Sophie und Otto sind ein mittelaltes, kinderloses Ehepaar im New Yorker Stadtteil Brooklyn, lange vor der Gentrifizierung. Der Rechtsanwalt und die Übersetzerin besitzen ein apart-geschmackvolles Heim. Aber das Viertel um sie herum versinkt in Müll, Kriminalität und sinnloser Gewalt.
Sophie wird von einer streunenden Katze gebissen, die Wunde verheilt nicht recht, die Katze lässt sich weiterhin blicken. Weitere Themen des Romans: Männerfreunde des Rechtsanwalts, Bürostreit, und eine lange Rückblende auf Sophies längst beendete Affäre mit einem dieser Ottokumpel; dazu Typologie der liberalen New Yorker Mittelschicht und Seitenhiebe aufs Gesundheitswesen.
Insgesamt: Ein Roman über und für Bildungsbürger, über und für Die Zeit-Leser; Fox malt das Ringen um Kontrolle und Kultiviertheit gegenüber schwer fassbaren, unzivilisierten Bedrohungen kunstvoll aus. (Vielleicht ist der Roman auch deshalb erfolgreicher als andere Paula-Fox-Bücher für Erwachsene: Er zeigt unmittelbar die Leute, die solche Romane auch lesen und kaufen; andere Paula-Fox-Bücher behandeln krasse Außenseiter (In fremden Kleidern, Kalifornische Jahre) und/oder Zuwanderer (Luisa, Lauras Schweigen).)
Ruhiger Ton:
Paula Fox (1923 – 2017) schreibt ruhig und präzise. Jedes Wort sitzt. Die Dialoge bestechen, teils durch nonchalantes Aneinandervorbeireden und Selbstverliebtheit. Von Kapitel zu Kapitel wechselt die Szene – vom Wohnzimmer der Eheleute zu verschiedenen Parties, Treffen, Cafés oder Wartesälen – man könnte ein Theaterstück daraus stricken. Eine Claire sagt über Sophie, vermutlich alter ego der Autorin, was auch den ganzen Roman trifft (S. 87):
There’s something luxurious about you that reminds me of nice things. But you’re so abstracted…
Teilweise wirkt Was am Ende bleibt wie eine beißende Satire auf die gediegene New Yorker Mittelschicht. So sagt wiederum Claire (S. 78):
I thought my vanity would subside by the time i was fifty, but it’s gotten worse… all that good liberal stuff spread out before one, so reassuring, so appetizing, so flattering.
Nebenbei schreibt sich Fox offenbar Wut über New Yorker Krankenhäuser von der Seele.
Kurz, aber lang:
Ich kenne nur das engl. Original des Norton-Verlags und kann die Eindeutschung nicht beurteilen. Mit rund 156 Seiten wirkt der Roman auf den ersten Blick kurz, doch die Lektüre beanspruchte mich weit länger als ein Standardsimenonroman (der vielleicht noch etwas kürzer ist). Das hat sicher auch mit Fox’ erlesener englischer Wortwahl zu tun; ich musste öfter nachschlagen als bei anderen englischen Büchern (u.a. für “sorrel”, “bluestocking”, “suppurating”).
In einem berühmten Aufsatz, der auch in meiner englischen Ausgabe steht, lobte Jonathan Franzen 1999 Was am Ende bleibt über den Klee und hob so die schon vergessene, vergriffene Paula Fox zurück ins Rampenlicht. Fox schreibt auf jeden Fall zurückgenommener und unaufdringlicher als Franzens Vergleichsautoren Updike oder Roth.
Allerdings: Der nicht verheilende Katzenbiss führt im Roman zur Krise und wird zum vielfältig deutbaren Symbol. Dass die gebissene Sophie trotz aller Erkenntnisse und Mahnungen damit nicht gleich in Behandlung geht und erst nach zwei Romandritteln einen Arztbesuch plant, wirkt unglaubwürdig; ebenso, dass sie später ein Antibiotikum mit Whiskey herunterspült (“swallowed down the capsule with Scotch”, S. 115).
Paula Fox bei HansBlog.de:
Goodreads* | Amazon.com* | HansBlog | |||
Belletristik: | |||||
1970 | Desparate Characters | Was am Ende bleibt |
7 |
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1972 | The Western Coast | Kalifornische Jahre |
7 |
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1976 | The Widow’s Children | Lauras Schweigen |
7 |
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1984 | A Servant’s Tale | Luisa |
8 |
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2011 | News from the World: Stories and Essays | Die Zigarette und andere Stories |
7 |
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Memoiren: |
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2001 | Borrowed Finery | In fremden Kleidern |
8 |
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2005 | The Coldest Winter | Der kälteste Winter |
5 |
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Bernadette Conrad: | Die vielen Leben der Paula Fox |
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*Leserwertung (Zahl der Stimmen), Stand August 2019
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