Also das sind interessante Einblicke: eine italienische Familie zieht 1971 von Sizilien ins Schwabenland und bleibt dort viele Jahre. Wir lernen einiges über Anpassungsschwierigkeiten bei Italienern und Schwaben, über unterschiedliche und wandelnde Formen von Heimweh – und über grauenhafte Ausländerfeindlichkeit.
Interessant auch die Italienurlaube der Gastarbeiter, die ihre Heimatstadt Messina bald mit halb deutschen Augen sehen. Die Kinder passen sich besser an Deutschland an als die Erwachsenen, die ihre rigiden sizilianischen Moralvorstellungen auch im Schwäbischen durchsetzen wollen; das gibt Krach.
So schreibt Brogna über sein Leben:
Gleichzeitig ist das Buch (bei Amazon) die Jugendgeschichte des Ich-Erzählers, in einem etwas naiven Ton vorgetragen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass er einzelne Personen und ihre Entwicklung genauer portraitiert und weniger Schnurren, übelriechende Pubertätswirren und öde Verallgemeinerungen bringt. Sogar über die Eltern erfahren wir äußerst wenig, den deutschen Beruf des italienischen Vaters nennt Brogna erst nach vielen Seiten.
Immerhin, wer in den 70ern und 80ern jung und in Deutschland war, wird wohl einiges wiederkennnen. Schwäbisch und Gastarbeiterdeutsch amüsieren zeitweise.
Gibt es genug Tiefgang?
Ähnlich wie im Vorgängerband Das Kind unterm Salatblatt interessiert sich der Autor vor allem für Anekdoten, weniger für Personen und ihre persönliche Geschichte. Dennoch erscheint hier beim zweiten Buch weit deutlicher eine Zeitachse und eine Entwicklung. Der Autor hat eine bestimmte, witzige Erzählart, an die er sich über die 400 Buchseiten fest klammert – ich habe ein paarmal gut gelacht, aber dann reicht es auch, die Masche leiert aus.
Von literarischer Qualität möchte ich nicht reden, zumal gelegentliche Wechsel der Zeitebene hier verwirren, speziell, aber nicht nur, auf den ersten Seiten. Dennoch liest sich das Buch runter wie nichts.
PS.
Ich hätte gern Fotos der Familie gesehen.
Freie Assoziation:
Einen “fremden” Blick auf das Leben in Deutschland liefern auch Cathy Dobson, João Ubaldo Ribeiro und David Bergmann und die Filme über arme Einwanderer Leberkäseland sowie Solino.
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