantisch.…
-
Rezension: Kulturschock Cuba (2016, von Jens Sobisch) – 7 Sterne
In dichter Fülle auf kleinem Raum liefert Jens Sobisch reihenweise interessante Fakten aus dem Alltagskuba, die nicht im Reiseführer stehen – idealer Reiseführer durch die Alltagskultur, insgesamt als Kuba-Dossier vor einer Reise deutlich besser als Kuba fürs Handgepäck und Gebrauchsanweisung für Kuba. Ich hatte die Ausgabe 2016, deren genaue, vierseitige Zeittafel mit Obamas Havanna-Besuch im März 2016 endet. Sobisch textet, wie ihm der Schnabel wuchs, gelegentlich holprig, verzichtet aber auf Klischees oder Passivierungs- und Substantivierungsorgien. Mitunter klingt er abgedroschen salopp („Klamotten“ für Kleidung; „Wortschmied“ für Hemingway), mitunter fidel launig: „Dass Cubaner Kinder lieben, ist eine groteske Untertreibung!“, S. 20; „Soja…galt als nutritive Allzweckwaffe: Sojalismus im Sozialismus“, S. 182. So knackig…
-
Rezension: Kuba fürs Handgepäck (2015, Hg. Eva Karnofsky) – 5 Sterne
16 kurze Kuba-Texte von ebenso vielen kubanischen oder überwiegend deutschen Autoren – also ein heterogenes Buch. Meine Ausgabe stammt von 2015, doch die einzelnen Texte haben teils zehn oder 30 Jahre auf dem Buckel – schlecht bei den vielen kubanischen Wandlungen gerade seit 2011. Ein historischer Text über die gewalttätigen Spanier ist grob 500 Jahre alt. Nicht nur die Autorenschar ist heterogen, auch die Textsorten variieren – von zwei bis 20 Seiten lang, von belletristisch bis zu Reportage und historischem Dokument, mal witzig, mal ernst. Sogar einzelne Texte sind in sich unrund: So schreibt Jeanette Erazo Heufelder unter der vom Unionsverlag neu hingeschmalzten Überschrift „La Habana – Wie ein Diamant…
-
Buchkritik: Gebrauchsanweisung für Andalusien, von Paul Ingendaay (2014, 7 Sterne) bzw. Nikolaus Nützel (2000, 5 Sterne)
Paul Ingendaay plaudert recht locker und informativ dahin; er schwenkt in unvermutete Richtungen und jubelt aus der Hinterhand allerlei Lehrreiches unter, mit persönlichen Reiseerlebenissen angereichert, ungeniert subjektiv, aber sehr lesbar. Bis auf diesen Punkt – Ingendaay klingt öfter mal arrogant (S. 20): „Es ist anzunehmen, dass die meisten Leser dieses Buches kein Spanisch sprechen“ (¡claro!). Er mahnt uns streng (¿skeptisch?), „weder beim Schnellimbiss noch bei der erstbesten Touristenabfütterung haltzumachen“. Überheblichkeit mischt sich mit Fanboytum (S. 175): Da ich nicht annehme, dass Sie passionierte Lyrikleserinnen sind, unterstelle ich, dass Ihnen die schriftstellerische Klasse des Mannes ((Lorca)) nicht unmittelbar gegenwärtig ist. Glauben Sie mir: Er ist großartig. Nach einem Lorca-Zitat befiehlt Ingendaay…