Fahrradtransporttasche Evoc Bike Bag Pro – meine Erfahrung – 4/10

Fazit:

  • Erstaufbau extrem umständlich und unübersichtlich, nur mit großer Mühe bewältigt, sehr unschön
  • 29”/47er Reifen passen kaum in die Reifentaschen
  • Reifen nicht gut geschützt: Bremsscheiben waren nach beiden Flugtransporten verbogen (aber nicht nach Autokofferraumtransporten ohne Evoctasche); außenliegende Reifenfächer nicht vertrauenerweckend, trotz gepanzertem Bremsscheibenschutz – ein Konstruktionsfehler?
  • abnehmbares Vorderrad der Evoc-Tasche geht verloren,  wenn man es vor dem Flug nicht abnimmt – noch ein Konstruktionsfehler? Ersatz kostet 45 € inklusive Versand innerhalb Europas; ich brauchte das
  • Tasche erstaunlich leicht über Straße oder Flughafenparkett zu ziehen, wenn alle Räder noch dran sind, jedoch Lenkung etwas umständlich

Ich hätte lieber eine andere Tasche, weiß aber nicht welche innerhalb dieser Gewichtsklasse. Ein 18-kg-Hartschalenkoffer fürs Fahrrad kommt nicht in Frage. Hast Du einen Tipp?

Aufbau:

Die Tasche hat bis jetzt einen Hin- und Rückflug jeweils ohne Umsteigen mitgemacht. Nach Hin- wie auch Rückflug war eine Bremsscheibe verbogen, trotz speziell “gepanzerter”, aber AUSSEN liegender Bremsscheibenfächer in den Reifenfächern.

Das Aufbauen der gelieferten Tasche aus vielen Einzelteilen gestaltete sich für mich – kein Handwerker, kein Tüftler – als überaus schwierig. Die Anleitung ist extrem knapp, ein Witz. Manche Verstärkungsstreben passen nur mit gröbster Gewalt in die Laschen. Ich konnte mir das in ein paar Videos angucken, sonst hätte ich gewiss nicht geglaubt, dass man hier noch weiter brutalstmöglich und schmerzhaft für meine Hände reindrücken muss.

Auch wie man den mitgelieferten Bike Stand Pro montiert, fand ich nur mit Videos heraus. Allerdings dienen die Videos zur gesamten Tasche mehr der Werbung; die wirklich schwierigen Stellen beim Zusammenbau überspringen sie husch husch, so dass alles viel leichter wirkt. Einer der Videoclowns sagte selbst, er sei von Evoc gesponsert; der Hinweis war überflüssig, sein Video fast auch.

Der Hersteller sollte eine eigene, sachliche und ehrliche Videoanleitung veröffentlichen, so wie es andere Anbieter von mechanisch komplizierten Produkten auch tun, z.B. von Handwerker- und Heimwerkerprodukten; in der Kategorie rangiert für mich leider auch die vielteilige Evoc-Tasche.

Ach und Krach:

Mein Mountainbike mit 29 Zoll-47er Reifen passte nur mit Ach und Krach in die Tasche, die Reißverschlüsse wurden sehr strapaziert, hielten aber. Ein spezielles Problem war das zu weit herausstechende Lenkerrohr; andererseits konnte ich den SKS Universal Infinity Gepäckträger dran lassen, jedoch ohne dessen Schutzblech. Der Sattel musste ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass 29 Zoll/62er Reifen hineinpassen; höchstens, wenn man die Mäntel entfernt, dann aber wären die Felgen stark stoßgefährdet.

Ich habe das Hauptfach und die Reifentaschen jeweils noch mit Pappe ausgepolstert, trotzdem war nach beiden Flügen eine Bremsscheibe verbogen. Womöglich sollte man versuchen, ein Rad im Hauptfach unterzubringen, nach meiner Stichprobe könnte das gehen, oder man schraubt die Bremsscheiben ab (lassen die sich leicht und ohne Tüftelei wieder perfekt dran schrauben?)

Die  Griffe der Evoctasche sind in Ordnung für den Transport, und die Tasche rollt gut auf der Straße, wenn auch etwas mühsam lenkbar. In der S-Bahn hätte ich die Räder gern gegen unerwünschte Fluchtversuche der Tasche gesperrt, aber das geht nicht (man könnte höchstens das Vorderrad abstöpseln). Das schwere Lenken fiel in Zügen und an den Bahnhöfen momentweise unangenehm auf. Man kann die Tasche aber auch hochkant auf eine kurze Seite stellen (diese Seiten nimmt dann Staub vom Boden auf).

Vorderrad geht stiften:

Ich vergaß in der Reise-Aufregung, das Vorderrad, das nur gesteckt wird, wie vorgesehen abzunehmen. Bei der Ankunft war es weg, und dies erschwert die Mitnahme der schweren Tasche von Hand sehr: Man muss stets das Vorderteil der Tasche anheben, bei mir 37 kg schwer, und ich musste damit gefühlt einige Kilometer am Großflughafen zurücklegen. Hier bräuchte es unbedingt eine Lösung, bei der man das Vorderrad nicht abnehmen muss und damit nicht verlieren kann, wenn man es beim Flug dran lässt – die Konkurrenz von Scicon bietet das meines Wissens.

Die Tasche hat allerlei seitliche Griffe, die zum Ziehen und Tragen ausreichen. Sie hat keinen zentralen Griff oben, mit dem man sie waagerecht ausbalanciert an eine Gepäckwaage hängen könnte.

Die Tasche hat tatsächlich einen kleineren blassrosa Teil, so wie zum Kaufzeitpunkt auf der Online-Abbildung zu sehen. Ich hatte die Abbildung für farblich misslungen gehalten, aber tatsächlich ist die Tasche selbst farblich misslungen; der blassrosa Teil wirkt wie ein Unfall in der Waschmaschine. Dieser blassrosa Teil zeigt nach zwei Flügen deutliche Schmutzspuren, die größeren grauen und schwarzen Stoffflächen sehen aus wie neu, die punktuelle Gummiverstärkung außen zeigt kleine Schrammen.

Bei meinem Reiserad mit Gepäckträger, Ständer, Lenkertasche, zwei Packtaschen, Plastikschutzblechen + Ersatzteilen kam das Gesamtgewicht am Flughafen auf 37 kg bei der Hinreise. Ich war so klug, die Sperrgepäck-Männer nach dem Gewicht zu fragen. Nach langem Blinzeln auf den weit entfernten Bildschirm teilten sie  “37 kg” mit; da bin ich schnell davon gelaufen, denn nur 32 Kilogramm sind erlaubt. Bei der Rückreise wurde ich am Check-In gefragt, wie viel die Tasche denn wohl wiege? 20 kg?

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