Rezension: Beastly Tales from Here and There, von Vikram Seth (Tierfabel-Gedichte, 1991) – 7 Sterne

Fazit:

Mild vergnügliche Fabeln in Versform um Tiere mit vielen menschlichen Eigenschaften, manchmal frech, immer flott und pfiffig gereimt, aber nicht mit allerletztem Pep. Erfreut wohl eher Erwachsene, denn Kinder dürften einige Wörter nicht kennen, einige Anspielungen nicht verstehen und weniger Spaß an den überraschenden Wortkombinationen haben.

Vikram Seth setzt zehn Tierfabeln in Reime um, die rund fünf bis 20 Seiten belegen. Oft geht es um Fressen und Gefressen-Werden – das Krokodil den Affen, der Fuchs den Hahn -, doch überwiegend entwinden sich die Tiere raffiniert ihrem Schicksal, dies trägt zum Lesespaß bei. Seths Kreaturen haben viele dezidiert menschliche Züge – sie lieben Schmuck, lauschen verzückt der Musik, Wölfe kochen Porridge – und daraus erwächst ein weiterer Teil des Vergnügens.

Und nicht zu vergessen: Seth reimt immer elegant und flüssig, auch wenn er gelegentlich Betonung und Aussprache verbiegen muss – bei ihm wirkt das aber eher wie augenzwinkerndes Flunkern, nicht wie eine Schwäche. Die Finesse seines Versromans The Golden Gate erreicht Seth hier nicht, aber er peilte wohl auch eine andere Zielgruppe an.

Laut einer launigen Bemerkung auf der U4 meiner britischen Phoenix-Taschenbuchausgabe stammen je zwei der zugrundeliegenden Fabeln aus Indien, China, Griechenland und der Ukraine. Zwei Stories hat Seth offenbar selbst erfunden, und das sind die schwächsten – es geht nicht um Fressen und Gefressenwerden, sondern um Musik und um einen Staudamm-Bau, gegen den sich die Tiere zusammenschließen (einige Motive erinnern vage an Farm der Tiere). Alle Geschichten sind völlig jugendfrei und auch wenn Wölfe, Füchse und Krokodilsgattinnen mitunter Böswilliges aushecken, gibt es kaum Grausamkeiten.

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